Von meiner Seite aus wieder ein Blick ins Exposé:
Horror-Exposé von Ernst Vlcek
Der Fluch des Hauses Kane
Der Dämonen-Killer 20
Schauplatz: London
Zeit: September (Herbststimmung)
Hinweise:
Coco ist fort. Dorian hat noch nichts von ihr gehört, er kennt ihren Aufenthalt nicht. Er leidet unter ihrer Abwesenheit, gibt es aber mit keinem Wort zu, sondern läßt die anderen seine schlechte Laune spüren. Kontroversen mit Miß Pickford.
Magus VII, der neue Fürst der Finsternis von eigenen Gnaden gibt Ruhe. Dennoch gehen die Recherchen der Inquisitions-Abteilung weiter. Diese Daten bitte am Anfang in die Handlung einfließen lassen, daß der Zusammenhang mit den vorangegangenen Bänden gegeben ist. Deshalb beginnt dieser Roman in der Jugendstil-Villa, dem Hauptquartier des Dämonen-Killers. Sonst ist die Handlung aber in sich abgeschlossen. Der Stoff bietet für den Autor viele reizvolle Möglichkeiten und sollte nicht ohne einen Schuß Poesie und Melancholie geschrieben werden. Ein Vorteil ist es - so sieht es zumindest der Exposé-Schreiber -, daß alle handelnden Personen lebensnahe sind, so phantastisch die Geschehnisse auch sind. Dadurch können Szenen vermieden werden, die dem Autor beim niederschreiben als "peinlich" erscheinen. Wir kennen das alle.
Auf geht's!
Handlung:
In der Jugendstil-Villa beginnen, die Daten unter "Hinweise" beachten und in die Handlung bringen. Miß Pickford ist wegen Phillip, dem Hermaphroditen besorgt. Er benimmt sich seltsamer als sonst. Dorian, der sich in letzter Zeit wegen eigener Probleme kaum um Phillip kümmern konnte, wird hellhörig.
In der kommenden Nacht bemerkt der Dämonen-Killer, wie der Hermaphrodit sich aus dem Haus schleicht. Es ist Vollmond - das ist wichtig! Dorian folgt Phillip, der den Garten durchquert und durch die kleine Tür in der rückwärtigen Gartenmauer auf die Straße schlüpft. Es geht kreuz und quer durch den Vorort von London, bis Phillip zu einem Anwesen kommt.
Es ist ein altes Haus aus dem Mitte des vorigen Jahrhunderts. Phillip wird von einem etwa zehnjährigen Jungen erwartet, den der Hermaphrodit "Jimmy" nennt.
Achtung: Phillip kann sich nicht so artikulieren wie du und ich. Er spricht nur kurze Sätze, vollendet sie kaum, und was er sagt ist meist zusammenhanglos. Bei der folgenden Handlung muß der Dialog also hauptsächlich von Jimmy geführt werden.
Jimmy begrüßt Phillip freudig; die beiden kennen sich also bereits. Jimmy gemahnt Phillip leise zu sein, denn seine Mutter hat sicher etwas dagegen, daß ihn ein Freund besucht. Außerdem ist der Untermieter Mr. Keystone im Haus, der sich aufspielt, als sei er sein und Cyrils Vater.
Cyril ist Jimmys Schwester. Sie tritt gleich darauf aus dem Haus: ein hübsches neunzehnjähriges Mädchen. Sie hat ein schwarzes Kopftuch und einen kleinen Blumenstrauß. Kommt, sagt sie zu beiden, und Phillip und ihr Bruder Jimmy folgen ihr. Dorian ist unentdeckt geblieben und hat auch nicht vor, sich zu erkennen zu geben. Er will wissen, was hier vorgeht. Die Sache erscheint ihm äußerst mysteriös. Aber weniger das Verhalten der Kinder, als die Tatsache, daß Phillip Freundschaft mit ihnen geschlossen hat. Sonst hat der Hermaphrodit große Kontaktschwierigkeiten.
Die drei gehen auf den Friedhof hinaus. Cyril legt die Blumen auf einen Grabhügel, betet und spricht abschließend die Worte: "Gebe Gott, daß ich dich nie mehr wieder zu töten brauche, Mutter."
Hat der Dämonen-Killer richtig gehört? Jimmy sagte doch vorhin im Garten zu Phillip, daß seine Mutter im Hause sei. Ist Cyril nicht seine richtige Schwester. Solche Aussagen und Überlegungen einflechten, Widersprüche machen, die sich beim Romanende aufklären. Jimmy kann seiner Schwester in seiner jungenhaften Art auch vorhalten, daß Mutter doch im Hause sei. Cyril wischt sich die Tränen ab. Sie lächelt unter Phillips Berührung. Es wäre möglich, daß Phillip auf das Mädchen steht. Er hat schon einmal eine unglückliche Liebe gehabt (Band 3).
So geht zurück zu dem alten Haus auf dem riesigen Grundstück. Jimmy bleibt mit Phillip im Garten. Cyril geht ins Haus. Dorian wartet eine Weile, dann will er sich entschließen, Phillip nach Hause zurückzuführen. Da ertönt in Hause ein wüstes Geschrei.
"Mutter, Mutter!" ruft Jimmy. Und "Mr. Keystone hat ihr etwas angetan."
Der Dämonen-Killer stürmt ins Haus. Alles deutet darauf hin, daß sich darin ein Drama abspielt. Im Erdgeschoß öffnet er die Tür eines Schlafzimmers. Darin ein Bett in dem ein uralter Mann liegt, an den sich im Schlaf eine uralte Frau klammert, so als hätte sie Angst. Die beiden werden nicht wach. Sie fürchten sich im Schlaf, als hätten sie einen bösen Traum.
Dorian entdeckt bei einem flüchtigen Blick auch einen Stand-Bilderrahmen auf einen Nachttisch, wie man ihn für Familienfotos verwendet. Aber das uralte Foto zeigt nur eine Wiese. Seltsam.
Dorian hört Geräusche aus dem Obergeschoß. Ein Stöhnen wie von einer Sterbenden, das Weinen eines Mädchens und eine polternde Stimme, die dieses Haus und alle darin wohnenden Personen verflucht.
Im Obergeschoß angekommen, findet Dorian in einem zerwühlten Bett eine nackte Frau, die in ihrem Blut daliegt. Die Augen schreckensweit offen etc., aus dem Herzen ragt ihr ein Vampirpfahl. Aber Dorian kann auf einen Blick feststellen, daß es kein Vampir ist. Er durchsucht die anderen Räume, aber von Cyril und dem Mann, der da den Fluch ausgesprochen haben muß, fehlt jede Spur. Als Dorian in den Garten hinunterkommt, fehlt auch von Jimmy und Phillip jede Spur.
Ende des Auszuges aus DK-Exposé Nr.20
Interessant finde ich bei dieser Geschichte nicht so sehr den Vampir als solchen, sondern das Mysterium um die Kane-Geschwister und ihr Haus und diese Überlagerung von Vergangenheit und Gegenwart. Der vampirische Mr. Keystone spielt ohnehin nur eine untergeordnete Rolle - obwohl er durchaus Furcht einflößend und beeindruckend beschrieben wird. Natürlich war das Exposé entsprechend zurückhaltend und nicht sonderlich actionbetont, aber später hat es Appel nicht mehr allzu oft geschafft, derart stimmungsvoll zu schreiben. Und die paar ungeklärten Aussagen/Widersprüche, warum zum Beispiel Mr. Keystone Phillip, den er doch fürchten sollte und ihn auf diese Weise los werden könnte, vor den Rockern rettet, nehme ich da gerne hin. __________________
Eine tragische, traurige und dennoch letztendlich rührende Geschichte, in der Dorian Hunter eine eher passive Rolle einnimmt und die Figur des Phillip Hayward einen nachhaltigen Auftritt bekommt. Und dass letztendlich ein Teil des Mysteriums ungelöst bleibt, verleiht dem Roman eine ganz besondere Note.
Nur der Mond schwamm immer noch leuchtend und wunderbar in den unermesslichen Weiten des funkelnden ukrainischen Himmels; ebenso majestätisch atmete die ungeheure Höhe, und die Nacht, die göttliche Nacht verglühte; ebenso schön lag die Erde im verzauberten Silberlicht.
Nikolaj Gogol: Die Mainacht oder Die Ertrunkene
Mit fortschreitend großer Erleichterung las ich diesen Roman. Der in "Der Fluch des Hauses Kane" umbenannte Titel "Bei Vollmond wird gepfählt" von Earl Warren (Walter Appel) hat mich positiv überraschen können: Möglich, dass es dem Autor mehr liegt, nicht über 60 klein gedruckte und eng gesetzte Seiten "voll bekommen" zu müssen, jedenfalls hat er diese Story ansprechend geschrieben. Einzig die Erwähnung, dass Phillip ein Hermaphrodit ist - das müsste jede(r) nach wenigen Seiten kapiert haben - war mir dann doch zu viel.
Sei's drum: Solide Kost, teils schon fast poetisch, atmosphärisch gelungen; insgesamt bewerte ich diesen Roman mit "gut"!
In sehr groben Zügen: Kurt Bernhard war bei Pabel Cheflektor und hat Ernst Vlcek nach dem eingereichten Exposé zum ersten DK-Roman den Auftrag für weitere gegeben; diese Exposés stammten bis zum Ende der Erstauflage (bis auf wenige krankheitsbedingte Nummern) ebenfalls von Vlcek. Frau Sybille Illfeld war dabei Bernhardts rechte Hand, die auch den Kontakt zu den Autoren unterhielt und wohl auch lektorische Aufgaben übernahm, während Kurt Luif die Leserkontaktseite betreut hat.
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Nur der Mond schwamm immer noch leuchtend und wunderbar in den unermesslichen Weiten des funkelnden ukrainischen Himmels; ebenso majestätisch atmete die ungeheure Höhe, und die Nacht, die göttliche Nacht verglühte; ebenso schön lag die Erde im verzauberten Silberlicht.
Nikolaj Gogol: Die Mainacht oder Die Ertrunkene
Zitat:
Original von Weltenbummler
Ist eigentlich Ernst Vlcek der Lektor in dieser Zeit gewesen?
Gruß
DWB
Nein.
Ernst Vlcek hat nur die Dämonenkiller-Exposés verfasst. Die Dämonenkiller-Redaktion saß damals in München. Kurt Bernhardt war in den Siebzigerjahre der Chefredakteur des Pabel-Verlages und Frau Illfeld hat ihm unterstützt. Frau Illfeld schickte z. B. die Titelbildvorschläge an Kurt Luif und dieser nahm sie mit zu den zweiwöchigen Gespräche mit Ernst Vlcek über die zukünftigen Dämonenkiller-Romane und so manches Titelbild beeinflusste Ernst Vlcek beim Verfassen der DK-Exposés.
Moin,
vielen lieben Dank für eure Informationen. Dann bin ich jetzt im Bilde. ;-)
Zum Roman. Sehr atmosphärische Geschichte. Und vor allem sehr konsequent. Besonders der letzte Satz. Aber gerade das macht wohl Dorian Hunter so beliebt. Er ist kein abgerundeter Typ, sondern ziemlich … eigen. Und das macht ihn zum Sympathieträger.
Earl Warrens Roman fügt sich also sehr gut in die Serie ein. Ich bin auch nach 20 Bänden total zufrieden. Das ist Lesefreude pur.
DWB
Spannend, fesselnd und in einen wunderschönen Rahmen gefasst - __________________
die (SEHR GUTE) Story um die Geschwister Kane hat epischen Charakter. Das fabelhafte Gleichnis des leeren Fotos im Silberrahmen, welches sich am Ende des Romans mit idyllischem Leben füllt, könnte nicht treffender für dieses Drama gewählt worden sein. Die Quintessenz dieser dunklen und zauberhaften Geschichte offenbart sich so als schöner, sichtbarer Abschluss einer langen Phase der Qual und des Schreckens... Am Ende sind sie also erlöst.
Was so monströs, aber auch verträumt und spielerisch daher kommt, hätte natürlich ein TOP verdient. Hier muss ich jedoch (rein subjektiv) behaupten, dieses geniale Exposé hätte noch ein klein wenig lyrischer umgesetzt werden können. Stoff für wundervolle atmosphärische Beschreibungen und traumartige Sequenzen hätte es genug gegeben. Aber das ist (wie immer bei DH) Jammern auf sehr hohem Niveau. Walter Appel gab hier einen äußerst gelungenen Einstand, der sich ohne weiteres in das qualitativ hochwertige Gefüge des DK einbringen konnte.
Der Optimist erklärt, dass wir in der besten aller möglichen Welten leben. Der Pessimist fürchtet, dass dies wahr ist. (J.B. Cabell)
Ein begeistertes 'Sehr gut' von mir. Ich kann bei diesen Romanen den nur am Rande miterlebten 70er Flair nachvollziehen und tauche gern in diese Welt ein. __________________
DK macht immer wieder Spaß. Ich werde dranbleiben... Hoffentlich schafft Bastei mehr als 50 Hefte
Ich bin nicht der Messias - Doch, du bist es. Ich muss es wissen, denn ich bin schon einigen gefolgt.
Obwohl ich diesen Roman wirklich gut fand, bleibt Earl nur "der Dritte". Es ist gar nicht mal ein Vorbehalt von mir, denn tatsächlich - das sagten ja schon alle - fügt er sich hervorragend ein. Und so kann ich noch nicht einmal benennen, warum es mir nur zu einem "gut" reichte. Es waren womöglich Kleinigkeiten wie die Illusionen in der U-Bahn, die man hätte besser umsetzen können (gerade den Zerberus fand ich doch etwas lächerlich). Der Vampir "schützt" Philipp, um ihn dann später von den Geschwistern eventuell töten zu lassen? Das ging mir genauso wenig auf, wie die Frage, was Philipp überhaupt damit zu tun hatte. Über all die vielen Jahre verschwanden so viele junge Frauen und es gab nicht einen einzigen Verdachtsmoment? Anhand des Privatdetektivs hat man ja gesehen, wie wenig gesichert der Garten war.
Nun, die Geschichte der Geschwister machte das alles mehr als wett. Aber unterm Strich bleiben eben ein paar Kleinigkeiten, die mir im Kontrast dazu etwas zu plump bearbeitet wurden.
Die Mischung machts... war ich zuvor skeptisch was den dritten Autoren im Bunde betraf, wurden die Bedenken während dem Lesen völlig weggewischt... __________________
Was für ein lebendiger stimmungsvoller Wechsel gegenüber den anderen Bänden... mir hat das außerordentlich gefallen... klasse wenn solch elementare Naturbeschreibungen wie Wind und Regen dezent zum Fluidum beitragen... auch wenn das im Verlauf der Handlung über das Heft dann weniger wurde... vielleicht gewöhnte ich mich aber auch nur allzu schnell an den Schreibstil des Herrn Autor...
Wenn ich auch nicht immer mit Phillip seiner Beschreibung und Darstellung über die vorangegangenen Bände so recht glücklich war, hier passte es für mein dafürhalten vorzüglich... eine hervorragende Geschichte im Rahmen des Dorian Hunter Kosmos...
Über die Gesamtheit der Story hier ließe sich ja vortrefflich streiten, war ja so eher ein vorhandener Noir-Touch wie er ja allerdings später wohl zum Bsp. bei Sinclair niemals erschienen wäre... hätte... dürfte...
Das ich hier ein Top vergeben muss, ist nicht nur einzig und allein der Stelle mit der Straßenbahn geschuldet... oder vielleicht doch?!
( 5 von 5 bleiche Gesichter von Fahrgästen )
PS.: um das für mich einzuordnen, zum Erscheinen des Romans war ich gerade mal 6. Klasse auf der doch völlig anderen Seite des Ufers... wusstet ihr eigentlich das wir da auch noch Samstag zur Schule mussten... Nun ja, anders kann ich mir meine spätere Berufswahl heute auch kaum noch erklären... davon abgesehen finde ich die Titeländerung voll okay... war ja Voll(mondig) und auch Viel zu offensichtlich, so zusagen der Wink mit dem Zaunspfahl... zum Pfählen...
Dem Wunder der Siebziger auf der Spur!