Im Prinzip ist die Geschichte irgendwo anzusiedeln zwischen Reise zum Mittelpunkt der Erde und Die Zeitmaschine, aber das bezieht sich nur auf gewisse Aspekte. Die Morlocks sind in diesem Fall Gnome, die in ihrer Höhlenwelt in einem Berg leben und beginnen, sich für die Welt der Menschen zu interessieren. Anfangs werden sie nur äußerlich beschrieben (für meinen Geschmack ein bisschen zu oft), erst nach und nach bekommt der Leser Einblick in ihr Sozialverhalten und ihre Fähigkeiten. Die Gnome sind nicht dämonischen Ursprungs und werden auch nicht als bösartig dargestellt, sondern als Spezies, die eben existiert. Sie empfinden Freude und Trauer, zeigen Verantwortungsbewußtsein und auch Mitleid. Exemplarisch sei die Sequenz genannt, in der ein betrunkener Künstler einen Gnom in seine Hängematte hebt und dieser sich nach einer Drohgebärde geradezu kindlich über dieses Geschaukel freut. Prompt wollen auch die anderen Gnome mitschaukeln. Während dieser Schaukelei kommt es zu einem Zwischenfall und einem der Gnome wird in den Bauch geschossen und er stirbt. Diese Schilderung ist sehr bewegend und steht in traurigem Gegensatz zu der kurz zuvor noch herrschenden ausgelassenen Stimmung. __________________
Unerwähnt bleibt allerdings, warum die Menschen auch unter Aggressivität und Gedächtnisverlust leiden, wenn sie nicht im direkten Kontak mit den Gnomen stehen; das ist aber nur ein Detail.
Trotz naiv anmutendem Titelbild ist der Roman ein spannendes Lesefutter. Nicht so sehr gruselig, eher unterhaltsam und eine lesenswerte Alternative.
Nur der Mond schwamm immer noch leuchtend und wunderbar in den unermesslichen Weiten des funkelnden ukrainischen Himmels; ebenso majestätisch atmete die ungeheure Höhe, und die Nacht, die göttliche Nacht verglühte; ebenso schön lag die Erde im verzauberten Silberlicht.
Nikolaj Gogol: Die Mainacht oder Die Ertrunkene