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Tulimyrsky Tulimyrsky ist männlich
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Dabei seit: 08.10.2008
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26.03.2019 16:27
Teil 1: Die Gruft der Dunklen Mutter
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Die Gruft der dunklen Mutter

„Ich wette, du traust dich nicht!“, sagte Stephen und stocherte weiter mit seinem krummen Holzstock in der Erde herum. „Weil dazu ja auch sehr viel Mut gehört, sich in eine Gruft einsperren zu lassen und eine Nacht darin zu verbringen. Das ist Dummheit und kein Mut.“, erwiderte der angesprochene Evan der neben ihm auf einem Baumstamm saß, seine Hände tief in seiner Jacke vergraben. „Da wäre es schon weit mutiger deine Mutter nackt zu sehen“, setzte Evan provozierend nach. Stephen lachte leise und fuhr mit seinem Stock eine Linie auf dem Boden nach. „Du hast doch nur die Hosen gestrichen voll, Evan.“ Stephen machte eine kleine Pause und zog eine weitere Furche in den Boden. „Zwei von uns waren bereits in der Gruft und kamen gestärkt wieder raus. Das hat uns alle weitergebracht.“ „Ja, besonders Brenda, die jetzt sabbernd vor sich hin starrend oben im County Hospital sitzt, sich einnässt und von lebenden Toten spricht. Wenn sie denn spricht.“ „Das ist eben der Preis, wenn man zum Kreis der Auserwählten dazu gehören will. Nur wer den Mut besitzt eine Nacht in der Gruft der Dunklen Mutter zu verbringen, wird in ihren Kreis aufgenommen.“

Stephen hob den Kopf und blickte Evan herausfordernd an. „Weißt du eigentlich, welchen Scheiß du gerade von dir gibst?“ fragte Evan mit lauter Stimme. „Eine unserer Freundinnen ist in diese verdammte Gruft gegangen, hat sich einsperren lassen und kam raus als geistiges Wrack. Als menschliches Gemüse. Und du willst, dass ich da reingehe und eine Nacht darin verbringe? Erzählst mir einen von einer Dunklen Mutter und von Auserwählten. Du spinnst doch völlig, Stephen!“ Evan stand ruckartig auf. „Wo willst du hin, Evan?“, fragte Stephen. „Wohin werde ich schon gehen wollen? Ich gehe ins Krankenhaus zu Brenda und schaue nach, wie es ihr geht. Dir scheint es ja egal zu sein, was aus ihr geworden ist.“ „Oh, wenn es dich beruhigt… Brenda wird bald hier sein.“ „Wie bitte? Willst du mich weiter verarschen? Schätze die Nacht in der Gruft hat auch bei dir einiges durcheinandergebracht. Ich jedenfalls hau hier ab.“

Evan drehte sich um und wollte über den Baumstamm steigen, der beiden bisher als Sitzgelegenheit diente. Abrupt verharrte er und blieb stocksteif stehen. Hinter dem Gebüsch hatte er eine Bewegung gesehen. Da kam jemand den Hügel hinauf. Neben ihm hörte er Stephen leise und zugleich wissend lachen. Er starrte ungläubig zu ihm hinunter. „Ich habe dir doch gesagt, dass Brenda hier gleich auftauchen wird.“ Stephen gab belustigende Laute von sich und freute sich wie ein kleines Kind. Evan jedoch blickte wieder zum Gebüsch und sah, wie eine Person durch die Zweige brach. Es war tatsächlich Brenda. Sie hatte nichts weiter an als ein Krankenhaushemd und kam tapsend weiter auf die beiden jungen Männer zu. Evan erschrak zutiefst, als er das ganze Blut bemerkte, dass ihr vom Mund tropfte. „Brenda. Was?“, stammelte Evan.

„Hallo, Evan!“, flüsterte Brenda, „Es wird Zeit für dich, die Gruft der dunklen Mutter zu besuchen!“ Noch bevor Evan zu einer Reaktion fähig war, griff Brenda mit einer Schnelligkeit zu, die man ihren vorherig tumben Bewegungen nie für möglich gehalten hätte. Ihre schmutzigen und blutverkrusteten Hände schlossen sich erbarmungslos um Evans Hals. Gnadenlos drückte ihm Brenda die Luft ab. Evan versuchte sich zu befreien, versuchte Brendas Hände wegzuschlagen, aber der Sauerstoffmangel setzte ihm bereits heftig zu. Noch einmal bäumte sich Evan auf und stemmte sich gegen die schier unmenschliche Kraft Brendas, aber er hatte keine Chance. Er hatte keine Kraft mehr und sackte zusammen. Aber auch jetzt ließ Brenda ihn nicht los und starrte ihn mit hassverzerrtem Gesicht an. „Wenn du nicht freiwillig zur dunklen Mutter willst… dann eben mit Gewalt “, hörte er Stephens Stimme nah an seinem Ohr, bevor er das Bewusstsein verlor.

Evan erwachte mit dröhnendem Kopf und mörderischen Halsschmerzen. Er versuchte sich zu bewegen, doch musste er feststellen, dass er auf einem primitiven Holzstuhl saß, seine Hände hinter seinem Rücken fest mit einem Seil an eben jenen Stuhl gebunden. Evan versuchte sich zu befreien. Vergebens. Die Fesseln saßen zu stramm, als dass er sie hätte lockern können. Seine Kopfschmerzen und die Schmerzen im Hals taten ihr Übriges und so blieb Evan erst mal ruhig sitzen und versuchte Kraft zu schöpfen. Er schloss dazu die Augen. In der herrschenden Dunkelheit konnte er ohnehin nichts erkennen. Nur der feuchte, modrige Geruch ließ darauf schließen, wo er war. In der Gruft der dunklen Mutter. Plötzlich hörte er ein leises Wispern. Ein Flüstern drang an seine Ohren. „…freier Wille…“ Evan konnte nicht ausmachen woher die Stimme kam. „…muss freiwillig sein…“ Evan drehte seinen Kopf und suchte den geheimnisvollen Flüsterer.

Allmählich hatten sich auch seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt. Er konnte ein wenig mehr erkennen. Vor ihm stand ein großer steinerner Sarkophag. So weit Evan das erkennen konnte, verschloss die Grabplatte den unteren Teil nicht komplett. Evan versuchte noch mehr von seiner Umgebung und vor allem einen Hinweis auf die geheimnisvolle Stimme zu entdecken. Nichts. Evan konnte niemanden entdecken. Da vernahm er ein weiteres Geräusch. Es hörte sich so an wie ein Schluchzen. Und es kam direkt aus dem Sarkophag.

Trotz seiner heftigen Halsschmerzen rief Evan krächzend: „Hallo? Ist da wer?“ Jetzt hörte er aus dem Sarg ein lauteres Schluchzen. Er rief lauter: „Hallo? Ich bin es, Evan. Hört mich jemand?“ Dumpf vernahm Evan eine Stimme. „Hilfe! Bitte! Irgendjemand!“ Ungläubig riss Evan seine Augen auf. „Brenda? Bist du das?“ „Ja. Ich bin es. Ich bin hier drin eingesperrt! Bitte hilf mir! Ich habe solche Angst!“ Evan hörte Brendas Schluchzen aus dem Sarg. „Wie bist du da reingekommen? Du wolltest mich vorhin noch erwürgen!“, rief Evan.

Brenda antwortete weinend: „Ich weiß es nicht. Das letzte, woran ich mich erinnern kann, ist, dass ich in diese verdammte Gruft gegangen bin, weil Stephen mich dazu überredet hat. Dann gingen irgendwann die Kerzen aus und ich habe wahnsinnige Angst bekommen.“ Sie machte eine Pause. „Plötzlich wurde es eiskalt hier drin. Dann ist sie gekommen.“ „Wer?“, wollte Evan wissen. „Die Dunkle Mutter.“, antwortete Brenda schluchzend. „Und ab da weiß ich nichts mehr. Gar nichts mehr!“ Die letzten Worte schrie Brenda förmlich heraus. „Bitte hilf mir, Evan! Ich will hier raus!“ Brendas Worte gingen Evan unter die Haut. War das die gleiche Brenda, die ihn vorhin hatte töten wollen? Welches tödliche Spiel sollte hier gespielt werden? Egal was es auch war, Evan musste etwas unternehmen.

Seine Beine konnte Evan bewegen, sie waren komischerweise nicht gefesselt. „Brenda! Ich bin hier selbst gefesselt, aber ich versuche mich zu befreien. Dann helfe ich dir!“ rief Evan. „Bitte beeil dich. Ich habe solche Angst!“, kam es weinerlich aus dem Sarkophag zurück. Evan stemmte seine Beine in die Erde und stieß sich mit aller Kraft ab. Er musste den Stuhl einfach zerbrechen, dann könnte er sich bestimmt von den Handfesseln befreien. Evan kippte wie erwartet nach hinten und stieß an die Wand. Somit lag sein gesamtes Gewicht nur auf zwei Stuhlbeinen. Er stieß sich ein weiteres Mal ab und landete wieder auf der Sitzfläche. Dann ein weiteres Mal. Und ja. Evan hörte es knacken. Bald musste der Holzstuhl zusammenbrechen. Mit Schwung warf er sich noch gegen Stuhl, der endlich mit einem lauten Bersten zerbrach.

Sofort merkte Evan, wie der Druck an seinen Handgelenken nachließ. Er befreite sich von seinen Fesseln, stand auf und rieb seine Handgelenke. „Evan? Was ist passiert?“, rief Brenda. „Nichts. Alles gut! Ich komme jetzt zu dir!“ Evan ging vorsichtig zum Sarkophag. Er schob die schwere Grabplatte unter großer Anstrengung soweit zur Seite, dass er in den Sarkophag hineinsehen konnte. Schwach konnte er Brenda darin erkennen. Sie trug noch immer das blutdurchtränkte Krankenhaushemd. Evan griff hinein und half Brenda in eine sitzende Position. Sie umarmte ihn und vergrub weinend ihren Kopf in seiner Schulter. Tröstend hielt er sie im Arm und meinte: „Komm! Lass uns hier endlich verschwinden!“

Evan half Brenda vollständig aus ihrem steinernen Gefängnis und hielt sie fest, als sie einknickte. Brenda deutete in die Dunkelheit und sagte:“ Dort ist die Türe. Durch die kommen wir in den Vorraum der Gruft. Dann geht es die Treppe hoch.“ „Also los. Gehen wir.“ Evan hakte Brenda unter und langsam bewegten sie sich mit ausgestreckten Armen in Richtung Tür. Brenda erschrak und zuckte zusammen, als sie mit ihrer Hand die Tür berührte. Evan übernahm die Führung und suchte den Türgriff. Er zog ihn auf und quietschend öffnete sich die Tür zum Vorraum, der mittels Kerzen ein wenig erleuchtet war. Brendas Schrei ging durch Mark und Bein und Evan entdeckte warum Brenda geschrien hatte.

In einer Ecke des Vorraums lag Stephen mit zertrümmertem Schädel. Eine große Blutlache hatte sich um ihn herum gebildet. Er war zweifellos tot. Brenda schlug die Hände über ihrem Mund zusammen und schluchzte. Evan nahm Brenda in den Arm und hielt sie fest. „Bitte hilf mir, Evan. Bitte hilf mir. Ich habe solche Angst!“ Evan versuchte Brenda zu beruhigen. „Ja, Brenda. Ich bin hier. Ich helfe dir.“ Sie schaute ihn hilflos an. „Wirklich? Wirst du mir helfen? Aus freien Stücken?“ Verwirrt blinzelte Evan und sagte: „Ja, natürlich helfe ich dir.“ Brenda bewegte ihren Kopf ganz nah an Evans Ohr und flüsterte: „Danke.“

Evan spürte einen wahnsinnigen Schmerz im Unterleib und als er an sich hinuntersah, bemerkte er Brendas Hand, die ein Messer in der Hand hielt, welches sie ihm in den Bauch gerammt hatte.
„Danke, Evan! Danke. Du warst der Letzte! Dich habe ich noch gebraucht, um sie empfangen zu können!“

Langsam zog Brenda das Messer aus Evans Bauch, nur um gleich wieder an anderer Stelle zuzustoßen. Evan stöhnte auf und sackte langsam zu Boden. Fragend blickte er Brenda an. „Freiwillige Opfer! Die habe ich gebraucht. Was seid ihr Menschen nur für Narren!“ Brenda lachte lauthals auf. „Sieh her, während du auf dem Boden meines Grabes dein armseliges Leben aushauchst.“ Evan sah zu Brenda hoch und bemerkte eine immer stärker werdende Wölbung ihres Bauches.
"Ja. Du siehst richtig. Durch dein Opfer wächst in mir die dunkle Mutter heran. Ich werde mit der dunklen Mutter niederkommen." Brenda jubelte auf. "Und dann wird sie hier auf Erden eine Schreckensherrschaft errichten. Niemand wird sie stoppen können!"
Brendas Bauch wuchs mit erstaunlicher Geschwindigkeit immer weiter an.
"Sie wächst!" Brenda schrie es förmlich heraus. "Gleich ist es soweit!" Evan krümmte sich am Boden vor Schmerzen. Er spürte, wie das Leben langsam aus ihm rann. Er konnte es nicht aufhalten. Seine Hände waren getränkt in seinem eigenen Blut.

Brenda schrie auf und fiel rücklings auf den Boden. Evan konnte kaum noch etwas erkennen. Schmerzen spürte er keine mehr. Seine Augenlider flatterten. Er wusste, gleich würde er die gnädige Umarmung des Todes spüren. Das Schreien eines Babys war das letzte, was er in seinem Leben hörte. Die dunkle Mutter war geboren...

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Ich bin nicht der Messias - Doch, du bist es. Ich muss es wissen, denn ich bin schon einigen gefolgt.

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28.03.2019 01:34
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Also die Geburt der Dunklen Mutter finde ich gelungen, gut beschrieben und bis jetzt interessant umgesetzt, ich werde es weiter lesen, auf jeden Fall liegt das hier schon mal auf nem guten Kurs...

LG Lessy großes Grinsen Alt

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