Halloween in Gotham City - Teil 2
Batman - The Long Halloween
Part 1 – 13
Autor: Jeph Loeb
Zeichner: Tim Sale
DC Comics; 1996, 1997
Nach den für sich stehenden Halloween-Specials aus den Vorjahren (siehe „Halloween in Gotham“) ging das Team Loeb und Sale im Folgejahr das Thema um einiges ambitionierter an, viele bezeichnen das Resultat schlichtweg als Meisterwerk und ich will mich da gerne anschließen.
Zentral ist in dieser Geschichte, die in 13 Bänden von Halloween 1996 bis Halloween 1997 veröffentlicht wurde, aber nicht unbedingt die Halloween-Geschichte. Vielmehr handelt es sich um ein ausgeklügeltes who-dunnit, das am 31. Oktober anfängt und dessen Handlung sich dann über genau ein Jahr erstreckt. Die dazwischenliegenden Ausgaben sind jeweils einem Feiertag gewidmet (Thanksgiving, Weihnachten, Neujahr, Valentinstag usw.). Es geht um Morde innerhalb der Mafia, der mysteriöse Killer wird „Holiday“ genannt, weil er seine Morde an Feiertagen verübt. Verknüpft werden die einzelnen Feiertage dann noch mit bekannten Figuren aus dem Batman-Universum. Dabei ist, wie schon in den vorigen Specials, die Handlung in der Anfangszeit von Batmans Karriere angesiedelt und so bekommen wir dann auch mit, wie aus dem Staatsanwalt Harvey Dent der Schurke Two-Face wird. Diese Szene wurde in ähnlicher Form auch in Christopher Nolans Batman Verfilmung
The Dark Knight gebracht; man darf also davon ausgehen, dass
The Long Halloween hier Pate gestanden hat.
Die Geschichte ist ungemein spannend erzählt, denn der Leser fiebert mit Batman mit, dem Killer das Handwerk zu legen, bevor dieser sein nächstes Opfer findet. Gleichzeitig muss ein drohender Krieg zwischen verfeindeten Mafia-Familien verhindert werden. Die Handlung beginnt mit einem grandiosen Pastiche zu Coppolas
Pate-Film, um dann am Ende des ersten Bandes auf den Mord zuzusteuern. In den weiteren Ausgaben folgen weitere Morde. Erst im 12. Teil wird die Identität des Mörders enthüllt, die Geschichte bleibt aber auch bei mehrmaligem Lesen immer noch spannend.
Auch Tim Sales Zeichnungen sind wieder superb, es gibt viele doppelseitige Bilder und auch hier ist wieder reichlich Platz für seine typischen Bizarrerien und ungewöhnlichen Perspektiven (und ganz nebenher: seine Selena Kyle / Catwoman dürfte eine der attraktivsten der Comic-Geschichte sein…).
Insgesamt ein rundum gelungenes Lesefest!
Durch den großen Erfolg kam es mit
Batman – Dark Victory (1999/2000) und
Catwoman – When in Rome… (2004/05) noch zu zwei Quasi-Fortsetzungen. Zeichnerisch sehen diese zum Teil sogar noch besser aus, und sie lassen sich hervorragend lesen, an die Klasse von
The Long Halloween reichen sie als Gesamtwerk diesmal aber nicht heran. Das Team Loeb/Sale hat auch zu weiteren Gelegenheiten noch zusammengearbeitet und mit
Superman for all Seasons, Daredevil: Yellow, Spider-Man: Blue u.a. weitere schöne Beispiele ihres außergewöhnlichen Schaffens präsentiert.
The Long Halloween erschien in Deutschland in mehreren Fassungen. Zunächst brachte Ehapa die Geschichte in sieben Teilen heraus (1999/2000) und von Panini wurde die gesamte Story in einem Band noch einmal auf den Markt gebracht.
Eine besonders bibliophile Ausgabe hat der US-Verlag DC im September diesen Jahres bereitgestellt: Unter dem Titel
Batman Omnibus by Jeph Loeb & Tim Sale fasst dieser fast 1200 Seiten dicke Lesebrocken im Hardcover sämtliche Ausgaben zum Thema zusammen, also sowohl die drei Specials, als auch
The Long Halloween, Dark Victory und Catwoman: When in Rome. Natürlich kann es beim Lesen schon etwas hinderlich werden, ca. 3 kg jonglieren zu müssen, und mit ca. 75 € ist der Band auch nicht ganz billig, aber besser kann man sein Geld kaum anlegen.
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"Rosebud" C.F.Kane