Dieser Beitrag wurde schon 1 mal editiert, zum letzten mal von Zamorra am 06.06.2011 11:27.
Wieder einmal habe ich mir diesen Klassiker gegönnt, und wieder einmal war es um mich geschehen...
Hugh Walker hat es erneut geschafft, mich durch seinen mitreißenden Stil voll in seinen Bann zu ziehen. Dieser Roman ist für mich einer der besten Gruselheftromane aller Zeiten. Das kann ich wirklich völlig ohne Übertreibung sagen. Mit diesem ersten VHR zeigte der Pabel Verlag damals, in welche Richtung es bei dieser Reihe gehen sollte. Dabei hob sich das Niveau deutlich ab von den Reihen anderer Verlage, z.B. Basteis Gespenster-Krimi. Speziell Walkers Romane waren echte Highlights. Was man jedoch nicht verschweigen sollte ist die Tatsache, dass sich seine Werke zum Teil recht ähnlich sind in manchen Punkten. Das fällt aber auch nur dann auf, wenn man sie nacheinander weg liest.
Für seinen ersten Roman "Vampire unter uns", zog er jedoch schon sämtliche Register seiner schriftstellerischen Fähigkeiten. Es sind einfach die kleinen, feinen Details und Kniffe, welche die Geschichte für mich so besonders machen. Sehr oft habe ich einfach nicht das Gefühl, einen Heftroman vor mir zu haben, wenn ich diese Story lese. Das mag an der Intensität der geschilderten Ereignisse liegen, den eingestreuten philosophischen Gedanken, oder einfach an den zum Teil sehr gezielt eingesetzten literarischen Stilmitteln. Als Beispiel für Letztere steht für mich die Verwendung des Präsens im Finale des Romans. Dies wirkt so real und beängstigend, obwohl es zeitgleich eigentlich nicht mehr als einen surrealen und verstörenden Traum beschreibt... Das hat für mich dann tatsächlich nichts mehr mit "Groschenroman" zu tun, sondern wäre es wert, in etwas geschliffener Form als literarisches Werk neu veröffentlicht zu werden. Leider haben sich sehr wenige Heftromanautoren die Mühe gegeben, auf diese Art zu schreiben.
An manchen Stellen spürt man ein wenig, dass es wohl etwas zu viel Stoff für ein einzelnes Heft war (ursprünglich wollte der Autor aus der Story drei Romane machen, der Verlag forderte jedoch, das gesamte Material in einem Heft unterzubringen). Natürlich weist der Roman auch sehr viele typische Merkmale eines "Schund-Horror-Romans" auf (das meine ich, wie so oft wenn ich von Trash, oder B-Movie Charme rede, nicht negativ!), aber die Art und Weise, wie das Ganze dann wiederum literarisch verpackt ist, sorgte bei mir für viele Gänsehautmomente, wie ich sie sonst etwa bei Lovecraft verspüre. Eine gewisse Ästhetik wohnt dem inne, welche auf jeden Fall beweist, dass der Verfasser hinter seinem Werk stand und eben nicht einfach nur eine stumpfe Auftragsarbeit von Verlagsseite verfasste.
Eine weitere Besonderheit ist für mich die, dass hier versucht wurde den Vampir-Mythos zu erklären. Dies vollzieht sich für mich durchaus glaubhaft und auch wiederum literarisch, im Bereich der Phantasie des Autors, auf hohem Niveau.
__________________
Der Optimist erklärt, dass wir in der besten aller möglichen Welten leben. Der Pessimist fürchtet, dass dies wahr ist. (J.B. Cabell)
Peter Mertens vermutet, dass ihn seine Frau Martha betrügt. Denn jedesmal wenn er nach hause kommt, hört er eine männliche Stimme aus dem gemeinsamen Schlafzimmer. Doch nicht nur das, auch den Schatten seines vermutlichen Nebenbuhlers meint er von der Straße aus mehrmals erkannt zu haben. Aber jedesmal wenn er die Tür aufreißt, gibt es keine Spur von dem vermeintlichen Liebhaber. Peter Mertens läßt sich von seinen Fehlschlägen aber nicht beirren. Er greift zu einer List. Er installiert ein Tonbandgerät im Schlafzimmer und beauftragt zeitgleich das Detektivbüro Hammerstock. Beim Abhören des Tonbandes kommt es aber zu einem erneuten Phänomen. Peter hört nämlich nur die Stimme seiner Frau und die verdächtigen Nebengeräusche die ein knarrendes Bett verursachen. Auch die vor dem Haus positionierten Detektive sehen ausser ein Schemen an der Hauswand nichts. Man bedenke dabei, dass sich die Wohnung der Mertens im sechsten Stock befindet. Doch kurze Zeit später scheint Hammerstock ne Spur aufgenommen zu haben. Diese führt ihn geradlings nach Elbenburg bzw. zum dort ansässigen Friedhof. Doch damit noch nicht genug, platzt kurz darauf die Bombe. Denn kein geringerer als Willi Martin soll mit Martha Mertens geschlafen haben. Das Kuriose daran ist, dass es sich bei Willie Martin nicht nur um Marthas ersten Mann handelt, sondern auch um den bereits vor fünf Jahren an Leukämie verstorbenen. Doch wenn man jetzt meint es geht nicht mehr verwirrender, der kennt halt Hugh Walker nicht . Denn zum allen Überfluss ist Martha noch schwanger .....von wem fragt ihr ? .....von Willie Martin. Jetzt fragt ihr euch sicherlich, wie so etwas nur möglich sein kann ?. Nein, nicht wie ihr jetzt denkt die blauen Pillen seien die Ursache für das Phänomen. Kein geringerer als Malasse der Magier zeigt sich dafür verantwortlich. Als "klein Willie" dann endlich zur Welt kommt, scheint das Familienglück der Mertens perfekt zu sein ....aber auch nur fast .
Fazit:
Das isser nun ..... mein erster Ausflug im Vampir-Horror-Roman-Kosmos. Ich muss gestehen, es hatte sich gelohnt. Wicket's Schilderung kam meiner Wahrnehmung schon ganz nahe. Mir gefiel der Schachzug vom Autor, seinen Protagonisten Peter Mertens aus der "Ich-Perspektive" agieren/erzählen zu lassen. Walker gelang es hervorragend die Charaktere zu positionieren. Desweiteren lebte die Geschichte von seiner düsteren Atmosphäre. Besonders der "kleine Willie" hatte es mir angetan .....was für ein Balg . Die Figur erinnerte mich einwenig an "das Kind Gabriel aus dem Vampira-Kosmos. Gerade die Szenen im Mutterleib bzw. seine Boshaftigkeit kamen gut rüber. Überhaupt fand ich es mal interessant, einen (für mich) ganz anderen Vampir-Roman zu lesen. Auch das Finale konnte mich letztendlich überzeugen. Es muss ja nicht immer ein "Happy End" sein oder ? .
Bewertung:
Der Roman bekommt von mir gute vier von fünf Fledermäuse.
Cover:
Hier hat der Künstler (Carolus Adrianus Maria Thole) echt ne gute Arbeit geleistet. So stelle ich mir ein Cover für einen Gruselroman vor .
Dieser Beitrag wurde schon 1 mal editiert, zum letzten mal von dark side am 01.10.2013 22:25.
@ darky:
Freut mich persönlich sehr, dass dir der Roman gefallen hat, da ich ein Fan von Walker bin und seine Romane ausgesprochen gerne lese. Diese besitzen einfach eine klasse Atmosphäre und zeichnen sich durch einen guten Schreibstil aus. Sind durchaus auf dem Niveau von "Vampira".
VHR 14 "Das Haus der bösen Puppen" dürfte dir sicher auch gefallen (aber bitte nicht die DL-Version).
Zitat: | |
|
Bei Emmerich books werden gerade die alten Horror-Romane von Hugh Walker neu aufgelegt. Das 1. Buch mit dem Titel Blut-GmbH ist gerade erschienen. Es beinhaltet den kompletten Drakula-Zyklus.
http://www.emmerich-books-media.de/htm/1_de.html
__________________
Immer wieder nach Ostfriesland
Dieser Beitrag wurde schon 1 mal editiert, zum letzten mal von zauberer am 06.10.2013 06:49.
Zitat: | |
|
__________________
Nur der Mond schwamm immer noch leuchtend und wunderbar in den unermesslichen Weiten des funkelnden ukrainischen Himmels; ebenso majestätisch atmete die ungeheure Höhe, und die Nacht, die göttliche Nacht verglühte; ebenso schön lag die Erde im verzauberten Silberlicht.
Nikolaj Gogol: Die Mainacht oder Die Ertrunkene
Dieser Beitrag wurde schon 1 mal editiert, zum letzten mal von Olivaro am 06.10.2013 08:43.
Deutschlands erste Reihe mit unheimlichen Romanen im Heftformat öffnete ihre Pforten mit einer ungewöhnlichen Vampirgeschichte eines österreichischen Autors, die von einer Originalität und Qualität ist, die der Verfasser über Jahre hinweg halten konnte, ihm eine treue Anhängerschaft sicherte und somit der Behauptung vom Propheten im eigenen Land Lügen strafte.
Anders als bei seinen anderen Werken, die zum Teil surreale Dimensionen annahmen, blieb dieses Werk von der Form her eher traditionell. Auch hier der Sprung direkt in die Handlung, die stetig zu steigern der Autor meisterhaft verstand und die doch ganz anders endet, als es zunächst den Anschein hatte. Diese Unberechenbarkeit des Autors übertrug sich stets als Mysterium unterschwellig auf die Handlung und sorgte so für zusätzlichen Nervenkitzel.
Die Hauptfigur des Romans ist mit einer Witwe verheiratet, deren erster Mann aber gar nicht so tot ist wie man glaubt. Auf der Suche nach der Wahrheit gerät der Erzähler in einen Teufelskreis, aus dem ein Entkommen nicht mehr möglich ist; er scheitert sogar daran, sein Leben zu retten. Erst als er selbst zu einer Kreatur der Nacht wird, versteht er die Beweggründe der Anderen, zu denen nur auch er gehört.
Straßls Vampire gieren nicht nur nach Menschenblut, sie verlangen wieder nach dem, was ihnen als Grenzgänger zwischen den Daseinsformen versagt bleibt: Sie wollen das Leben wieder. Und damit verlässt der Autor die Überlieferung und geht einen Schritt weiter in der Evolution von Hell und Dunkel, der Annäherung von Tag und Nacht und ihren Wesen, die doch einer gemeinsamen Wurzel entspringen. Den Anfangs- und Schlussszenen kommt somit eine Schlüsselfunktion zu. Denn obwohl das Szenario identisch ist, hat sich das Geschehen völlig gewandelt: Menschen werden zu Vampiren - und Vampire wieder zu Menschen.
__________________
Nur der Mond schwamm immer noch leuchtend und wunderbar in den unermesslichen Weiten des funkelnden ukrainischen Himmels; ebenso majestätisch atmete die ungeheure Höhe, und die Nacht, die göttliche Nacht verglühte; ebenso schön lag die Erde im verzauberten Silberlicht.
Nikolaj Gogol: Die Mainacht oder Die Ertrunkene
Hallo aus Wien!
Ich habe leider nicht das Originalheft aus den 1970er Jahren in meinen Händen, sondern "nur" eine E-Book-Version (das Buch "Die Toten lieben anders" von Hugh Walker) und kann daher auch nicht sagen, ob der Text unverändert vorlag.
Doch wie auch immer, an der Handlung selbst wird das wohl keinen Einfluss gehabt haben. Obwohl dieser Roman auch schon in der Reihe "Dämonen-Land" veröffentlicht wurde - die ich damals irgendwie "verschlafen" habe (leider!) und mir immer wieder gesagt wurde, dass ich den unbedingt lesen müsse, hat es tatsächlich so lange bei mir gedauert, bis ich mich endlich dazu aufraffen konnte.
Und ja, wer mir bisher diesen Roman (und den Autor) empfohlen hatte, hatte Recht!
Ich weiß ehrlich gesagt gar nicht, was ich erwartet hatte. Es kam auf jeden Fall anders! :-)
Die Story ist keine klassische "Geisterjäger"-Geschichte, sondern erzählt, wie ein Mann zum Vampir wird und ich hoffe, ich habe nicht jetzt schon zu viel gespoilert!
Zwar fand ich die Dialoge teilweise etwas hölzern und pathetisch, aber der Roman ist mittlerweile schon sehr alt (sogar 9 Monate älter als ich!!) und da habe ich schon schlimmeres in neuen Romanen gelesen.
Aber die Handlung fand ich sehr spannend, innovativ und ich frage mich, warum das noch niemand verfilmt hat... eine Mischung aus "Rosemaries Baby" und "Interview mit einem Vampir..."
In dem erwähnten E-Book befinden sich noch die Geschichten:
Ich, der Vampir (Vampir-Horror-Roman 22)
Blutfest der Dämonen (Vampir Taschenbuch 17)
Der große Hunger
Die genannten Geschichten habe ich noch nicht gelesen, werde aber gerne auch dazu mal meinen Senf abgeben. Ich werde jedenfalls dranbleiben und noch mehr von Hugh Walker lesen. Mal sehen, vielleicht nehme ich dann auch mal einen Fantasy-Roman zur Hand (obwohl das nicht unbedingt "mein Genre" ist) und werde dann ebenso positiv überrascht sein.
Über Tipps, was ich von ihm noch lesen soll, bin ich sehr dankbar! :-)
LG, der Basilisk aus Wien
Ein Wiederlesen - nach fast 40 Jahren. Wenn es so etwas gibt, dann ist "Vampir Horror-Roman" Band 1 ein Referenz-Gruselroman. Er setzt einfach Maßstäbe, auch heute noch. Top.
Das Wichtigste in jedem Roman sind die Charaktere. Und Hubert Straßl alias Hugh Walker nimmt sich seinen Figuren an und er nimmt sie ernst, genau wie seine Romane.
Er erschafft wirkliche Charaktere, nicht bloße Abziehfiguren, - wie so oft im Heftroman üblich, heute nicht anders als damals - und das lässt die Romane des Autors so aus der Masse hervortreten.
Hier gibt es nicht den übergeordneten, gottgleichen Erzähler, der in allen Köpfen seiner Personen ein fröhliches Stelldichein hält und sie mit Plattheiten "zuschmiert". Der Autor taucht in seinen Protagonisten ein und so gelingt es ihm, seinen Leser dafür zu interessieren, was mit dem Protagonisten geschieht und den Leser oft damit gleichzeitig zu verstören.
Ebenso hier die Geschichte des Peter Mertens, der begreifen muss, dass Vampire unter uns sind, und dass sie leben wollen - um jeden Preis.
Zitat: | |
|
__________________
Erhebe nicht den Anspruch, alles zu wissen – versuche es.