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Olivaro Olivaro ist männlich
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Dabei seit: 15.05.2013
Beiträge: 8305

08.03.2017 21:11
Bibliotheca Dracula - Eine Einführung
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Es begann mit einem Buch, zu dem Uwe Bremer die Bilder und Hans Carl Artmann den Text lieferten ("Drakula Drakula", 1966). Michael Krüger, damals Lektor beim Herbig Verlag, griff die Idee Bremers, die berühmtesten Schauerstücke der Weltliteratur in Deutschland zu publizieren, auf und erstellte ein Konzept, aus dem dann später die Bibliotheca Dracula hervorgehen sollte. Ursprünglich sollte die Buchreihe im Herbig Verlag erscheinen, aber mit dem Weggang von Krüger zum Carl Hanser Verlag wurde sie dann dort verlegt. Für die künstlerische Gestaltung konnte Uwe Bremer gewonnen werden werden, der dieser Buchreihe dann ihr charakteristisches Erscheinungsbild verlieh; neben allen Umschlägen stammen auch die illustrierten Vorsätze meist von ihm.

Gestartet wurde die Reihe 1967 mit dem Blutsauger schlechthin. Bram Stokers Dracula ist zwar nicht Stammvater, dafür aber populärster Vertreter der blutsaugerischen Gilde - und jetzt zugleich Namensgeber für die neue Buchreihe. Danach folgten bis 1973 pro Jahr zwei Bände mit Schwarzer Literatur. Den Ausklang bildete dann wieder Bram Stoker mit einem Erzählband; diese Zusammenstellung erschien 1974 und wollte nicht so recht in das Konzept der ganzen Reihe passen.

Buchreihen phantastischen Inhalts haben es seit jeher schwer, und dies wurde auch am Beispiel der Bibliotheca Dracula deutlich vor Augen geführt: Die Nachfrage nach den Büchern wurde den Kosten und Aufwendungen für Rechte, Ausstattung und natürlich Übersetzungen nicht gerecht. Der heute eher gering erscheinende Preis für die Bibliotheca Dracula stand damals in keinem Verhältnis zu den immer populärer werdenden Taschenbüchern. So zog der Verlag aus dieser Entwicklung die Konsequenz und stellte die Reihe nach vierzehn Bänden ein. Vergessen wurde die Bibliotheca Dracula jedoch nicht, die Lizenzausgaben für die Buchgemeinschaften, Taschenbuchausgaben oder jene drei dickleibigen Sammelbände beim Zweitausendeins Versand waren sehr erfolgreich, die Originalbände aber entwickelten sich rasch zu begehrten Sammlerobjekten. So ist die Bibliotheca Dracula zusammen mit der Bibliothek des Hauses Usher aus dem Insel Verlag als Wegbereiter hochwertiger Phantastika in Deutschland anzusehen. Und wenngleich der Carl Hanser Verlag seine Buchreihe mittlerweile etwas lapidar abtut*, zeigt sie doch, wie schöne Bücher aussehen sollen, scheinbar "triviales" Schriftgut literaturwissenschaftlich aufbereitet wird und den nicht geringen Einfluss auf die Literatur aufzeigt. Ohne die Bibliotheca Dracula wären einige der wichtigsten Werke des Genres in Deutschland wohl noch immer nicht publiziert.

Die meisten Übersetzungen in der Bibliotheca Dracula sind zwar tadellos, doch haben jene von Friedrich Polakovics das Niveau der Übersetzungskunst neu definiert. Der Österreicher schaffte es, mit seinen ausgefeilten und gewollt altertümlichen Wortgebilden auch den Geist der Werke wiederzugeben - eine beachtliche Leistung, die wohl jedermann zufriedenstellen wird. Eine ähnlich glänzende Tätigkeit trug auch viel zum Ruhm der Bibliothek des Hauses Usher bei.

Das Programm der Bibliotheca Dracula umfasste neun Romane, erstmals in deutscher Sprache oder zumindest vollständig übersetzt, vier exklusiv für diese Reihe zusammengestellte Anthologien sowie einen Band mit Erzählungen. Das Spektrum reichte vom frühen Skandalwerk Lewis' ("Der Mönch") aus dem Jahre 1796 bis hin zum klassischen Kriminalroman des Gaston Leroux, dem im Jahre 1910 erschienenen Roman "Das Phantom der Oper", dem jüngsten Werk in der unheimlichen Bibliothek; von hervorragend edierten Themenbänden, die einige der wichtigsten Gebiete der Phantastik erfassen, bis hin zu den Schilderungen beängstigender Geisteszustände; die "erklärte Phantastik" einer Ann Radcliffe ist ebenso erfasst wie der krude Schrecken eines Bram Stoker, erotischer Vampirismus genauso wie die schwärmerischen "Hymnen an die Nacht".

Die einzelnen Bände traten in edelster Ausstattung auf, die den Bücherfreund vor eine schwere Entscheidung stellt: Soll er sie mit den farbigen und illustrierten Umschlagen oder ohne diese "Haut" in sein Regal stellen? Denn auch ohne Hülle sehen die Bücher schön aus, uniform in schwarzes Leinen gebunden und aufgeprägten Rückschildern erinnern sie an die altertümlichen Folianten, wie man sie in einem verrufenen Schloss in Siebenbürgen noch finden mag... Zu bemängeln ist allenfalls die Inkonsequenz bei der Innengestaltung der Bände, die nicht immer konform gingen mit den Umschlagillustrationen von Uwe Bremer. Bei drei Bänden blieben die Vorsatzblätter schwarz, bei einem wurden anstatt von Bremer-Motiven historische Abbildungen von menschlichen Mutationen gezeigt, während im letzte Band die sechs Bildtafeln nach einem japanischen Märchen ("Das Rattentöchterlein") eher befremdlich wirken.




(Bibliotheca Dracula)



(Vorsatzmotive von Uwe Bremer)

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Nur der Mond schwamm immer noch leuchtend und wunderbar in den unermesslichen Weiten des funkelnden ukrainischen Himmels; ebenso majestätisch atmete die ungeheure Höhe, und die Nacht, die göttliche Nacht verglühte; ebenso schön lag die Erde im verzauberten Silberlicht.

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