Die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften verhängte 1975 nach mehreren Einzelindizierungen eine Dauerindizierung von einem Jahr über die Heftromanserie „Dr. Morton“. Indizierung bedeutete in diesem Fall, dass die Romane nicht im Handel ausgestellt, beworben oder Jugendlichen zugänglich gemacht werden durften.
Ankündigung von Beginn und Ende der Indizierung: Der Lord Großband Nr. 1 und Der Lord Nr. 38.
Während des Indizierungsjahres erschien die Spin-off-Serie „Der Lord“, nach Ablauf des Jahres erscheinen wieder Dr.-Morton-Romane im „Kriminal-Magazin“ und später als „Erber-Taschenbuch“.
Dabei hatte der Anne-Erber-Verlag zuvor einer Erweiterung der Titel-Palette seines Brotobjekts optimistisch entgegengesehen: noch in Dr. Morton Nr. 54, dem letzten Band vor der Indizierung, wurde ein Taschenbuch angekündigt und im Impressum von Der Lord Großband Band 1 finden sich sechs Titel aus dem Morton-Universum.
Viele Exposés und Geschichten wurden für die geplanten Objekte bereits auf Vorrat geschrieben. Nach der Indizierung der Hauptserie erschienen allerdings Romane, die umgeschrieben, entschärft oder mit der Schere im Kopf neu geschrieben worden waren.
Im Jahre 2017 begann die Romantruhe die Serie von Beginn an nachzudrucken. Ab Nr. 55 erscheinen unveröffentlichte Romane als „Erstdruck“. Bereits veröffentlichte, aber umgeschriebene bzw. gekürzte Romane werden nach restauriertem Ur-Manuskript als „Original-Fassung“ veröffentlicht.
Im Folgenden werden die über 40 Jahre später erschienenen Original-Fassungen mit den früheren Ausgaben verglichen.
Dr. Morton Band 58: Bis zum bitteren Ende
Autor: John Ball, Erstdruck (OF), Romantruhe, Mai 2020
Erstveröffentlichung: Kriminal-Magazin International Nr. 7 (KMI), Filmteam auf Abwegen, 1976
Die einleitende Plauderei ist in beiden Versionen identisch: Sir Henry, Grimsby und Dr. Morton unterhalten sich über einen aktuellen Vorfall: Schiffbrüchige in Australien wären fast zu Kannibalen geworden, bevor man sie rechtzeitig gefunden hatte.
Nach der Einleitung werden hauptsächlich die Personennamen geändert, die Handlung bleibt bis kurz vor dem Finale bis auf unerhebliche Nebensätze gleich.
Anschließend macht Grimsby sich auf den Weg nach Wales, um seiner Lust freien Lauf zu lassen. Auswahl, Jagd und Tötung eines Mädchens und die anschließende Verfolgung des rächenden Bruders erstrecken sich über mehrere Seiten. In der OF agiert William Grimsby, im KMI heißt der Mädchenmörder Burt Parker. Dabei entdeckt er einen verlassenen Talkessel mit vergessenen Bergstollen. Er kehrt zurück und berichtet zu Hause seinen Freunden darüber.
Alle Personen wurden neu benannt: Sir Henry heißt Bob Little, Dr. Morton heißt Prof. Doldoe und Maurice Vaultier wird Tchang Wu genannt. Schnell kommt man überein, hier ein Experiment zu veranstalten mit Versuchspersonen verschiedener Nationen, die einer Extremsituation ausgesetzt sind.
Grimsby/Parker und Sir Henry/Little reisen nach Italien, Deutschland, Belgien und in die Niederlande – insgesamt kidnappen sie 5 Männer, die nach England gebracht und in der Privatklinik in Brighton bzw. Prof. Doldoes Landhaus versteckt werden. Grimsby/Parker und dem Franzosen Vaultier bzw. dem Chinesen Tchang Wu fallen noch zwei leicht verletzte Frauen aus einem nur von ihnen beobachteten Verkehrsunfall in die Hände. Cynthia Barrington, die sich um die entführten Männer kümmern muss, wird im KMI nicht erwähnt.
Die fünf Männer und zwei Frauen werden im Talkessel ausgesetzt, aus dem sie nicht entfliehen können. Die Entführer bringen Kameras, Nachtsichtgeräte und Richtmikrofone ins Tal und beobachten heimlich ihre Opfer. Diese lernen sich kennen und kämpfen ums Überleben – quasi eine Art unfreiwilliges Dschungelcamp (ohne die Option „Holt mich hier raus“). Die Eingeschlossenen verlieren mit jedem Tag mehr die Nerven und finden keine Nahrung. Letztendlich verspeisen sie einen Verstorbenen.
Auf den letzten Seiten gibt es größere Unterschiede:
Im KMI wurden im Verlauf der Geschichte mehrere kurze Absätze hinzugefügt, wie Grimsby zufällig von den geheimnisvollen Entführungen erfährt. Bei seinen Recherchen kommt er hinter Prof. Doldoes Aktivitäten. Er bringt dessen Assistenten Tchang Wu zum Reden. Im KMI endet die Geschichte ziemlich schnell damit, dass Dr. Morton und Grimsby den Talkessel finden und Prof. Doldoe gefangen nehmen.
In der OF verlieren die Eingeschlossenen vollends die Nerven und werden zu Bestien: sie fallen über einander her, schlachten sich ab und fressen sich auf – bis nur noch einer übrig bleibt. Alles wird von Mortons Team beobachtet und auf Magnetband aufgezeichnet.
Dieser Roman wirkt, als wäre er geschrieben worden, während die Hauptserie noch lief, musste aber dann wegen der Indizierung zurückgestellt und für das KMI komplett überarbeitet werden.
Die restaurierte Version der Romantruhe erscheint unter dem Hinweis „Neuer Roman – Erstdruck“, obwohl es der üblichen Benennung gemäß eigentlich „Ungekürzte Original-Fassung“ hätte heißen müssen.
Das Titelbild erschien bereits als Der Lord Großband mit Magazin Band 1.
Dr. Morton Band 58: Bis zum bitteren Ende
Die Bezeichnung des Romans als „Neuer Roman – Erstdruck“ erfolgte durch die Romantruhe, weil diese zum Zeitpunkt der Veröffentlichung noch gar nicht wussten, daß der Roman im Kriminalmagazin schon erschienen war.
Ich hatte in diesem Forum erst darauf hingewiesen.
Dr. Morton Band 63: Frisches Hirn für Dr. Morton
Autor: John Ball, Original-Fassung (OF), Romantruhe, Oktober 2020
Erstveröffentlichung: Dr. Morton Großband Nr. 1, 1975
Dr. Morton startet eine Reihe mit Selbstversuchen – er lässt sich die Essenz menschlicher Gehirne injizieren. Als Spender müssen hochkarätige Wissenschaftler und medizinische Koryphäen herhalten: ihr lebendes Gehirn wird zentrifugiert, gefiltert und gefriergetrocknet. Das gewonnene Destillat bewirkt in Mortons Körper, dass alle ihre Fähigkeiten auf ihn übergehen.
In der unterirdischen Anlage wird einem Opfer der Kopf abgetrennt. In der OF strömt das Blut aus seiner Halswunde in alle Richtungen (S. 15). Ein zweiter Gehirnspender wehrt sich gegen Grimsbys Überfall. Um den Willen des Mannes zu brechen, bricht Grimsby ihm in der OF mit lautem Knacken den Arm (S. 16). Während der Behandlung muss er in Grimsbys gnadenlose Augen blicken und ahnt noch nicht, welche grauenvollen Experimente ihm noch bevorstehen (OF S. 17).
Die vom ganzen Team mit Sorge begleiteten Selbstversuche haben unerwünschte Nebenwirkungen – Dr. Morton stirbt. Er braucht ein Gegenmittel, das Grimsby in die Londoner Universitätsklinik schmuggeln muss. Dabei wird er von einer Krankenschwester beobachtet. Da er nicht verkleidet ist und seine Finger nicht präpariert sind, tötet er sie sicherheitshalber mit seinem Messer. In der OF beobachtet er die nackte Tote und kann sich kontrollieren, sich nicht an ihr zu vergehen. Er weiß aber, dass er seinen Trieb bald wieder ausleben kann, sobald Dr. Morton genesen ist (OF S. 34–35).
Bei einem Ärztekongress in Rom finden sich weitere bedeutende Mediziner für das Projekt. Grimsby entführt ein weiteres Opfer und überlegt in der OF, ob er es mit den beidseitig geschliffenen Messern gefügig machen soll (S. 50). Das blutige Abtrennen des Kopfes wird ausführlicher beschrieben (OF S. 51). An Bord der Cessna 340 erwähnt Grimsby auf dem Rückflug, seine Messer bei der Abfertigung am Flughafen schon griffbereit gehabt zu haben (OF S. 58 ).
Großband 1 erschien gleichzeitig mit Dr. Morton Nr. 50; Idee, Handlungsaufbau und Tonalität entsprechen dem damaligen Serienstandard. Alle Hauptpersonen handeln und äußern sich ihren ursprünglichen Charakterprofilen gemäß. Die Story ist gut ausgeklügelt und umgesetzt, der Verlag hatte sich für die „Premiere Issue“ einer neuen Serie Mühe gegeben. Im Vergleich mit der OF fällt auf, dass nur an wenigen Textstellen die Spitzen der Gewaltdarstellung etwas geglättet wurden – weil man vielleicht hoffte, schon so die roten Linien der BPjS nicht mehr zu überschreiten.
Werbung in Dr. Morton Nr. 49 und die erste Romanseite aus Großband 1 mit einer neuen Tuschezeichnung. Die ersten Abonnenten der Serie haben 2017 von der Romantruhe eine Sammlerkarte mit dieser Zeichnung erhalten.
Dr. Morton Band 72: Der Killer aus der Kälte
Autor: John Ball, Original-Fassung (OF), Romantruhe, Juli 2021
Erstveröffentlichung: Dr. Morton Kriminal-Magazin International (KMI) Nr. 1, 1976
Auf Londons Straßen fallen Menschen ohne ersichtlichen Grund einfach tot um. Scotland Yard ist ratlos. Staatsanwalt Maddox erhält vom Ministerium den Befehl, Lord Morton einzuschalten. Im KMI hatte Scotland Yard sich in der Vergangenheit für Glenn Morton interessiert (S. 6), in der OF ermittelt man noch immer gegen ihn; Inspektor Quester ist ihm auf der Spur, aber Morton kann nichts nachgewiesen werden (S. 9). In der OF passt es Maddox nicht, dass Morton zu Rate gezogen wird und Grimsby lässt ihn als Typ erschaudern (S. 10–11).
Maddox lässt Morton und Grimsby eine der Leichen abholen. Beim Transport der Leiche werden sie von Unbekannten bis zur Klink verfolgt. In der OF möchte Grimsby die Verfolger in eine Falle locken, um neue Testobjekte für anstehende Versuchsreihen zu erhalten (S. 15).
Die Leiche wird in die unterirdische Anlage gebracht. In der OF erfährt man, dass Reginald Dee bereits einen Raum vorbereitet hat, in dem schon mancher Schwerverbrecher sein Leben ausgehaucht hat (S. 18 ). Stolz zeigt Morton Sir Henry seine neueste technische Anschaffung: einen computergesteuerten Body-Scanner, der mittels Tomografie ein Objekt schichtweise darstellen kann. In der OF verrät er, dass es in den geheimen Räumen ein zweites, „blutiges“ Gerät für seine Hirnforschung gibt (S. 21).
In einem Londoner Kino wird ein weiterer Anschlag verübt. Die Polizei versucht vergeblich, die Mörder zu fassen. In der OF fällt niemandem auf, dass Sir Henry und Maurice Vaultier einen der Täter in einen Transporter drängen können (S. 27). Grimsby verfolgt die anderen Mörder durch die Kanalisation. In der OF entdecken ihn zwei Polizisten: einem sticht Grimsby sein Messer ins Herz, dem anderen schneidet er die Kehle durch (S. 30). Ihre Leichen, die es nur in der OF gibt, werden von anderen Beamten entdeckt (S. 32).
Grimsby berichtet Morton, dass seine Verfolgung vergeblich war. Im KMI ermahnt dieser ihn, sie hätten keinen Auftrag, sich in die Geschichte einzumischen (S. 17). In der OF beruhigt er Grimsby, da sie zumindest einen der Mörder gefangen hätten (S. 37).
Es gibt weitere geheimnisvolle Morde, ein sehr hoch gestelltes Mitglied aus dem Ministerium bittet Lord Morton, sich darum zu kümmern: die Jagd ist freigegeben (sogar in offizieller Mission, wie es in der OF heißt, S. 38 ). Grimsby und Sir Henry machen sich an die Arbeit. Ersterer gerät in die Gewalt der Verbrecher, den zweiten lassen sie laufen, um Morton eine Nachricht zu überbringen: man werde sein ganzes Team töten, wenn die Nachforschungen nicht eingestellt würden (und der nur in der OF gefangene Mitarbeiter nicht freigelassen werde, S. 47).
Morton trifft sich mit dem Boss der Gangsterbande, ohne dass offenbart wird, um wen es sich handelt. Der Anführer ist ein „Mad Scientist“, der mit Tausende Jahre altem Material aus der Antarktis experimentiert – die vielen Toten in London waren nur Pannen. Zur gleichen Zeit kann Grimsby sich allein befreien, er teilt Schläge aus und schießt um sich. In der OF bricht er einem Bewacher mit lautem Knacken das Genick (S. 54) und schießt einem anderen den halben Schädel weg, sodass Blut- und Hirnmasse an die Wand klatschen (S. 55).
Im großen Finale sind die Polizei und Team Morton gemeinsam im Einsatz, als die ganze Bande in Feuer und Explosionen umkommt. Nur der geheimnisvolle Boss kann entkommen. Später telefoniert dieser mit Morton und bedroht ihn. In der OF folgt noch eine halbe Seite (S. 59), wie der gefangene Mörder unter den „blutigen“ Body-Scanner kommt, aber der Roman endet mit seinem markerschütternden Schrei ohne weitere Aufklärung – Fortsetzung möglich.
In beiden Versionen reden sich Glenn Morton und Cynthia Barrington sowie auch Sir Henry mit ihren Vornamen an. Im KMI duzen sie sich, aber in der OF sagen sie „Sie“ zueinander.
Nach Ablauf der Vorausindizierung über einen Zeitraum von 12 Monaten kommt es zum Reboot: die Erstausgabe „Dr. Morton Kriminal-Magazin International“ erscheint. Das inhaltliche Konzept wurde grundlegend verändert: Morton und sein Team unterstützen die britische Regierung und helfen Scotland Yard. Experimente in geheimen Versuchsanlagen sind keine Motivation mehr für den Arzt, die Initiative geht nicht mehr von ihm aus, sondern von seinen Gegenspielern. Das Wort „Grusel“ taucht nie wieder auf. Alle Figuren sind jetzt asexuell und aromantisch. Der unter diesen Rahmenbedingungen geschriebene Roman enthielt ein paar Gewaltbeschreibungen, die dann aber letztlich fürs KMI doch noch gestrichen wurden.
Der Verlag experimentierte auch mit dem Format: das Heft hat die Größe eines aufgeklappten Heftromans im Hochformat, 32 Seiten plus einen vierfarbigen Umschlag. Zum Abdruck kommt außerdem der erste Teil eines Der-Lord-Romans, der auf drei Fortsetzungen aufgeteilt wurde. Auf Seite 2 erscheint ein realistisch gestaltetes Fake-Telegramm. Damit wird ein Spielchen aus Dr. Morton Großband 1 fortgeführt (John-Ball-Interview und Daily-Mirror-Artikel über die Verleihung des Adelstitels), um die Grenze zwischen Fiktion und Realität zu verwischen.
Das Titelbild ist eine Collage aus Dr. Morton Nr. 3 und Silber Grusel-Krimi Nr. 243.
Vereinfacht gesehen gibt es zwei Phasen: die Zeit vor der Dauerindizierung und die Zeit danach.
Eine Einteilung in Phasen nach Heftnummern ist nicht ganz so einfach, denn die Nummerierung lief nie parallel mit inhaltlichen Entwicklungen und Veränderungen.
Inhaltliche Kontinuität hatte schon Mitte der 1970er-Jahre im Anne-Erber-Verlag keine hohe Priorität. Die Verlagsgruppe war damals mit vielen Romanreihen und Taschenbüchern sehr aktiv und bereits in den 10er-Nummern wurden Dr.-Morton-Manuskripte in falscher Reihenfolge veröffentlicht.
Die Romantruhe bringt in durchgehender Nummerierung die Neuauflage, Original-Fassungen, unveröffentlichte Erstdrucke, die Serie „Der Lord“ sowie von eigenen Autoren heute neu geschriebene Romane in wechselnder Folge heraus, wodurch eine Phase nicht einem Nummernbereich entspricht.
1. Phase: Zu Beginn der Serie setzen die Autoren die ursprüngliche Serienbibel mit Charakterbiografien, Handlungssträngen und Schauplätzen konsequent um. Ab den späten 40er-Nummern werden die größten Tabus der BPjS vermieden: sexualisierte Gewalt, die Verbindung von Tod und Sexualität sowie Sex mit Toten. Morton agiert aber weiterhin selbstbestimmt, er entführt Menschen und richtet die, die es seiner Meinung nach verdienen.
2. Phase: Die Romane werden auf der Grundlage eines neuen Konzepts verfasst. Sie beginnt nach dem Indizierungsjahr mit dem Kriminal-Magazin (Romantruhe ab Nr. 72). Persönlichkeit und Verhalten der Figuren waren inzwischen umgeschrieben worden, andere Umstände und Ereignisse sollten die Handlung bestimmen. Alles, woran die BPjS Anstoß nehmen konnte, wurde zunehmend vermieden: Sex kommt weder allein noch in Verbindung mit Gewalt oder Tod vor, es gibt keine Selbstjustiz oder Versuche mit Menschen, Unschuldige und Polizisten werden nicht mehr getötet, das ganze Team wird zu Helfern der britischen Regierung bzw. Monarchie und von Scotland Yard. In den damals zuletzt geschriebenen Romanen ist diese Entwicklung immer deutlicher zu erkennen.
Im Impressum wird in den letzten Heften vor der Dauerindizierung darauf hingewiesen, dass ein juristischer Mitarbeiter die Romane begutachtet (Nr. 50–52). Dem „Gruselbuch“, einem Sammelband aus acht Remittenden, gelumbeckt und neu beschnitten, lag dieser Hinweis auf einem losen Zettelchen bei. In Nr. 53 und 54 findet sich der Name des Rechtsanwalts, dessen Kontrolle die Romane unterliegen.
Aus dem Impressum Dr. Morton Nr. 52, S. 2 und Nr. 53, S. 2; Beileger zum Gruselbuch Nr. 2.
Das war mir zum Großteil bereits bekannt.
Ich bezog mich auf diese Aussage (aus deiner Besprechnung von Nr. 97):
"Sie stammt aus der vorletzten Phase der Serienlaufzeit, als Dr. Morton kaum noch eigene Experimente durchführt und sich gegen unbekannte, immer stärkere Gegner wehren muss, aber nicht von Geplänkel mit Scotland Yard gestört wird."
Mich interessierte "vorletzte Phase"; was assoziiert, dass du die Serie in mindestens 3 Phasen eingeteilt hast.
Deine Aussage, dass schon die Romane in den 10er Nummern nicht in der richtigen Reihenfolge waren, lässt mich fragen:
Was ist denn deiner Meinung nach die korrekte Reihenfolge?
Klar ist, dass Band 40 und 43 eigentlich in die 10er Nummern gehören, oder sogar noch früher.
Und Band 44 sollte meiner Meinung nach zwischen 28 und 29 einsortiert werden.
Cynthia Barrington wird in Dr. Morton Nr. 14 in das Team aufgenommen, aber in Nr. 30 ist sie eine Außenstehende, die noch nicht eingeweiht ist. Heft Nr. 30 hätte also vor Nr. 14 erscheinen sollen.
Die Erstdrucke lassen sich nicht so einfach einordnen wie die Original-Fassungen. Zugegeben hätte es besser „letzte“ statt „vorletzte“ Phase heißen sollen. Darüber hinaus ist Nr. 97 ein Erstdruck, bei dem ich mir nicht einmal sicher bin, ob vielleicht Teile des Romans nach 2020 (fertig-)geschrieben wurden.
Aber ich schweife schon wieder ab. Lass uns doch für ähnliche Fragen zwei neue Diskussionsthemen eröffnen wie „Ungekürzte Neuauflage 1 bis 54“ und „Neuer Roman Erstdruck ab Nr. 55“. In diesem Thread geht es ja um den Vergleich zwischen Erstveröffentlichung und Original-Fassung. Demnächst werden hier auch die bereits geposteten Vergleiche in richtiger Reihenfolge eingefügt. Letztendlich ist dann alles einfacher zu finden.
In diesem Thread würde mich zum Beispiel interessieren, warum die Hauptpersonen sich in der Original-Fassung siezen, aber 1976/1977 zueinander „du“ gesagt haben. Und was es mit den Köpfen auf den Titelbildern von Der Lord 34 und Dr. Morton Nr. 74 auf sich hat (siehe folgenden Beitrag).
Dr. Morton Band 74: Drei Unzen Hirn
Autor: John Ball, Original-Fassung (OF), Romantruhe, September 2021
Erstveröffentlichung: Erstes deutsches Kriminal-Magazin International (KMI) Nr. 2, 2. Jg. 1977
Mortons Gegenspieler ist ein Superschurke, der mit seiner „Organisation“ die Weltherrschaft anstrebt. Er nennt sich Alpha, bezeichnet seine Bandenmitglieder je nach Hierarchie als Betas, Gammas, Epsilons und Zetas. Hauptquartier ist ein altes Schloss. Dr. Koch, ein gedungener Wissenschaftler, soll für die Organisation in einem verlassenen Gebäude in London mit Gehirnsubstanz experimentieren. Ein Kästchen mit drei Unzen Hirn geht in der Londoner Tube verloren. Der Überbringer, ein Zeta, wird daraufhin von anderen Bandenmitgliedern getötet. Grimsby ist bei der Obduktion im Universitätsklinikum, die ergebnislos verläuft, heimlich dabei. Er berichtet Morton davon und ergänzt, dass er eine erneute Zusammenarbeit mit staatlichen Stellen ablehne. Morton macht sich in der OF darüber zusätzliche Gedanken: Scotland Yard könnte weitere Nachforschungen machen, obwohl Morton Ruhe für seine Experimente mit menschlichen Testpersonen (Verbrechern, Mördern und Gesindel) braucht. Grimsby hatte hierbei immer zum Erfolg beigetragen und die neuen Probanden in der geheimen Anlage werden zurzeit von Reginald Dee versorgt, S. 22.
Sir Henry ist aus Afrika zurückgekehrt. Nur in der OF wird erwähnt, dass es ein Kurzurlaub war, S. 23. Im KMI heißt es, dass er mit Grimsby trotz längerer Pause immer noch glänzend zusammenarbeitet, S. 33. [Anscheinend hatte Sir Henry in der KMI-Reihe über längere Zeit keine Auftritte, worauf hier angespielt wird.]
Er und Grimsby brechen nachts in die Leichenhalle ein. Grimsby überprüft in der OF den Sitz seiner Messer, die er bei Bedarf unverzüglich einsetzen würde. In letzter Zeit hatte er sie nur selten benutzt, S.25. Sie schneiden dem toten Zeta den Kopf ab und nehmen ihn mit. Dabei werden sie von einem Wächter überrascht. Im KMI tut es Grimsby fast leid, dass der Alte zu früh auftaucht – er schlägt ihn nieder, fühlt seinen Puls und ist überzeugt, dass er bald wieder zu sich kommt, S. 36. In der OF stürzt er sich auf ihn, rammt ihm mit voller Kraft das Messer mitten ins Herz, dass die Rippen krachen. Der Alte spuckt Blut und ist sofort tot, S. 26. Folgerichtig findet der zweite Wachmann den Toten nur in der OF, S. 27. Am nächsten Tag steht in der Zeitung: Menschenschänder schlug Wächter nieder (KMI S. 36) bzw. Wachmann brutal ermordet (OF S. 27). Dementsprechend fällt auch Grimsbys Berichterstattung bei Dr. Morton aus (KMI S. 38 und OF S. 28 ).
Um Dr. Koch zur Mitarbeit zu motivieren, werden ihm von der Organisation entführte Mädchen zugeführt. Im KMI hat er eines umgebracht (S. 37) in der OF hat er sie erst gequält, dann vergewaltigt und letztlich umgebracht (S. 27). Vaultier und Grimsby schleichen sich nachts in das verlassene Gebäude, in dem Dr. Koch sein Labor hat. Sie könnten ein Kästchen mit Hirnmasse ergattern, aber werden von Wächtern überrascht. Sie schlagen alle bewusstlos (KMI 50–52) bzw. erstechen sie mit Messern, schlagen ihnen mit einem Kongo den Schädel ein, spritzen ihnen Säure ins Gesicht und schießen ihnen zwischen die Augen. (OF 38–40).
Bei einer späteren Auseinandersetzung mit der Organisation kommt es zum Kampf. Grimsby und Vaultier schießen sich mit neuen Strahlenpistolen frei. Die Strahlenwaffen paralysieren nur für eine halbe Stunde (KMI S. 59) bzw. sie töten sofort (OF S. 46).
Auf den letzten Romanseiten wird Alphas Schlupfwinkel entdeckt. Im KMI telefoniert Morton mit einem Unbekannten im Ministerium, die Polizei erscheint und dringt ins Schloss ein – es gibt zwei Tote und viele Verletzte. In der OF stürmen Grimsby und Vaultier das Schloss mit neu entwickelten Gaspistolen. Das Gas tötet sofort, indem es die Luftröhre verätzt, aber ist dann nicht mehr nachweisbar. Sir Henry ruft abschließend eine Kontaktperson im Ministerium an – als die Polizei erscheint, gibt es im Schloss keine Überlebenden mehr.
Dr. Morton und Sir Henry sowie Cynthia Barrington siezen sich in der OF, sagen aber im KMI „du“ zueinander.
Die ersten drei Ausgaben des KMI im 2. Jahrgang erscheinen wieder im üblichen deutschen Heftromanformat, allerdings mit 16 zusätzlichen Seiten. Neben dem Roman gibt es reißerische Artikel und Meldungen – ohne Datum, Ortsangabe, Quelle oder Autorenname.
Das Titelbild erschien bereits als Der Lord Nr. 34, wo der Schädel des Mannes auf dem OP-Tisch geschlossen ist. Auf der Original-Fassung hat er das freiliegende Gehirn des Mannes von Dr. Morton Nr. 50. Das Titelbild auf dem Cover von KMI 2/77 zeigt Steve McQueen in dem Film Nevada Smith von 1966. Für das Foto findet sich im Heft kein Bildnachweis und es hat keinen Bezug zum Inhalt.
Dr. Morton Band 76: Drei Pfeile für Lord Morton
Autor: John Ball, Original-Fassung (OF), Romantruhe, November 2021
Erstveröffentlichung (EV): Drei Pfeile für den Lord, Dr. Morton Großband Nr. 3, Anne Erber Verlag, 1975
Bei Madame Tussauds wird auf die Wachsfigur von Lord Morton geschossen. Der echte erhält daraufhin vorsichtshalber Schutz von Chefinspektor Maugham und Scotland Yard. Da ihm die Überwachung rund um die Uhr nicht gefällt, versucht Grimsby den Attentäter zu fassen. Nächtelang beobachtet er in Madame Tussauds heimlich eine neue Wachsfigur, in der OF hält er auch seine Messer bereit, um sie gegen den Unbekannten einsetzen zu können, S. 13. Ein Verdächtiger erscheint, es kommt zu einem Vorfall, bei dem Grimsby bewusstlos wird. Als Polizisten ins Museum stürmen, versteckt er sich – in der OF denkt er an sein Messer, mit dem er nicht gefunden werden möchte und das er gerade noch wegräumen kann, S. 15. Dr. Mortons Wachsabbild ist geschmolzen, nur noch der Anzug ist übrig, auf dem drei Pfeile liegen. Grimsby nimmt einen zur Analyse mit. Er möchte den Täter finden, in der OF diesen mit Hilfe des Nervengases zum Reden bringen, S. 17.
Um die Polizei von der Bewachung Mortons abzubringen, muss ihr irgendein Täter präsentiert werden. Ein Zufallsopfer wird entführt und in der unterirdischen Anlage mit einer Gehirnoperation manipuliert. Mit dem Operierten wird ein fingiertes Attentat arrangiert, aber Maugham traut der Sache nicht. Eine dritte Wachsfigur wird aufgestellt und von Grimsby nachts heimlich beobachtet. Dabei erwischt er ungewollt einen Scotland-Yard-Beamten, der die Figur auch bewacht. Er verhört ihn, in der OF macht er ihn mit Nervengas gesprächig, S. 28. Schließlich wird Morton noch intensiver bewacht, was Grimsby ärgert: geplante Experimente werden zurückgestellt, Reginald Dee kümmert sich um anwesende Probanden und Grimsby möchte eigentlich seine neu entwickelte Strahlen- und Säurewaffe an den Opfern testen (OF S. 38 ).
Mortons Gegner nennt sich Dietrich und ist ein „wahnsinniges Genie“. Mit einem Lasergerät kann er Gegenstände auflösen und seine Handlanger steuert er mit Drähten im Gehirn. Er entführt Morton und bietet ihm Zusammenarbeit und die Weltherrschaft an. Grimsby ist ihm auf der Spur. Dabei sieht er in der OF in einem Pub ein junges Mädchen, das ein unterdrücktes Verlangen hervorruft. Aber er kann sich kontrollieren und nimmt sich vor, es nach erfolgreicher Befreiungsaktion zu stillen, S. 49. Der Schlupfwinkel wird entdeckt, Morton befreit, einige Gegner werden mit Messern getötet, in der OF steckt eines in der Stirn eines Mannes, S. 51. Am Ende des Romans kann Dietrich mit einem Hubschrauber entfliehen.
Der Verlag kündigt den Folgeband mit einer Leseprobe unter dem Titel „Terror in den Highlands“ für in 2 Wochen an. Aber dieses sollte der letzte Dr. Morton Großband gewesen sein, anschließend erscheint Der Lord Großband Nr. 1, zwar mit angekündigtem Titel, aber nicht mit dem Roman, aus dem die Leseprobe stammt. Dieser erscheint erst im Jahr 2024 als Dr. Morton Nr. 104.
In dem Roman lassen sich Elemente sowohl vom alten als auch vom neuen Morton-Konzept finden: Sir Douglas wird erwähnt, Maugham und Scotland Yard versuchen mitzumischen, aber schließlich stellt sich Team Morton inklusive Paramih und Seta der Gefahr allein. Einige Gas- und Messerangriffe werden beschrieben, andere gestrichen. Ein Unschuldiger wird entführt und ausführlich beschrieben am Gehirn operiert, aber eigentlich kann Morton seinen eigenen Experimenten nicht nachgehen – wegen der Überwachung durch Scotland Yard und weil es einen starken Gegner gibt, der Mortons Kapazitäten bindet. Eine mögliche Fortsetzung wird mit Dietrichs Entkommen vorbereitet.
Das Seitenlayout wurde dahingehend abgeändert, dass auf den ungeraden Seiten rechts oben nicht mehr das Dr.-Morton- und das Verlags-Logo erscheinen; die Seitenzahl steht oben in der Mitte zwischen zwei Spiegelstrichen – wie in der Serie Der Lord.
Neben winzigen, bedeutungslosen Unterschieden, gibt es auch zwei putzige Tippfehler:
Grimsby hat bei Butler Samson einen dicken Stein im Bett (EV, S. 26) bzw. im Brett (OF S. 30).
Die Finger des Attentäters sind verätzt (EV, S. 20) bzw. verfitzt (OF, S. 24).
Dieser Beitrag wurde schon 1 mal editiert, zum letzten mal von Groschenroman am 18.11.2024 20:58.
Dr. Morton Band 78: Lord Morton jagt Dr. Minstoff
Autor: John Ball, Original-Fassung (OF), Romantruhe, Januar 2022
Erstveröffentlichung: Jagt Dr. Minstoff, Erstes deutsches Kriminal-Magazin International (KMI) 2. Jg., Nr. 7/77,
Der Roman beginnt mit der betulichen Beschreibung einer Vorstadtidylle. Ein Ehemann findet abends seine Frau und die Putzfrau ermordet und blutig zugerichtet. In der OF ist das etwas genauer beschrieben: der Ehefrau war mit einem brachialen Ruck das Genick gebrochen worden (S. 11), die Putzfrau ist nicht nur ausgeblutet, sondern wurde auch ausgeweidet (S. 10, 15, 20) und Dr. Minstoff, der Mörder, war dabei in einen wahren Blutrausch geraten (S. 15).
Grimsby hatte sich zuvor frei genommen, um seinem Verlangen, der Jagd auf junge Mädchen, nachzugehen – denn bisher hat Morton noch keine geeignete Therapie für ihn gefunden (OF S. 11). Aufgrund vieler Detailbeobachtungen kommt Grimsby darauf, dass Dr. Minstoff der Vorstadtmörder sein könnte und will Nachforschungen anstellen. Man möchte das beruhigte Verhältnis zu Scotland Yard aber nicht belasten. Seit Chefinspektor Maugham sich um viele Ermittlungen kümmert, stehen Russel und Quester zurück, was Morton die Möglichkeit verschafft, geheime Versuche unter der Klinik durchzuführen (OF S. 17). Vielleicht könnten die Ergebnisse von Minstoffs Experimenten sogar hilfreich sein (OF S. 17, 20).
Dr. Minstoff hält sich für einen unterschätzten Wissenschaftler, der ein Krebsmittel entwickelt. Er sieht sich die Welt beherrschen, wenn er Menschen mit dem Mittel infizieren oder vom Krebs heilen kann. Dafür nimmt er in Kauf, dass ein paar Hunderte Versuchspersonen sterben werden. Er hasst Dr. Morton und will ihn töten. In Soho hat er ein Gebäude angemietet und die Räume als Behandlungszimmer eingerichtet. Viele ahnungslose Londoner werden in Parks von ihm hypnotisiert und mit Drogen gefügig gemacht, sodass sie sich in Minstoffs „Klinik“ begeben. In der OF heißt es, dass er ihnen die Schädel aufbohrt, ihnen Gehirnsonden einpflanzt und sie blutigen Versuchen aussetzt, S. 43. Einige sterben unter schrecklichen Schmerzen, S. 45. Einer versucht zu entkommen, aber Minstoff schießt ihm mit seinem Jagdgewehr das Gesicht weg, Hirn und Hautmasse klatschen an die Wand, das Auge platzt mit hässlichem Knall, S. 46.
Minstoff bemerkt, dass Team Morton ihm auf der Spur ist. In der OF ist ihm klar, dass er erledigt ist, wenn sein Versteck gefunden wird, S. 48. Im KMI befürchtet er, dass Morton bereits alles an Scotland Yard gemeldet hat, S. 24. Einige Versuchspersonen sprechen schlecht auf die Medikamente an. In der OF stinkt es in den Zimmern nach Fäulnis, Verwesung und Exkrementen, ein Mann entwickelt rote, eitrige Pusteln und Blasen, eine Frau hat rote Stellen am Körper und letztendlich ist ihr ganzer Körper blutunterlaufen und entstellt (S. 49–50).
Minstoff schafft es, Grimsby zu überwältigen. Vaultier entdeckt Minstoffs Versteck. Bevor man Grimsby befreit, wird Cynthia Barrington hinzugezogen, um für Rückendeckung zu sorgen (OF S. 54) bzw. im Ernstfall Scotland Yard zu informieren (KMI S. 26). Dr. Minstoff hypnotisiert Grimsby und gibt ihm den Auftrag, Morton zu töten. Beim Showdown am Grosvenor Square kann Grimsby sich aus der Hypnose lösen und überwältigt Minstoff. Anschließend gibt es zwei verschiedene Enden des Romans:
KMI: Chefinspektor Maugham und Dr. Morton inspizieren Minstoffs geheime Versuchsanlage. Minstoff kommt in eine psychiatrische Klinik, dann ins Zuchthaus. Er stirbt kurz darauf an Nierenkrebs, S. 28–29.
OF: Chefinspektor Maugham und Gerichtsmediziner Baker inspizieren Minstoffs geheime Versuchsanlage. Minstoff ist unauffindbar. Denn er befindet sich bereits in Dr. Mortons unterirdischen Gewölben, wo mit ihm neue Versuchsreihen gestartet werden – Reginald Dee soll eine dringend benötigte neue Hilfskraft erhalten, S. 59–60.
Dr. Morton und Sir Henry duzen sich im KMI, in der OF sprechen sie sich mit „Sie“ an.
Als verantwortliche Redaktion ist im KMI-Impressum „Presse Bild Ton“ angeführt. Unter diesem Label wurden zur gleichen Zeit pornografische Geschichten und Bildromane im Taschenbuchformat veröffentlicht, die ausschließlich in Pornoläden oder über Direktversand erhältlich waren. (Abbildungen: KMI 7/77 und Sex-Love-Story – Familien-Saga Nr. 246.)
Das KMI hat die Größe eines aufgeklappten Heftromans im Hochformat, 32 Seiten plus einen vierfarbigen Umschlag. Auf 10 Seiten gibt es Artikel für sensationslüsterne Leser – Clickbait 1970er-Style. Das KMI-Cover zeigt Kieron Moore und Janette Scott in „Crack in the world“ (Ein Riß in der Welt) von 1964. Das Foto hat weder Bezug zum Roman noch wird es im Heft erwähnt.
Das Titelbild der OF ist eine Collage aus Der Lord Nr. 34 und Sandra King Nr. 46.
Dr. Morton Band 80: Das gespaltene ICH
Autor: John Ball, Original-Fassung (OF), Romantruhe, März 2022
Erstveröffentlichung (EV): Das gespaltene ICH, Der Lord Nr. 1, 1975
Dr. Morton hat aus einer seiner Körperzellen und einer irgendwoher stammenden, entleerten Eizelle in drei Wochen und vier Tagen einen Klon von sich erschaffen. Original und Klon lassen sich äußerlich kaum unterscheiden und wenn einer von ihnen stirbt, muss dummerweise auch der andere sterben. Der Doppelgänger muss also gut geschützt werden. In der OF besteht die Hoffnung, Scotland Yard und die Behörden von den laufenden Nachforschungen und Ermittlungen abzulenken, geplante Experimente nicht zu gefährden sowie Chefinspektor Quester und Superintendent Russel bei der Gelegenheit aufzuhalten, S. 10. Kurze Zeit später (in der EV: einen knappen Monat später) wird Schloss Goonhilly in Cornwall als Unterkunft für den Klon gefunden. Darüber hinaus heißt es in der OF: Versuchsreihen liegen auf Eis, Reginald Dee und Dr. Minstoff kümmern sich satt Morton um die blutigen Experimente, die Zahl der Probanden nimmt ab und Grimsby müsste Nachschub beschaffen, dabei würde er gern junge Mädchen jagen, S. 11.
Obwohl ihm Grimsbys Härte und Kaltschnäuzigkeit fehlt (OF S. 12), wird Rob Jones zum Schutz des genetischen Doppelgängers engagiert. Beide ziehen in Schloss Goonhilly ein. Morton und Grimsby wollen Mortons Ebenbild nur beobachten und beschützen, sich aber wieder ihren eigenen Vorhaben widmen, denn Morton hat große Pläne (OF S. 13). Rob Jones informiert Morton regelmäßig über die Vorgänge im Schloss (OF S. 14), allerdings nicht, als der Klon bei Nachbarn zu einer Kennlernparty eingeladen wird – denn er will nicht, dass Grimsby in Cornwall auftaucht (OF S. 15). Auf der Party hält man den Gast für den Sohn des verschollenen Lord Mullion und nennt ihn „Sir Edward“. Jones vermutet, das Morton und Grimsby mit Gerüchten gute Vorarbeit geleistet haben (OF S. 17).
Der Lord zeigt ungewöhnliches Interesse an Trevor Nunns, einem der Partygäste, dem Neffen des Gastgebers. Jones vermutet, dass diesen ein dunkles Geheimnis umgibt (OF S. 18 ). Zurück im Schloss bemerkt Jones in der Nacht, dass der Lord nicht mehr in einem Zimmer ist und beginnt, nach ihm zu suchen. Würde er ihn nicht finden, müsste er Dr. Morton informieren (OF S. 19) und er spielt mit dem Gedanken, dies auch zu tun (OF S. 20). Am nächsten Morgen ist der Lord wieder in seinem Schlafzimmer. In der OF berichtet Jones alles Dr. Morton, S. 24.
Der Lord spricht mit Jones über Trevor Nunns. Er vermutet, dass dieser in einer Sache steckt, bei dem Menschen sterben könnten (OF S. 24). Jones selbst hat ein dunkles Geheimnis, dass er unbedingt geheim halten will und das nur Grimsby kennt (OF S. 24). Der Lord wünscht, dass Jones ihn nach London fährt. Jener überlegt immer wieder, Morton zu informieren (OF S. 25 und auch 26).
Der Lord durchschaut Nunns, der jung und naiv in Rauschgiftschmuggel verwickelt ist. Um ihm zu helfen, reist er mit Jones nach Amsterdam. Mit übersinnlichen Kräften umgeht er Passkontrollen und Zoll, mischt die niederländischen Handlanger auf und lässt nach seiner Rückkehr den britischen Arm der Bande hochgehen. Russel und Quester können große Mengen Rauschgift sicherstellen und dafür den Ruhm einheimsen. Der Lord konfrontiert schließlich den Kopf der Bande. Zurück in Cornwall trifft er im Nachbarschloss Sir Douglas, die graue Eminenz im Home Office. Ohne viele Worte verstehen sich die beiden Männer augenzwinkernd, in der EV gehen sie an diesem Abend als Freunde auseinander, S. 57.
In der OF folgt noch eine zusätzliche halbe Seite: Ron Jones informiert Morton über alle Geschehnisse. Morton gibt daraufhin Grimsby den Auftrag, den Anführer der Bande einzukassieren – eine gute Möglichkeit zur Aufbesserung der Finanzen und um neues Versuchsmaterial für Experimente zu beschaffen. Dabei müsse er nicht zimperlich umgehen, da er buchstäblich nur den Kopf brauche, S. 60.
Neben kleineren, unbedeutenden Abweichungen gibt es interessante Details:
In einem Restaurant wird die Bedienung in der EV „Waiter“ (S. 17) und in der OF „Kellner“ (S. 21) genannt.
John Ball nennt Glenn Morton in der EV ausnahmslos „Lord Morton“, in der OF heißt er durchgehend „Dr. Morton“.
Der-Lord-Titelbilder: Dieses und die folgenden der Romantruhe enthalten im Vergleich mit den Farben der Erber-Ausgaben nur sehr wenig Gelb, dafür aber viel Magenta.
Abbildungen: Ankündigung in Dr. Morton Nr. 54, S. 63; Einleitung in Der Lord Nr. 1, erste Heftseite; Ankündigung des nie erschienenen Taschenbuchs und enigmatische Worte des Verlegers in Der Lord Nr. 1, zweite Umschlagseite
Ein Ausschnitt des Titelbilds wurde auch für Luther's Grusel Magazin Nr. 15 verwendet.
Dieser Beitrag wurde schon 2 mal editiert, zum letzten mal von Groschenroman am 06.05.2025 11:13.
Dr. Morton Band 81: Frisches Blut für den Tower
Autor: John Ball, Original-Fassung (OF), Romantruhe, April 2022
Erstveröffentlichung: Frisches Blut im Tower, Dr. Morton Kriminal-Magazin International (KMI) Nr. 2, 1976
Im Tower in London explodiert eine Bombe, es gibt viele Tote und Verletzte. Gleich mehrere extremistische Gruppen reklamieren den erfolgreichen Anschlag für sich. In diesem Roman ist vornehmlich das CID (Criminal Investigation Department) tätig. Auch Scotland Yard ist ratlos, wer dahinterstecken könnte. Als der Vorschlag gemacht wird, Lord Morton miteinzubeziehen, ist Superintendent Russel gar nicht erfreut. In der OF sagt er sogar, er habe bisher noch nicht beweisen können, dass Morton in geheimen Laborräumen unerlaubte Experimente vornimmt. Er möchte nicht mit ihm zusammenarbeiten, auch wenn das in höheren Kreisen anders gesehen werde. Lord Morton und Grimsby seien für ihn Mörder, S. 9. Auch Morton will sich nicht mit Scotland Yard einlassen, denn die Aktionen könnten die geheimen Versuchsreihen stören und dabei könnten die geheimen Anlagen entdeckt werden (OF S. 11).
Eine weitere Bombe geht in der Admiralität hoch, es gibt viele Opfer, in der OF wird hinzugefügt, dass wieder Leichenteile zusammengetragen werden müssen, S. 13. Die Polizei hatte drei IRA-Mitglieder ergebnislos verhört. Vaultier wird zu einer nächtlichen Aktion hinzugezogen. Mit Billigung der Polizei? fragt er im KMI ungläubig (S. 8 ). Er und Grimsby bringen die drei Männer aus der Haft in die unterirdische Anlage, wo ihnen mit Drogen und Hypnose nichts zu entlocken ist. Morton ruft Sir Henry hinzu. In der OF bleiben die Gefangenen in den geheimen Räumen, man möchte die Befragung mit Nervengas fortsetzen, S. 24. Im KMI laden Sir Henry mit Seta und Paramih die drei schlafenden Gefangenen in einen Wagen und setzen sie an einer einsamen Stelle auf dem Land aus, S. 13.
Es gibt einen weiteren Anschlag in einer militärischen Einrichtung mit vielen Toten. Die Detonation hat die Körper regelrecht zerfetzt (OF S. 27). Der folgende Anschlag zerreißt zwei U-Bahn-Züge. Unter vielen Bekennerschreiben geht ein glaubwürdiges bei Scotland Yard ein – von einem Wahnsinnigen, der keine Forderungen stellt. Die ganze Regierung streitet darüber, Morton einzuschalten, aber es gibt keine Einigung. Im KMI (S. 16) diskutieren die Minister viel ausführlicher darüber als in der OF (S. 33).
Scotland Yard schnappt einen Verdächtigen, dem nichts zu entlocken ist. Selbst Quester will nun Dr. Morton hinzuziehen – denn in dieser Lage kommt man mit Polizeimitteln nicht weiter (KMI S. 17). Morton macht keine Versprechungen: er weiß nicht, ob der Mann auf seine Methode (KMI S. 17) bzw. seine Hypnose (OF S. 36) ansprechen wird. Im KMI (S. 17) wird der Weg mit dem Fahrstuhl in die geheimen Räume unter der Klinik in Brighton viel ausführlicher geschildert als in der OF (S. 37). Aber auch diese Befragung bringt keine Aufklärung.
Die Zünder aller Bomben stammen aus Deutschland, Grimsby stellt in Frankfurt Nachforschungen an. Als er von der neuen Explosion hört, telefoniert er mit Dr. Morton, der bereits von Sir Henry (OF S. 28 ) bzw. einem Verbindungsmann im Home Office (KMI S. 14) informiert worden ist. Grimsby verfolgt die Verdächtigen in die Niederlande. In der OF wird erwähnt, dass er seine Messer durch die Sicherheitskontrolle am Flughafen bringt, S. 40. Auf der Toilette schießt ein Mann auf ihn, aber Grimsby tötet ihn. In der OF trifft sein Messer zielgenau in dessen Herz, S. 41. In einem vermeintlich leer stehenden Haus bei Hoek van Holland Haus stößt Grimsby auf weitere Gang-Mitglieder und erschießt zwei. In der OF trifft er einen in die Stirn und lässt den Hinterkopf explodieren, dem zweiten bohrt sich eine Kugel direkt ins Herz, S. 44. Im KMI gibt es nach seinem Geschmack bereits zu viele Tote, er ist nicht scharf darauf, die Zahl noch zu erhöhen, S. 28. Es gibt einen weiteren Kampf. Im KMI hofft er darauf, dass der Yard sich revanchieren und das CID sich um eventuelle diplomatische Verwicklungen kümmern wird, S. 29. Grimsby flieht mit einem verletzten Gangster und den Paketen mit Zündern auf einer Jacht nach England. Dort angekommen, informiert Lord Morton im KMI das Home Office und muss sich anhören, dass diese Aktion diplomatische Verwicklungen nach sich ziehen könnte, S. 29. Quester fragt Morton, ob der Gefangene in Brighton (KMI S. 29) bzw. in London (OF S. 46) verbleiben dürfe. Der Mann verrät, dass noch viele Bomben in London versteckt sind, er kennt aber nicht den Mann an der Spitze der Bande. Seine Schilderungen lassen auf ein Haus in Belgravia als Hauptquartier schließen. Hier kommt es zum Showdown, Grimsby und Quester kämpfen Seite an Seite in einer Flammenhölle. Die Bande kann noch Funksignale absenden, um die verbliebenen Bomben scharf zu machen, ihr Anführer wird mit schweren Verbrennungen in die Harley Street transportiert (OF S. 56). Im KMI gibt es auf Seite 32 eine zusätzliche Textpassage: Es gibt eine längere Diskussion mit dem Polizeiarzt, dass der Verletzte besser in Brighton aufgehoben wäre. Morton erzählt ihm, dass er dank Grimsby, der mehr als nur ein Chauffeur ist, auf dem Gebiet der Hautverpflanzungen weiter sei, als andere Ärzte, die bisher nur Tierversuche gemacht hätten. Morton operiert dann den Verbrannten, gibt dem Polizeiarzt dabei Erklärungen. Grimsby hält Quester einen Vortrag, wie Hautverpflanzungen in den letzten 3500 Jahren vorgenommen wurden.
Bevor der Bandenchef stirbt, kann Morton ihm die Adresse der zweiten Funkzentrale entlocken. Es gehen noch weitere Bomben hoch, aber dann kann der Rest unschädlich gemacht werden. Hiermit ist die Geschichte im KMI beendet. In der OF folgen noch anderthalb Seiten, S. 58–60: Beim gemütlichen Beieinandersein lässt Team Morton das Abenteuer besinnlich ausklingen: Morton erzählt Sir Henry alles über Hautverpflanzungen (was im KMI Grimsby schon Quester erzählte). Zur Diskussion steht, wie man mit CID und dem Yard zusammenarbeiten kann, ohne die eigenen Versuchsreihen zu gefährden. Weitere Experimente, insbesondere zu Hauttransplantationen, sollten in Brighton mit Reginald Dee und Dr. Minstoff durchgeführt werden – dafür habe man ja noch die drei Gefangenen (die nicht wie im KMI freigelassen wurden).
Dr. Morton und Cynthia Barrington duzen sich im KMI, aber sie sagen „Sie“ zueinander in der OF.
Im KMI hat das Lektorat damals einige Wörter und Beschreibungen stehengelassen, die an vergleichbaren Stellen im selben Heft gestrichen wurden: Die Erwähnung der Messer, ihren blutigen Einsatz, die zerrissenen Leichen nach den Bombenattentaten – einige Textstellen findet man nur in der OF, andere aber auch noch im KMI. Offenbar war man bei der Nachbearbeitung dieses Manuskripts im Anne-Erber-Verlag nicht sehr sorgfältig vorgegangen. Die kleine Titeländerung („für den“ statt „im“) ist etwas rätselhaft.
Das Titelbild ist eine Collage aus Der Lord Nr. 26 und Der Lord Großband Nr. 1. Die Abbildung von Sir Edward auf der rechten Seite wurde mit dem gespiegelten Profil von Grimsby abgedeckt.
Dr. Morton Band 84: Die Raben
Autor: John Ball, Original-Fassung (OF), Romantruhe, Juli 2022
Erstveröffentlichung (EV): Die Raben, Der Lord Nr. 2, 1975
Nur in der OF erfährt der Leser ziemlich zu Beginn, dass Dr. Morton ständig von Rob Jones über die Aktivitäten des Lords informiert wird. Leider kann der Lord speziell in diesem Fall nicht Robs Gedanken lesen – hier versagt seine Fähigkeit, S. 7. Die Ereignisse aus Band 1 werden noch kurz aufgegriffen: von Oliver Hartnell wird nur eine kopflose Leiche gefunden, ein Drogenkartell wird hinter dem Mord vermutet, sein Vermögen bleibt verschwunden – dabei stecken Dr. Morton und Grimsby hinter allem (OF S. 8 ). Keith Barron, der Butler des Lords, nimmt sich vor, Rob Jones genauer zu beobachten, weil er das Gefühl hat, dass mit ihm etwas nicht stimmt (OF S. 9).
Der Lord träumt von einer Joanna Bennett. Ohne zu wissen, dass die Balletttänzerin in der Nacht getötet wurde, lässt er sich von Jones nach London chauffieren. Im Verlauf des Romans mietet und bezieht er eine Wohnung am Chelsea Square. Die tote Ballerina wird von Unbekannten wie ein Denkmal im Hyde Park aufgestellt und Raben machen sich hungrig wie Geier über den Leichnam her. Chefinspektor Maugham von Scotland Yard wird mit dem Fall betraut und trifft zum ersten Mal auf den Lord. Rob Jones informiert in der OF Dr. Morton darüber, mit Sir Edward in London zu sein; Morton und Grimsby stellen in dem Fall bereits Nachforschungen an und sie überwachen den Lord genau, um im Notfall eingreifen zu können, S. 22.
Es gibt mehrere Hauptverdächtige, die verhört und von geistigen Projektionen des Lords heimgesucht werden. Rob Jones weiß bei den Nachforschungen Dr. Morton und Grimsby im Hintergrund, die ihre Anwesenheit geschickt verbergen (OF S. 37). Jones beobachtet einen Verdächtigen und informiert den Lord. Dessen Antwort beginnt mit den Worten: „Ein Versehen …“ (EV S. 35) bzw. „Ein Verstellen …“ (OF S. 38 ). Als Jones aus einer Telefonzelle kommt, entdeckt er Grimsby, der ihn mit einer lässigen Handbewegung grüßt (OF S. 38 ). Als er am nächsten Tag die Wohnung verlässt, kann er Grimsby nirgendwo entdecken (OF S. 39).
Zur Auflösung des Falls werden alle Verdächtigen nach Schloss Goonhilly eingeladen. Auch Maugham macht sich auf den Weg und fühlt sich beim Anblick des Schlossparks seltsamerweise an Lannix Manor erinnert. In der OF denkt er an Superintendent Russel und Chefinspektor Quester, die hinter Dr. Morton dunkle Machenschaften vermuten, aber von Vorgesetzten immer wieder zurückgepfiffen werden. Er ahnt nicht, dass Morton und Sir Edward in einem sehr engen Verhältnis zueinander stehen, S. 47. Rob Jones ist nicht eingeweiht, was der Lord plant – er weiß aber, dass Grimsby ihnen in dieser Situation nicht zur Seite stehen kann, was ihm sogar recht ist (OF S. 49). Die Partygäste erkunden allein das Schloss und verlaufen sich im Keller. Dabei entgeht ihnen die massive Stahltür, die von Morton und Grimsby eingebaut wurde und hinter der sich ein Geheimnis verbirgt, von dem nicht einmal Sir Edward die geringste Ahnung hat (OF S. 54). Sir Edwards Gästen begegnet im Gewölbe der Geist der toten Joanna Bennet. Beim abschließenden Festmahl liegen ihre Nerven blank und es offenbart sich, wer für den Mord verantwortlich ist. Während des Essens verlangt Rob Jones vom Butler noch etwas Salm (EV S. 58 ) bzw. etwas Lachs (OF S. 59).
Eigenwerbung, 2. Umschlagseite.
Dr. Morton Band 86: Gift für die Königin
Autor: John Ball, Original-Fassung (OF), Romantruhe, September 2022
Erstveröffentlichung: Dr. Morton Kriminal-Magazin International (KMI) Nr. 3, 1976
Die OF beginnt auf der ersten Romanseite (S. 3) mit einem Absatz, der im KMI zur Gänze fehlt und hier deplatziert wirkt: Grimsbys Verlangen nach jungem Fleisch war so stark gewesen, dass er es in Dartmoor gestillt hat. Die Leiche des jungen Mädchens hatte er mit einer neuartigen Säuremischung aufgelöst. Dr. Morton konnte ihn bisher nicht von seinem Trieb heilen und hat das so akzeptiert.
Die eigentliche Geschichte beginnt mit Zeitungsberichten über chinesische Banden in London, die sich gegenseitig bekämpfen. Im KMI bittet Morton Grimsby, sich nicht einzumischen, S. 5. In der OF will er Weiteres in Erfahrung bringen und dabei nicht vergessen, dass Reginald Dee und Dr. Minstoff noch mindestens zwei geeignete Probanden für neue Versuchsreihen brauchen, S. 6–7.
Scotland Yard versucht vergeblich, die Bande in Chinatown zu fassen; bei einer Schießerei trifft eine Kugel einen Chinesen in den Rücken (KMI S. 5) bzw. in den Kopf, wobei ihm der halbe Schädel abgerissen wird (OF S. 9). Grimsby stellt in Soho eigene Nachforschungen an und wird von einer Gruppe Männer überfallen. In der OF folgt eine ganze Textspalte mit der Beschreibung des Kampfes: Grimsbys Messer treffen in Hals, Herz und Schädel, das Blut spritzt und die Knochen knacken, S. 12. Anschließend berichtet er Dr. Morton. Bei dem Gemetzel hat keiner überlebt, Morton ist beeindruckt (OF S. 12) bzw. es gab eine Rauferei und ein paar Leichen – Morton schüttelt darüber nur den Kopf (KMI S. 6).
Grimsby nimmt den Chinesen Tschang gefangen und Morton verhört ihn. Offenbar gibt es einen Plan, die Königin von England zu töten. Grimsby fragt im KMI, ob Morton schon das Home Office verständigt hat, S. 9, bzw. in der OF, ob die Befragung mit dem Nervengas fortgesetzt werden soll, S. 17. Später bringt Grimsby Tschang für weitere Versuche nach Brighton (OF S. 20) bzw. will ihn auf dem Weg nach London an einer unverfänglichen Stelle loswerden (KMI S. 12).
Nach Eingang eines Drohbriefes bei Scotland Yard erhält Superintendent Russel vom Home Office die Anweisung, Dr. Morton einzuschalten. Russel ist darüber sehr verärgert (OF S. 20). Chefinspektor Maugham spricht in der OF über „Morton“, S. 20 bzw. im KMI von „Sir Glenn“, S. 12. Grimsby ist über die offizielle Miteinbeziehung nicht glücklich: sein Team muss wieder versuchen, seine Geheimnisse zu bewahren und geplante Unternehmungen zurückstellen (OF S. 20). Bei einem Besuch im Home Office wird Dr. Morton mit „Sir Glenn“ (KMI S. 12) bzw. mit „Lord Morton“ (OF S. 21) angeredet. Morton tut seine Schuldigkeit und unterrichtet das CID über seine bisherigen Erkenntnisse – anschließend freut er sich mit Grimsby, sich jetzt wieder den eigenen Ermittlungen widmen und hoffentlich noch ein paar Personen unbemerkt nach Brighton verfrachten zu können (OF S. 23).
Kan Wong, erster Mann der chinesischen Unterwelt in London, sucht Dr. Morton mit seltsamen Andeutungen auf. Morton informiert das Außenministerium direkt (KMI S. 15) bzw. gibt die Infos über Sir Henry und dessen Vertrauensmann weiter (OF S. 30). Schließlich telefoniert er mit Maugham, zu dem er ein „recht gutes“ (KMI S. 15) bzw. ein „neutrales“ (OF S. 30) Verhältnis aufgebaut hat.
Scotland Yard bittet Dr. Morton, sich um ein rauschgiftsüchtiges Pärchen zu kümmern, das mit der Sache zu tun haben könnte. Im KMI kümmert er sich um sie in einem Seitenflügel der Klink (S. 15), in der OF betreut er sie mit Cynthia Barrington in der Harley Street (S. 31). In der Nacht, nachdem im KMI Grimsby nach London zurückgefahren ist (S. 15) bzw. in der OF Miss Barrington gegangen ist (S. 31), schleichen drei Personen unbemerkt in die Klinik und töten das Pärchen.
Grimsby dringt nachts in Buckingham Palace ein und wird von einem Wächter überrascht. Im KMI würgt er ihn etwas, injiziert dem Bewusstlosen ein Betäubungsmittel und versteckt ihn hinter einer Kiste, S. 17–20. In der OF sticht er ihm ein Messer ins Herz und löst die Leiche samt Kleidung mit Säure aus einer Sprühflasche auf, S. 38–39.
Ein Peter Craft soll mehr wissen: Morton möchte ihn ausfragen, in der OF sogar mit Nervengas (S. 42). Die Kommunikation mit dem Home Office läuft im KMI wieder direkt, in der OF über Sir Henrys Verbindungsmann. Aber bevor Craft verhört werden kann, wird er von einem Chinesen erschossen, welchen Grimsby und Vaultier einfangen und nach Brighton bringen. Da er herzkrank ist, kann er im KMI nicht der „vorgesehenen Prozedur“ (KMI S. 29) bzw. der „vorgesehenen Prozedur mit dem Gas“ (OF S. 46) unterworfen werden. Beim Verhör verliert der Mann das Bewusstsein; im KMI bittet Morton Grimsby, ihn in Ruhe zu lassen, damit er sich um ihn kümmern kann, denn Scotland Yard brauche ihn lebend, S. 29. Nachts wird die Klinik von Chinesen belagert. In der OF beschließt Morton, den Gefangenen an diese auszuliefern, aber er stirbt später bei einem Schusswechsel mit einer Polizeikontrolle, S. 47. Im KMI telefoniert Morton mit der Polizei und dem Ministerium, der gefangene Chinese wird vom CID aus der Klinik abgeholt, aber sie geraten in eine Falle und er stirbt bei einem Feuergefecht, S. 29.
Dr. Morton erfährt von Kan Wong, dass das Attentat wohl nur von einer riesigen Rauschgiftlieferung ablenken soll. Im KMI gibt es noch weitere Gespräche mit Scotland Yard und dem Home Office und dem CID, S. 29. Grimsby schafft es, die Chinesen in ihrem Schlupfwinkel heimlich zu belauschen. Im KMI freut er sich, dass Morton es nun allen Ignoranten im Home Office beweisen könne, S. 30. So kommt er Stephen Abraham, einem nahen Diener der Königin, auf der Spur. Er überrascht ihn in dessen Wohnung und nimmt ihm einen Umschlag mit weißem Pulver ab. Im KMI soll sich das CID um die Analyse des Gifts kümmern, S. 30.
Die Geschichte endet im KMI an der Stelle, als der Drahtzieher hinter den Drogengeschäften und dem geplanten Attentat entlarvt wird. In der OF folgt eine halbe Seite weiterer Text: Scotland Yards Misstrauen war gewichen, Russel und Quester würden daher in Zukunft weniger gegen Mortons Team ermitteln. Morton kann seine Vorhaben unter Ausschluss der Öffentlichkeit fortsetzen. Was Scotland Yard nicht weiß: Grimsby konnte Barvermögen und Rauschgiftvorräte der Bande einsacken und die Leibwächter von Stephen Abraham in die Klinik nach Brighton bringen. Dort würde Morton nun blutige Versuche mit Krebsmitteln an ihnen vornehmen, S. 60.
Das Titelbild ist eine Collage aus Silber Grusel-Krimi 207 (Vordergrund) und Dr. Morton Nr. 67 (Hintergrund, gespiegelt, umgefärbt).
Dr. Morton Band 88 (Der Lord 3): Phantomjagd durch Europa
Autor: John Ball, ungekürzte Original-Fassung (OF), Romantruhe, November 2022
Erstveröffentlichung (EV): Der Lord Nr. 3, 1976
Sir Edward stößt in seiner Umgebung kurz nacheinander auf zwei Leichen – anscheinend ist dies die Warnung eines Unbekannten, sich nicht weiter einzumischen. Er weiht Chefinspektor Maugham ein. Kurz darauf erhält er Besuch von Dr. Morton und William Grimsby. Morton will, dass Sir Edward sich zurückhält, weil ihr Leben und ihr Tod miteinander verknüpft sind. Letztendlich wird Morton von Sir Edward in der EV niedergestarrt. In der OF verlassen Morton und Grimsby unbeeindruckt Sir Edward und sind sich einig, in Zukunft vorsichtiger zu sein. Denn: Maugham, ein Mann von Scotland Yard, agiert in Sir Edwards nächster Nähe.
Nach dem Auffinden der dritten Leiche versuchen der Lord und Rob Jones den Mörder zu fangen. Der Lord steuert Jones per Gedankenkraft durch die Kanalisation und über die Dächer Londons. Sie werden die ganze Zeit von Grimsby beobachtet, der Morton Bericht erstattet. Anschließend reist der Lord mit Rob Jones dem Unbekannten hinterher: Deutschland, Liechtenstein, die Schweiz, die Niederlande, wieder England. Letztendlich darf Chefinspektor Maugham den Bösewicht festnehmen.
Die ganze Geschichte ist so harmlos, dass kaum Entschärfungen des Textes nötig waren.
Hauptsächlich auf den Seiten 13–15 der EV bzw. 16–18 der OF, aber auch später, heißt Morton entweder Lord Morton (EV) bzw. Dr. Morton (OF). Rob Jones nennt Grimsby in der EV immer Mr. Grimsby, in der OF wechselt er zwischen William und Mr. Grimsby hin und her.
In der EV heißt es auf Seite 52 fälschlicherweise „Grimsby“ statt „Jones“ – ein Hinweis, dass entweder ein Dr.-Morton-Roman umgeschrieben und die Stelle vom Lektorat übersehen wurde – oder John Ball beim Schreiben einfach nur unkonzentriert war.
Dieser Beitrag wurde schon 2 mal editiert, zum letzten mal von Groschenroman am 15.04.2025 09:58.