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Das Forscherehepaar Gaston und Lucile Belmond sowie ihr Freund, der Fotograf Albert Nevieux, sind im kongolesischen Dschungel unterwegs. Eines Nachts werden sie von einem lauten Krachen geweckt – und stehen vor den Überresten einer mittelalterlich wirkenden Burg. Mitten im Urwald des Kongo! Als sie die Ruinen betreten, erleben sie das Grauen. __________________ Dieser Beitrag wurde schon 3 mal editiert, zum letzten mal von Shadow am 24.07.2024 16:03.
Jacques Belmond, der Sohn des Forscherehepaars, beauftragt einen Detektiv namens Marcel Leclerque im Weingut seiner Eltern nach dem Rechten zu sehen, denn seit ihrer Rückkehr aus dem Kongo verhalten sie sich recht komisch. Am Tag seien sie nicht mehr zu sprechen, sondern nur noch nachts und dergleichen. Leclerque nimmt den Auftrag an und fährt zum Weingut. Dort kommt er gerade zurecht, um den Abtransport von drei Särgen zu beobachten. Er klettert auf die Ladefläche und fährt mit, um herauszufinden, wohin die Särge transportiert werden sollen. Als er nachschauen will, was sich in den Särgen befindet, begegnet er dem Grauen.
Björn Hellmark befindet sich wieder auf Marlos. Im Gespräch mit Ak Nafuur, dem ehemaligen Molochos, erfährt er, dass sich seine verschollene Bekannte, Danielle de Barteauliée, die ihn bei seiner Suche nach Tschinandoah (MAC 39 - MAC 42) begleitete, sich in einem Pariser Nobel-Nachtlokal aufhalten soll. Rha-Ta-N'my, die Dämonengöttin, hatte sie als Rache für deren Versagen, Björn Hellmark zu töten, hierher verbannt, nachdem sie sich gar in Björn verliebt hatte. Danielle hat keine Erinnerung an ihr früheres Leben. Als Björn dies erfährt, schickt er sogleich Rani Mahay los, um sie zu suchen, denn er macht sich als Macabros auf in den Kongo, um einer Mitteilung Richard Patricks nachzugehen. So steht er gleich darauf vor einem Teil der zerstörten Zitadelle der Grausamen, die durch sein Wirken in MAC 77 schwer beschädigt wurde. Und damit nimmt er am Geschehen um die Nachtseelen von Zoor teil, nicht ahnend, dass sogar Rani Mahay zu einer solchen wurde, nachdem er Danielle de Barteauliée begegnete ...
Meinung: Hier bekommen es Björn Hellmark und seine Getreuen wieder mit den Auswirkungen der Zitadelle der Grausamen zu tun, weil ein Fragment dieser Zitadelle im Urwald vom Kongo erscheint und so drei Forscher mit dem Virus der Nachtseelen von Zoor infiziert werden. Diese Nachtseelen gehören zu Nh'or Thruu, dem Irren von Zoor, einem Hauptdämon aus dem Mikrokosmos, der eigentlich mehr zu Mirakel gehörte. Aber da diese Spin-off-Serie eingestellt wurde, wollte Dan Shocker/Jürgen Grasmück wohl die ganzen Ideen nicht verschenken, die er für eine eigenständige Serie entwickelt hatte, und dürfte so etliche Plots davon in den Macabros eingebaut haben. Was dem Ganzen nicht geschadet hat, denn der vorliegende Roman, der sich sogar als 1. Teil eines Zweiteilers entpuppt, lässt es gleich ordentlich krachen. Ob der Plot ansonsten für Mirakel verwendet worden wäre, kann ich nicht bestätigen, aber Nh'or Thruu spielte bis dahin bei Macabros und Björn Hellmark keine Rolle. Auch war der Mikrokosmos eher nicht Björns Metier (abgesehen von MAC Nr. 6 Horror-Trip), sondern hauptsächlich durch Mirakel bearbeitet worden. Nichtsdestotrotz dürfte die Vorstellung, abenteuerliche, unheimliche, aber fantastische Welten zu erschaffen, die in einem Staubkorn Platz finden, Dan Shocker/Jürgen Grasmück doch sehr gereizt haben. Man bedenke einmal, wie viele solcher Welten jeden Tag aufs Neue von uns Menschen einfach gedankenlos zertreten werden ...
Natürlich spart hier der Autor auch nicht mit gängigen Klischees, die damals noch allgegenwärtig waren, indem er gleich alle Neger, die als Träger bei den Forschern zugegen sind, Hals über Kopf abhauen lässt, weil sie sich in abergläubischer Furcht vor dem Artefakt der Zitadelle gruseln. Andererseits hätten dies die drei Forscher ihnen gleichtun sollen; es wäre ihrer Gesundheit zuträglicher gewesen. Auch das Freudenhaus-Klischee mit der armen, schönen, im Herzen doch sehr anständigen Nobelhure Danielle de Barteauliée entspricht wohl auch Dan Shockers/Jürgen Grasmücks Vorstellung einer Heldin, die ja niemals so etwas aus Vergnügen oder anderem Kalkül betreibt. Aber bei anderen Autoren verhält es sich ja kaum anders. Und natürlich bezahlt auch der Privatdetektiv mit seinem Leben, weil er einfach zu neugierig ist. Was denn auch sonst? Lässt man diese Klischees aber außen vor, dann hat man einen recht spannend geschriebenen Roman in Händen, der sich locker lesen lässt und aufgrund seiner diversen Cliffhanger einem sofort zum nächsten Teil greifen lässt, denn auch Carminia Brado landet im Mikrokosmos. Björn und Arson, der Mann mit der Silberhaut, werden durch das Relikt der Zitadelle ebenfalls verkleinert und gelangen so in den Mikrokosmos. Also Dramatik pur für den nächsten Teil, auf den wir damals vier Wochen mehr oder weniger geduldig warten mussten .
Wohltuend anders sind wieder einmal die vampirischen Nachtseelen gegenüber den normalen Vampiren vieler anderer Autoren. Dan Shocker/Jürgen Grasmück hält nicht viel von der allgemein gültigen Darstellung von Vampiren, sondern erzeugt hier gleich wieder eine gänzlich eigene »Spezies«, die aber weitaus gefährlicher und tödlicher ist als die sonst so auftretenden Vampire.
Besonderheit: Ich frage mich des Öfteren, ob Jim Carter nicht doch Dan Shocker's Macabros gelesen hat und so auf einige seiner ausgefallenen Ideen für seine Akte X-Serie gekommen ist.
Fazit: Ein sehr spannend geschriebener Roman, der durch die praktisch unbesiegbaren Nachtseelen von Zoor den Marlosianern einiges Kopfzerbrechen bereitet. Hier wirken die einzelnen Handlungsstränge sehr gut zusammen und führen das Geschehen konsequent zu einem vorläufigen Höhepunkt, der Lust auf mehr macht. So macht das Lesen dieser Serie wieder Spaß. Macabros wie in seinen besten Zeiten.
Ich vergebe 4 von 5 Schwerter des Toten Gottes.
Das Titelbild zeigt eine Szene, die teilweise so im Roman vorkommt, als die Nachtseelen ihren Angriff in Paris starten. Wirkt sehr bedrohlich, aber auch etwas eigenartig mit der Darstellung des Straßennetzes von Paris und sogar dem Wort PARIS auf dem Bild. Schade ist aber auch, dass die beobachtenden Nachtseelen oberhalb des Stadtplans durch den Macabros-Schriftzug fast vollständig verdeckt werden. Die sind nur auf dem Originalbild zu sehen – und das befindet sich im Besitz von ... Dreimal dürft ihr raten.
Ich vergebe 3 von 5 Schwerter des Toten Gottes (wegen der verdeckten Nachtseelen gibt es 1 Schwert Abzug).
Erhebe nicht den Anspruch, alles zu wissen – versuche es.
Und hier das Original von Lonati ohne störendes Layout, das die Schattenwesen am oberen Bildrand überdeckt:
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Nur der Mond schwamm immer noch leuchtend und wunderbar in den unermesslichen Weiten des funkelnden ukrainischen Himmels; ebenso majestätisch atmete die ungeheure Höhe, und die Nacht, die göttliche Nacht verglühte; ebenso schön lag die Erde im verzauberten Silberlicht.
Nikolaj Gogol: Die Mainacht oder Die Ertrunkene