__________________
Auf der anderen Seite des Weltenrisses: Victorius ist auf der Suche nach der Tasche mit Speicherkristallen, die von einem Luftschiff gefallen ist. Die Tasche könnte jetzt sonstwo liegen. In einer unerreichbaren Felsspalte, von einem Fluss weggeschwemmt, im Geäst irgendwelcher hoher Bäume. Das ist eine blödsinnige Idee, doch Simon Borner wird schon die passenden Heftromanzufälle einbauen. Wie er die Tasche findet, lässt der Autor einfach mal weg. Ist auch besser so. Zeitsprung, Victorius ist im Besitz der Tasche mit den Kristallen. __________________
Damit geht er nun auf Reisen. Das könnte wieder ein toller Abenteuerroman werden. Wie das literarische Vorbild des Hefttitels. Victorius ist auf der Suche nach Menschen, die noch vom Einfluss des Streiters frei sind. Ausgerechnet im Epizentrum des Bösen. Noch so eine dumme Idee.
Durch den Vergleich von Kartenmaterial dieser Welt mit seinem Wissen aus der MX-Welt findet er im ersten Heftdrittel schon tatsächlich einen unbefleckten Stützpunkt, der von einem Tarnfeld umgeben ist und von den Dunklen noch nicht entdeckt wurde. Man schießt das Luftschiff natürlich ab und nimmt den vermeintlichen Feind gefangen.
Victorius wird ein wenig gefoltert, um das Dunkle in ihm hervorzulocken. Als klar wird, dass er vielleicht doch nicht besessen ist, darf er zum Oberhaupt des Stützpunktes und sein Anliegen vorbringen. Es wird ihm erlaubt, an den Forschungen hier teilzunehmen. Dabei entwickelt sich schnell was zwischen ihm und der Forscherin Sanyu. Die beiden schlafen auch direkt miteinander, muss auf 64 Seiten Heftroman ja schnell gehen. Er plant mit ihr schon eine Zukunft und eine Familie. Seine Frau und sein Sohn aus der MX-Welt sind für ihn Vergangenheit.
Victorius trägt ja selbst das Dunkle in sich, wenn auch anders. Er wurde nicht davon übernommen, es ist eine Seite in ihm. Eine Stimme in seinem Kopf. Ein neuer Teil seiner Persönlichkeit. Und die manipuliert sein Handeln immer wieder, ohne dass er es merkt. Drei gefangenen Dunklen, die als Laborratten dienen, wird so die Flucht ermöglicht. Bei der sie natürlich Sanyu töten. Der Stützpunkt ist verloren. Victorius kann sich nur noch mit den Kristallen in ein Luftschiff setzen und abhauen.
Einen Vergangenheitsrückblick gibt es auf 2017. Mit genug Trump-Kritik, der zu dieser Zeit gerade Präsident in der Parallelwelt ist. Elender Hetzer und genug dumme Trottel lassen sich von seinem Hass anstecken. Und Rassismus gegen Schwarze, ganz viel Rassismus gegen Schwarze. Den muss auch Naala Adwoa erfahren, die ein unabhängiges Radio leitet und die Propaganda des bösen Trump aufdeckt. Sie wird angeschossen. Statt sie als Opfer zu sehen, wird sie in einer weiteren Vergangenheitspassage 2020 wegen „antiamerikanischer Verschwörung“ zu dreifachem Lebenslänglich verurteilt. Das ist natürlich lächerlicher Unsinn, aber so funktioniert dieses tyrannische Trump-Regime. Die Trump-Supporter fordern sogar ein härteres Urteil. Ihre Familie ist machtlos.
Ein klassischer Borner und wieder so ein Brückenroman. Victorius erreicht nichts. Er fährt mit einem Luftschiff und Kristallen hinaus in die Welt und kehrt mit einem anderen Luftschiff und Kristallen zurück. Der Kontakt zu dem Stützpunkt endet im Desaster, die Experimente an den Dunklen führen zu nichts. Im Gegensatz zum letzten Roman von Oliver Müller bringt Simon Borner als Autor für mich auch nichts mit, das die Geschichte lesenswert macht. Die unwahrscheinliche Rückgewinnung der Kristalle wird gar nicht erst erzählt, die unwahrscheinliche Entdeckung des Stützpunktes geschieht bereits im ersten Heftdrittel. Leider kein Reiseabenteuer mit vielen Schauplätzen und Zwischenhalten. Dafür eine unnötige Vergangenheitsgeschichte mit Autorenzeigefinger. (6 von 10 Kometen) und ein MITTEL.
https://gruselroman.fandom.com/de
Aktuelle Lesereihenfolge:
1. John Sinclair
2. Maddrax