Wer immer auch die bei Suhrkamp herausgegebenen Übersetzungen besser fand, muss sich eines vor Augen führen: sie ist nicht originalgetreu. Der Dichter Artmann, der ja überhaupt erst durch seine Lovecraft-Übersetzungen bekannt wurde, hat nach seinem Gutdünken hinzugedichtet , also eher nachgedichtet als übersetzt. Andere hatten einfach vieles weggelassen, was ihnen nicht gefiel. So gab es, bis zu dieser wichtigen Neuübersetzung nichts von Lovecraft in deutscher Sprache, das auch nur im Ansatz dem Original nahe kam. Wer Lovecraft also in Übersetzung lesen will oder muss, kommt an der Festa-Variante nicht vorbei, vor allem weil Erläuterungen, Aufsätze, Briefe usw. Entstehungsgeschichten beleuchten werden und für ein weiterführendes Verständnis unerlässlich sind.
Die einzelnen Bände sind nicht chronologisch geordnet, was zur Folge hat, dass alle Teile ausgewogen stark sind.
Kleine Korrektur bitte: Hans Carl Artmann ist keineswegs durch die Lovecraft-Übersetzungen bekannt geworden, sondern war auf dem Gebiet der sprachgestalterischen Lyrik und Prosa schon lange vorher eine anerkannte literarische Größe, wurde früh bei Suhrkamp verlegt und sein Werk "Drakula, Drakula. Ein transsylvanisches Abenteuer", das 1966 erschienen ist und von Uwe Bremer grafisch gestaltet wurde, kann als "geistige Keimzelle" der "Bibliotheca Dracula" bei Hanser angesehen werden. In seinem Werk finden sich viele Versatzstücke und Elemente der Phantastik, deren Kenner er auch war. "Frankenstein in Sussex" ist ebenfalls ein Beispiel seiner genialen Fabulierkunst. Was nun seine Lovecraft-Übersetzungen betrifft, hast du natürlich absolut recht: da sind diverse literarische Gäule mit ihm durchgegangen.
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Nur der Mond schwamm immer noch leuchtend und wunderbar in den unermesslichen Weiten des funkelnden ukrainischen Himmels; ebenso majestätisch atmete die ungeheure Höhe, und die Nacht, die göttliche Nacht verglühte; ebenso schön lag die Erde im verzauberten Silberlicht.
Nikolaj Gogol: Die Mainacht oder Die Ertrunkene