Der deutsche Schiffsoffizier Georg Kemp wird Zeuge, wie in einer finsteren Gasse in London ein alter Chinese von vier anderen Chinesen überfallen wird. Da fällt ein Gegenstand aus einem mitgeführten Etui. Die vier Chinesen erweisen diesem ihren Respekt – und werden von sechs plötzlich erscheinenden nebelhaften mongolischen Kriegern widerstandslos geköpft! Als Kemp sich dem alten Mann nähert, beschwört ihn dieser: »Nimm den Spiegel des Temudschien ... Bringe ihn in Sicherheit vor den Leuten Pekings! ... Batu, der Enkel, wird eines Tages zu dir kommen und ihn von dir zurückfordern. Er – wird dich fürstlich belohnen ...« Georg Kemp verspricht ihm dies, kurz bevor der alte Mann stirbt. __________________ Dieser Beitrag wurde schon 1 mal editiert, zum letzten mal von Shadow am 13.06.2015 20:11.
Damit setzt er sich und seine englische Cousine Mabel Walsh einer Tour de Force aus, die sich gewaschen hat. Chinesische Killer, Zauberer, Spukgestalten, Monster und die englische Polizei sind hinter ihm her – vor allem aber hinter dem geheimnisvollen magischen Spiegel des Temudschien. Seine Überlebenschancen sinken immer mehr gegen null ...
Meinung: Dies ist der zweite Roman von Cater Saint Clair im Silber-Grusel-Krimi. Meiner Meinung nach fällt er ein klein wenig in der Spannung gegenüber dem Erstlingsroman ab, aber dennoch ist der Roman immer noch spannend geschrieben. Zwischendurch mehr Agentenkrimi als Gruselroman, aber das ist wohl dem Umstand mit den chinesischen Killern geschuldet, die ja in den Siebzigerjahren des vorigen Jahrhunderts gerne als gefährliche, gewissenlose Killer verwendet wurden. Dennoch kommt das Übersinnliche nicht zu kurz, vor allem anhand des magischen Spiegels, der direkt auf Dschingis Khan (Temudschien ist sein mongolischer Name) zurückgeht.
Etwas langatmig geraten zum Teil auch die aufkeimenden Liebesszenen zwischen Georg Kemp und Mabel Walsh, die vor allem dazu dienen, den »Helden« immer wieder in tödliche Fallen stolpern zu lassen. Und die Sache mit dem kleinen Jungen Willie wirkt auch ein wenig zu grotesk, aber damit kann man in einem Gruselroman dennoch leben.
Fazit: Ein doch recht spannend geschriebener Cater Saint Clair-Roman, der zwar nicht ganz an dessen Erstling heranreicht, aber sich jedenfalls flüssig lesen lässt. Sind zu Anfang die zwischenmenschlichen Szenen mit Georg und Mabel noch relativ prickelnd, so werden sie ab dem letzten Drittel etwas zu liebesromanmäßig. Und das Ende des Romans fällt recht logisch, aber leider etwas unspektakulär aus.
Ich vergebe 3 von 5 Punkten.
Das Titelbild von Meister Sebastià Boada ist ein richtiger Eyecatcher, vor allem die sechsarmige nackte Schöne. Hat aber mit dem Romaninhalt überhaupt nichts zu tun, es sei denn, man bezieht sich auf den abgeschlagenen, chinesisch oder mongolisch wirkenden Kopf, den die Schöne in einer Hand hält. Auf jeden Fall sorgt es für eine angenehme erotisch-schaurige Atmosphäre.
Ich vergebe 4 von 5 Punkten.
Erhebe nicht den Anspruch, alles zu wissen – versuche es.