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Bin ich wohl der erste, der hier seine Meinung zu diesem Band postet - hier ist sie: https://buecherbums.blogspot.com/2022/01/mx573-aufgeraumt.html
Kurzfassung: Eine gute Story, unaufgeregt erzählt. Dadurch bringt Hensch ein wenig Klarheit in die Gesamthandlung, was dringend mal nötig war. Allein, der Plot böte genug Stoff für zwei Hefte, was mir persönlich lieber gewesen wäre.
Nachdem eine dimensionswandelnde durch Materie krabbelnde Mutanten-Super-Siragippe das Zentrum des Dunklen nicht ausschalten konnte, soll es jetzt ganz normaler Sprengstoff erledigen? Ein fragwürdiger Plan, aber nun gut. Außerdem will man den Weltenriss versiegeln. Vorher muss man aber Victorius zurück in diese Welt holen und dann von dem Dunklen heilen. So viele tolle Pläne auf einmal, wo bis jetzt nicht mal Schritt für Schritt die kleineren Ziele erreicht wurden. __________________
Auf der anderen Seite übernimmt nach langem Kampf die dunkle Seite Victorius. Sein innerer Dämon Umbusi. Er folgt den Spuren seines verschwundenen Gottes. Ja, diese Welt steht noch unter der Herrschaft des Streiters. Doch sein Machtzentrum ist verschwunden und einige seiner Jünger planen den Aufstand, weil sie denken, sich jetzt alles erlauben zu können. Auf diese Konsequenzen der anderen Seite hätte man ruhig mehr eingehen können. Der Leser erlebt, wie in der MX-Welt plötzlich die Dunkle Stadt auftaucht. Aber wie in der Parallelwelt die Stadt für die Erdbevölkerung für Monate verschwunden ist, wird kaum thematisiert. Leider greift Umbusi beim Herumkramen in Victorius‘ Rucksack doof an den Daa’muren Kristall und verliert die Kontrolle über den Körper. Schade, der kurze Ausflug der bösen Seite ist schon wieder vorbei.
Grao, Ira und einige Luftschiffe des Kaisers lenken die Dunkle Stadt ab, damit Matt und Aruula strategische Sprengsätze platzieren können. Nanu, sollte die belebte Stadt echt nicht in der Lage sein, ihre Sinne auf mehrere Orte gleichzeitig zu lenken? Schließlich schlängeln ihre Tentakel-Bauten auch überall herum und verteidigen die Stadt. Shadar im Herzen des Dunklen bemerkt das Vorgehen der Helden tatsächlich, lässt sie aber gewähren. Weil er mehr über ihren Plan erfahren will. Naja, was soll schon der Plan sein, wenn man haufenweise Sprengladungen anbringt? Das scheint dem Dunklen egal zu sein. Es lässt die Explosionen zu und die teilweise Zerstörung der Stadt. Die Helden ahnen nichts und werden nicht misstrauisch, weil ihnen plötzlich so einfach gelingt, was ewig unmöglich schien. Nun wollen sie den Weltenriss stabilisieren, um Victorius zurückzuholen, bevor sie das Portal für immer versiegeln. Matt und Aruula fliegen im Gleiter in die verdorbene Parallelwelt. Dem Kaiser ist das nicht genug. Zum zweiten mal kann er heimlich in einem Luftschiff davonfliegen und den Helden folgen, weil er seinen Sohn selbst retten will.
Victorius war eigentlich die ganze Zeit klar, dass er nicht mehr in die MX-Welt gehört und in der Parallelwelt besser aufgehoben ist. Er hätte von seinem Vater gerettet werden können, hat sich aber bewusst dagegen entschieden. In geistiger Klarheit und mit gutem Gewissen. Nie kamen ihm Zweifel. Immer wenn er darüber nachdachte, bestätigte er seine Entscheidung. Aber jetzt will er plötzlich unbedingt zurück. Wie praktisch.
Man merkt, dass sich der Unterzyklus seinem Zwischenfinale in der 575 (oder 574?) nähert. Da muss alles ganz schnell gehen. Die Dunkle Stadt lässt die Helden plötzlich gewähren, weil sie neugierig ist, was sie so vorhaben. Obwohl sie alle Eindringlinge bisher bis aufs Blut bekämpft oder besser verdorben hat. Victorius war immer sicher in seiner Entscheidung, die MX-Welt hinter sich zu lassen und sich mit der Parallelwelt zu arrangieren. Er hatte mehrere Motive dafür und die haben alle Sinn gemacht. So schreibt man interessante Charaktere abseits von Schwarz und Weiß. Nun vollführt er eine 180 Grad Wende und will wieder zurück. Diese Spontanentscheidung hat keine nachvollziehbare Motivation dahinter, das ist der Knackpunkt. Aber es passt halt perfekt, gerade jetzt, wo die Helden ihn zurückholen wollen und das Portal öffnen. Matt und Aruula sind eh unsterbliche Serienhelden und übermächtig. Damit der Leser in der Fortsetzung mitfiebern kann, muss also der Kaiser noch reingeschrieben werden.
Aus dramaturgischer Sicht sind diese Entwicklungen durchaus positiv. Wenn man auf eine natürliche Entwicklung der Handlung achtet, stören sie aber. Da hätte ich lieber noch zwei weitere Hefte gehabt, in denen Umbusi/Victorius durch die dunkle Parallelwelt reist, deren Herz seit einigen Monaten verschwunden ist. Diese Passagen sind von Stefan Hensch nämlich absolut klasse geschrieben, wie ich es von ihm gewohnt bin. Für das Skript des geplanten Plots kann er nichts, an das muss er sich halten.
GUTe (7 von 10 Kometen). Solche Dinge machen für mich den Unterschied zwischen einem guten spaßigen Heftroman und einem erstklassigen packenden Stück Highlightliteratur aus. Meckern auf hohem Niveau halt.
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1. John Sinclair
2. Maddrax