Hexenwahn
Scheinbar ist man im neuen Konzept der Serienveröffentlichung dazu übergegangen, dass die alteingesessenen Schreiber schnell die Storyidee verfassen und jemand anderes danach den Roman schreibt. In diesem Band darf Uwe Voehl den Grundriss zeichnen und Catalina Corvo das Ganze ausarbeiten. Anfangs war ich noch sehr angetan vom bedrohlichen Ausblick auf die Zukunft Wiens. Die Ghouls werden dreister und greifen Mitglieder der Schwarzen Familie an. Ihr mysteriöser Anführer kann die Dämonen lähmen. Dann werden sie bei lebendigem Leibe von den Leichenfressern verschlungen. Dass Ghouls eigentlich keine lebenden Opfer anknabbern wäre in Anbetracht der Qualität der Serie kein schlimmer Kritikpunkt gewesen. Leider geht es dann nicht damit weiter, dass die Ghouls den Clans den Kampf ansagen. Dies wird gar nicht mehr aufgegriffen.
Die eigentliche Geschichte beginnt damit, dass Michael Zamis vom magischen Tattoo seiner Tochter erfährt und darüber sehr aufbrausend wird. Dabei hat Coco ihm schon am Ende des letzten Bandes davon erzählt. Da hat man wohl den Handlungsübergang total vermasselt. Coco wird also zu ihrem Onkel geschickt. Dort merkt man sofort, dass Voehl an der Geschichte saß. Mehrere alte Säcke versuchen Cocos Tätowierung auf sadistische Art und weise loszuwerden und geilen sich an ihren Schmerzen auf. Über widerliche Anzüglichkeiten und Angegrabbele muss man in der Serie eigentlich gar nicht mehr reden. Das gehört zu CZ wie Glendas Kaffee zu JS.
In Wien haben die üblichen Mitglieder des Zamisclans auch ihre Probleme. Folgendes Szenario: Wenn die BILD morgen einen Leitartikel herausbringt, dass es in Berlin Teufelssekten von echten Hexen gibt, was wird passieren? Der Großteil der Leser wird nur darüber lächeln und mal einen harmlosen Tweet verfassen. Oder in den nächsten Tagen ist ganz Berlin auf den Beinen und veranstaltet mit Fackeln eine Hexenjagt. Man kann sich denken, was davon bei CZ eintritt. Dabei erhalten sie Tipps von irgendwem im Hintergrund und belagern zielsicher die Anwesen der Schwarzen Familie. Auch das Haus der Zamis' wird gestürmt. Dass man dabei magische Schutzzauber überwinden muss beweist den Bürgern endgültig, dass Magie wirklich existiert. Falls es nun keinen riesigen Vergessenszauber gibt, ändert das ziemlich viel. Oder man tut die nächsten Bücher einfach so, als wäre nie irgendwas passiert.
Coco kann sich im entscheidenden Moment aus dem Schloss ihres Onkels davonmachen, um ihrer Familie zu helfen. Mit dem Tattoo der Oppositionsdämonen rettet sie diese vor der Verbrennung auf Scheiterhaufen. Dafür ist sie dem Widerstand jetzt allerdings einen Gefallen schuldig.
Dann sind da noch neue Vergangenheitspassagen um Michaels Vergangenheit. In Wien trennen sich die Wege von ihm und seinem Bruder. Ingvar verlässt die Stadt, weil er lieber im Krieg Leute schnetzeln will, als an irgendwelchen politischen Intrigen teilzunehmen. Michael versucht sich also allein einen Ruf in der Stadt zu machen. Zum Beispiel bei der Feier einer dunklen Gräfin. Da geht es gut zur Sache. Alle Stammleser schonmal die Hand auf dem Schritt platzieren. Eine junge Frau wird gezwungen einen Mann sehr heftig oral zu befriedigen. Uwe Voehl hat wohl kürzlich irgendwelche „Deepthroat bis zum Kotzreiz“-Pornos gesehen. Danach wird die Dame dann ordentlich vaginal genommen, bis die Mumu blutet. Warum schreiben Leute wie Catalina Corvo für so eine Serie? Auffällig ist, dass viele der neueren CZ-Autoren (unter diesem Pseudonym zumindest) sonst keine Werke veröffentlicht haben. Später stellt sich heraus, dass die Gräfin selbst jede Nacht von ihrem untoten Mann vergewaltigt wird, was uns weitere detaillierte und geschmacklos geschriebene Szenen beschert. Wem vertraut sie dieses erniedrigende Geheimnis wohl an? Richtig, irgendeinem Fremden der erst kurz in der Stadt ist und das erste mal auf einem ihrer Feste. Michael darf ihr dann helfen.
Von Ghouls, welche aus dem Schatten ihrer niederen Existenz treten und sich für all die erlittene Schmach rächen, abgesehen von einer Hand voll im Prolog, keine Spur. Außer dem Hintermann der Hexenjagt in Wien.
„Ghoule sind in der Stadt. Diese Tatsache ist für die Zamis-Familie zunächst nicht ungewöhnlich, aber bald nimmt die Zahl der Leichenfresser zu – und sie gebärden sich, als wollten sie die Herrschaft über Wien übernehmen.“ hieß es in der Vorschau. Hoffentlich passiert da in der zweiten Geschichte etwas. Sonst fühle ich mich sehr verarscht.
(3 von 10 Freaks)
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