Die Hexe Ismelda und ihr Geliebter, ein gebannter Engel, Aibon und das Schwarze Herz in seiner Schatulle. Da frage ich mich, ob der Roman auf eine Geschichte von Rafael Marques aufbaut, die ich damals übersprungen habe. Ich verstehe erstmal gar nichts, obwohl sich der Einstieg gleich wieder sehr angenehm liest und Lust auf mehr macht. Und es passiert gleich ziemlich viel, durch eine Kettenreaktion der Ereignisse.
Danach geht es um Fernanda Torres, die beim „Sturz in die Verdammnis“ vor einem halben Jahr eine für mich total unwichtige Nebenerwähnung war. Jedenfalls hatte ich sie schon wieder vergessen. Der Name wurde auch nur genannt, sie ist meines Wissens nicht einmal selbst in Erscheinung getreten. Und dann gibt es auch noch ihre beiden Brüder, mit denen sich John und Suko ein typisches Schussgefecht liefern. Die Kerle können entkommen. Außerdem meldet sich Sir James. Es geht auch nicht um die Mordserie, sondern um etwas ganz anderes. Um einen neuen Fall. Interessant. Vielleicht gibt es jetzt jeden Marques ein kurzes Zwischenkapitel um den Torres-Clan und irgendwann beginnt dieser Plot nach genug Anheizen wirklich.
Der rumänische Geheimdienst braucht Hilfe. Aber Wir können Tanner jetzt nicht einfach so im Stich lassen, wo wir zumindest schon wissen, wer hinter der Mordserie steckt. Deshalb fliegt Suko nach Rumänien und John bearbeitet den Torres-Fall hier weiter. Na hoffentlich wird das nicht zu überladen. Oder beide Fälle laufen auf magische Weise durch den heiligen Heftromanzufall zusammen.
In Rumänien erfährt Suko, dass auch mindestens ein Ghoul im Revier des Todesengels lebt. Außerdem erfährt er aus der obligatorischen Chronik die obligatorische Legende um den Todesengel Namir. Er wurde schließlich gebannt, indem man sein Herz in eine Schatulle legte. Die in Aibon gefertigt wurde. Wie es der Heftromanzufall so will, lebte in einem nahen verlassenen Kloster ein Druidenzirkel, der natürlich von Aibon wusste. Der Rote Ryan höchstselbst half gegen Namir und schwächte ihn genug, damit er ihm das Herz herausschneiden konnte. Jetzt hätte der Rote Ryan es vernichten können, doch stattdessen entschied er sich, den Worten in dem Buch zu folgen und es in die Schatulle zu legen.
Und nun? Wie geht es weiter? Ein Ghoulangriff sollte dem Plot auf die Sprünge helfen. Die engen Erdtunnel sind immer ein guter Lieferant für unheimliche Szenen. Dabei tut sich eine interessante Frage anf. Offenbar verstand er ihn nicht nur, er war auch in der Lage, mit ihm zu sprechen, und das in akzentfreiem Englisch. Ein rumänischer Ghoul spricht perfektes Englisch? Der Ghoul ist eine mäßig nützliche Informationsquelle. Und der örtliche Pfarrer muss Suko sogar retten, als ein weiterer Leichenfresser ihn überrumpelt.
Die nächste Spur führt zum örtlichen Heimatforscher, der aber schon getötet wurde. Immerhin hat sein Angreifer eine Nachricht hinterlassen. “Die Rache ist mein“, las er mit brüchiger Stimme vor. „Heute um Mitternacht werde ich erscheinen, die Kirche entweihen und den Pfarrer töten. Damit ist die alte Schuld abgetan. Jeder, der sich mir in den Weg stellt, wird sterben.“ Natürlich steht die Nachricht nicht schon Tage dort, sondern der Mord geschah erst vor einigen Stunden. Da schlägt das Heftromantiming wieder zu. Und noch einen Zufall gibt es. Der Pfarrer trägt ein Kreuz, das Johns sehr ähnlich sieht und seit Generationen im Dorf weitergereicht wird. “Der Pfarrer berichtete ihm von der Legende des Todesengels, und dieser Mann, mit dem er sprach, erklärte sich dazu bereit, ihm eine Kopie seines Kreuzes zu schmieden und weihen zu lassen. Dies ist diese Kopie, und der Mann, der es geschmiedet hat, hieß Vraceslav Marek.“ Der Großvater vom bekannten Frantisek Marek. Nur eine kleine Nebenbemerkung, die mich nicht stört.
Wegen dem bevorstehenden Angriff des Bösewichts hat man alle Dorfbewohner evakuiert. Denkt man zumindest. Ein Messdiener will heimlich helfen und ist mit einer Monstranz aus der Kirche unterwegs, um ein paar Ghouls auf dem Friedhof zu vernichten. Tolle Idee! Nichts gegen den improvisierten Streitkolben. Netter Einfall. Aber es muss einfach schief gehen. Als Suko und der Pfarrer den Schrei des Messdieners hören und zu ihm eilen, werden sie getrennt. Na prima. Auf dem Friedhof wiederholt sich noch einmal die Szene aus dem Ghoultunnel. Suko kann einen Leichenfresser erledigen, wird aber gleichzeitig von einem anderen überrumpelt. Sukos Herz raste, und langsam ahnte er, dass es diesmal kein Entkommen mehr geben würde. Ach wo, dann ist es halt dieses mal der Messdiener und nicht der Pfarrer, der den Chinesen in letzter Sekunde rettet.
Dann hetzt Suko schnell zur Kirche, um den Pfarrer vor dem Todesengel zu beschützen. Dieses mal wirkt der Stab des Buddha wieder so, dass er nicht die Zeit anhält, sondern nur Personen in Hörweite erstarren lässt. Wie es eigentlich sein sollte. Aber es wird immer noch verschieden genutzt. Naja. Jedenfalls schafft Suko es dieses mal nicht. Die Zeit ist um, bevor er den Pfarrer retten kann und der Todesengel Namir bricht ihm das Genick. Ups. Aber man kann halt nicht immer gewinnen. Namir hält sein Wort und will nun sich in seine Welt zurück ziehen. Das reicht Suko natürlich nicht. Er vernichtet die Kreatur mit der Dämonenpeitsche. Wer dieser Todesengel wirklich gewesen war und wo sich seine Verbindung zu Aibon fand, würde für immer sein Geheimnis bleiben. Von dem Buch, das Namir gestohlen hatte, fehlte jede Spur, und auch in Laci fand er nichts mehr, was auf die Herkunft dieses Wesens oder weitere Ghouls hinwies, die sich eventuell noch in der Gegend aufhalten konnten. Damit ist der Fall erledigt. Zumindest an diesem Schauplatz. Denn in London gibt es einen kleinen Epilog. Der Mann wusste, dass er es schaffen konnte. Allerdings nur, wenn sich alle Teile seines Plans zueinander fügten. Und am Ende würde ihm ein besonderer Mann dabei helfen, sein großes Ziel zu erreichen. Ein Mann, den er sehr gut kannte. John Sinclair! Also doch eine Verknüpfung der Vorfälle. War ehrlich gesagt klar.
Eines hat mir schonmal sehr gut gefallen. Es war als Einstieg in die Trilogie ein eigener kleiner Fall. Ein Zwischenabenteuer. Es muss nicht nur Mehrteiler geben, die eine einzige epische Geschichte erzählen. Hier geht es eigentlich um die Schatulle, doch dadurch wird ein Todesengel freigesetzt, der am Ende des Hefts erledigt ist. Nun kann man sich den vielen offenen Fragen widmen, worum es hier eigentlich geht.
Abgesehen von einigen vertretbaren Heftromaneigenarten hat Rafael Marques wieder eine tolle Geschichte geschrieben. Keine Stelle, die mich wirklich gestört hat. Gut, viele Dinge mag ich auch einfach noch nicht einschätzen und möchte die Entwicklung beobachten, bevor ich mich dazu äußere.
Der Todesengel Namir mit den paar Ghouls ist als Gegenspieler gut gewählt. Schön, dass er nicht weiter ausgereizt wurde. Hoffentlich bleibt der tot. Die Schauplätze sind stimmig beschrieben. Ein paar nette Einfälle sind dabei, trotzdem bleibt aber alles im Sinclairflair, das der Autor so perfekt beherrscht. Nicht angestaubt aber auch nicht bis zur Unkenntlichkeit modernisiert.
(8,5 von 10 Kreuzen) für diesen SEHR GUTen ersten Band der Trilogie. Ich bin halt Marques-Fanboy und mag seinen Stil.
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Aktuelle Lesereihenfolge:
1. John Sinclair
2. Maddrax