VHR Band 431: Die Dämonen von Dartmoor von Joe Dunhill
Ernest Galloway hatte sich seine letzte Ruhe sauer verdient. Zwanzig Jahre und sieben Monate im Gefängnis von Dartmoor sind keine Kleinigkeit. Das hielten nicht viele durch. Ernest Galloway hielt durch. Sein unbändiger Wille, wieder die Luft jenseits der grauen Mauern zu atmen, hielt ihn aufrecht. Es hatte sich gelohnt. Fast fünf Jahre vor der Zeit wurde er begnadigt. An einem trüben Novembermorgen öffneten sich für ihn die Gefängnistore. Al Gibson, der Aufseher, klopfte ihm auf die Schultern und sagte fast ein wenig neidisch: "Mach's gut, Galloway! Du kommst wenigstens hier raus. Mein Lebenslänglich wird nicht amnestiert. Wirst du abgeholt?" Der Fünfzigjährige, der wie ein gut gehaltener Siebziger aussah, tippte sich gegen die Stirn. Natürlich erwartete ihn niemand mehr. Draußen waren zwanzig Jahre anscheinend noch länger als im Bau. Trotzdem freute er sich, wieder dazuzugehören. Er freute sich so sehr, daß er einen kleinen Japser machte und zusammenbrach. Al Gibson hatte noch nicht einmal das Tor hinter ihm zugemacht, da war Ernest Galloway schon tot.
Verfasst von Joe Dunhill (= Wolfgang Rahn)
Titelbild von Terry Oakes
Erschienen 19.05.1981
__________________
Nur der Mond schwamm immer noch leuchtend und wunderbar in den unermesslichen Weiten des funkelnden ukrainischen Himmels; ebenso majestätisch atmete die ungeheure Höhe, und die Nacht, die göttliche Nacht verglühte; ebenso schön lag die Erde im verzauberten Silberlicht.
Nikolaj Gogol: Die Mainacht oder Die Ertrunkene