Handlung: Über mehrere Nächte hintereinander wacht Zamorra stets, mitten in der Nacht, mit dem Gefühl auf, dass etwas nicht stimmen würde. Eine Ursache dafür entdeckt er zunächst nicht. Das ändert sich als er eines Nachts einen Fremden im Kaminzimmer sitzen sieht. Ohne sich vorzustellen fordert er von Zamorra die Herausgabe seines Porträts, dass sich im Château befinden soll. Als Nicole ihn mit dem Dhyarra angreift, sucht der Fremde sein Heil in der Flucht. Mit vereinten Kräften gelingt es den Dämonenjägern den Flüchtigen, noch auf dem Gelände des Châteaus, wieder einzufangen. Zamorra untersucht alte Hautteile, die der Fremde abwarf. Er stellt erstaunt fest, dass diese aus bemalter Leinwand bestehen. Als ob zuvor nichts gewesen wäre, sitzt Dorian Gray nahezu selbstverständlich mit Zamorra und Nicole am Frühstückstisch. Bevor Gray diesen verlässt verlangt er von Zamorra, dass dieser ihm sein Porträt wieder beschafft. Falls Zamorra diese Forderung nicht erfüllt, droht Gray damit, ihm Nicole zu nehmen, das Château zu zerstören und seine Freunde und die Bewohner von Saint-Cyriac zu töten. Hat Zamorra überhaupt eine Chance diese Forderung zu erfüllen? Erste tiefere Recherchen ergeben, dass das Porträt womöglich niemals in Frankreich ankam, entgegen der sogenannten Lieferbescheinigung einer alten Anwaltskanzlei, die Dorian erhielt.

Meinung: Für diesen Roman übernahm Michael Mühlehner mit Dorian Gray, die Titelfigur des einzigen Romans, des irischen Schriftstellers Oscar Wilde, ins Zamorra - Universum. Wildes Roman „Das Bildnis des Dorian Gray“ wurde auch verfilmt. Das Titelbild zum Roman erstellte wieder Mario Heyer mit KI - Software.

Weil mich Michael mit seinen Romanen bislang noch nicht restlos überzeugen konnte, war ich erst einmal noch etwas skeptisch darüber, was er mit der Ausleihe der Figur des Dorian Gray bezweckte. In Michaels Roman wurde Dorian Gray in einer Höhle in der Nähe von Schanghai in einem Jadeschrein gefunden und aus einem Opium-Schlaf erweckt. Ansonsten entsprach entsprach die Hintergrundgeschichte um das magische Bildnis, dass Dorian Gray ewige Jugend garantieren sollte, eins zu eins dem Original von Oscar Wilde.

Weniger genau ging Michael aber mit den Serienfakten der Zamorra – Serie um. Es irritierte mich schon sehr, dass Michael Nicole ein eigenes Schlafzimmer andichtete, in das sie sich zeitweise zurück ziehen würde. Davon hatte ich in den mehr als 500 von mir gelesenen Romanen der Serie noch nie etwas gelesen. Zumindest wäre es mir nicht im Gedächtnis geblieben. Das gleiche galt für den Dhyarra, den Nicole, entgegen der Probleme in Band 1305, wieder benutzen konnte, als ob nie zuvor irgend etwas anderes gewesen wäre und ohne irgend eine Erklärung dazu. Garantiert neu war das Pendel mit dem Kyra aufgespürt werden konnte. Das waren für mich Beispiele für die These, dass die Zamorra – Serie immer mehr in Einzelteile zerfiel, weil die Autoren nicht zusammen an einer einheitlichen Serie arbeiteten. Im Gegensatz dazu schrieb jeder Autor seine eigene Serie. Für mich war die Ursache dafür eine schlechte Kommunikation des zuständigen Redakteurs, als Bindeglied, zwischen den Autoren. So wurden Tatsachen oder Änderungen die ein jeweiliger Autor einbrachte, in der Regel nicht rechtzeitig an die Kollegen weitergegeben. So waren sie dann leider im nächsten Roman einfach wieder verschwunden. Wie es besser ging zeigte derzeit der neue Redakteur der John Sinclair – Serie. Einziger Trost war noch, dass die Romane der Zamorra – Serie zumindest qualitativ immer noch ein allgemein gutes Niveau hatten. Diese Kritik sollte nicht missverstanden werden, sondern eher ein Anreiz für Verbesserungen sein.

Im großen Ganzen war Michaels Schreibstil in Ordnung und der Roman von Aufbau, Thematik und Spannung her solide. Allerdings drückte sich Michael nicht immer klar und präzise aus. Ein Beispiel dafür war das Kapitel auf der Seite 23, indem Dorian zunächst nur seine persönlichen Erlebnisse analysierte und Bilanz zog. Völlig übergangslos befand er sich dann plötzlich mit Kyra auf dem Flug zum Friedhof in Feurs, wo sich die Gruft von Louis de Montagne befand. Etwas komisch wirkte der ab Seite 41 mehrmals verwendete Begriff „Vogelkatzendämonin“ von Michael. Meist wurde Kyra eher als „Katzenvogeldämonin“ bezeichnet, was meiner Meinung nach zumindest besser klang, auch wenn das gleiche gemeint war.

Als wahrer Meister des Übersinnlichen konnte Zamorra, mit der Hilfe seines Amuletts, eine verhängnisvolle Totenbeschwörung noch im letzten Moment stoppen. Dorian Gray gelang es meisterhaft Menschen oder Personen in seiner Umgebung nach seinem Willen zu manipulieren. Da machte auch eine Dämonin wie Kyra keine Ausnahme.

Im Zusammenhang mit der Sphinge, die Zamorras Göttin, den Citroen Pallas 23, zerstörte tauchten zwei neue Begriffe auf. Die Sphinge entstammte der Alten Nacht und verfügte über die Magie der Alten Zeit. Es wäre gut wenn das noch einmal genauer erklärt würde. Hatte es etwas mit der Alten Kraft zu tun, über die Asmodis verfügte und auf die auch Merlin zurückgreifen konnte? Was Zamorras Auto betraf, würde es mich nicht wundern, wenn es ohne Erklärung schon bald wieder fahrbar wäre, ganz so als ob nie zuvor irgend etwas gewesen wäre.

Dorian Gray erlitt nach der Begegnung mit einem alten Widersacher einen Nervenschock und wurde zur Behandlung in ein schottisches Sanatorium eingeliefert. Im letzten Kapitel wurde klar, dass sich Dorians Porträt, nebst weiteren seltenen Kunstobjekten, im Besitz eines alten Bekannten befand, der es in Portugal in einer Villa an der Algarve-Küste versteckte. Dieses Thema um Dorian Gray und sein Bildnis dürfte also noch nicht beendet sein. Ich war gespannt wie es weitergehen würde.

Insgesamt betrachtet hatte sich Michael, meiner Meinung nach, im Vergleich zu seinen ersten Romanen schon etwas gesteigert. Für diesen Roman, der mich insgesamt recht gut unterhielt, entschied ich mich am Ende dafür, ihn mit der Note 3 = Befriedigend und damit mit 3 von 5 Amuletten zu bewerten. Nach der im Forum üblichen Wertung stimmte ich dementsprechend mit Gut ab.

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