VHR Band 442: Strandhotel der sieben Schreie von Uwe Vöhl
Prolog
(Frankreich 1794)
"Tötet die Hexe!" schrie der grauhaarige Fischer haßerfüllt. "Sie hat mir meine beiden Söhne genommen." Er schüttelte die Fäuste, und hätten ihn nicht zwei starke Männer zurückgehalten, hätte er sich wohl auf das gefesselte Mädchen gestürzt. In den Gesichtszügen des Mädchens mischten sich Stolz und Angst. Es war schwarzhaarig, und rassigen, gerundeten Gesichtszügen nach zu schließen keine Einheimische, vielmehr schien es aus den östlichen Ländern zu kommen. Das Mädchen schrie auf, als sich hinter der wohl dreißigköpfigen Zuschauermenge drei Gestalten in langen weißen Kutten und Kapuzen hervorschoben. Mit einem flehenden Blick schaute das Mädchen hinauf zum Himmel, wo sich die Wolkentürme bedrohlich zusammenzogen. Noch war es hell, aber es konnte nicht mehr lange dauern, und der Mond würde zu sehen sein. "Was schaust du hinauf?" fragte einer der weißen Kapuzenmänner. "Dort oben wird für dich kein Platz sein. Deiner war und bleibt in der Hölle, Hexe!"
Verfasst von Uwe Voehl
Titelbild von Udo Linke
Erschienen am 04.08.1981
Der Henker, Bd. 3
Ein Nachdruck erfolgte als Dämonen-Land Bd. 98
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Nur der Mond schwamm immer noch leuchtend und wunderbar in den unermesslichen Weiten des funkelnden ukrainischen Himmels; ebenso majestätisch atmete die ungeheure Höhe, und die Nacht, die göttliche Nacht verglühte; ebenso schön lag die Erde im verzauberten Silberlicht.
Nikolaj Gogol: Die Mainacht oder Die Ertrunkene