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"Die Frage ist nicht, ob du paranoid bist, die Frage ist: Bist du paranoid genug!?!" (aus dem Film Strange Days)
Auf Trinidad soll Coco vom mächtigen Dämonenherrscher der Insel noch einmal auf's Bösesein getrimmt werden. Der hat aber ganz eigene Probleme, da mit dem Roten Hahn ein anderer Schwarzblüter offenen Krieg gegen ihn führt. Und dann ist da noch der mysteriöse Rattenfänger, ein Dämonenjäger, der dieses Kräftemessen gern zu seinem eigenen Vorteil nutzen will. __________________
Klingt soweit wirklich interessant, wie bisher alle Geschichten der Serie, die ich gelesen habe. Ist es dann aber überhaupt nicht. Statt einer soliden Dreiecksgeschichte mit der jungen Hexe im Kreuzfeuer musste Ernst Vlcek unbedingt daran herumschrauben um unerwartete Wendungen einzubauen. Und er musste eine Liebesgeschichte hinzudichten, die elementaren Einfluss auf die Story hat. Coco spielt wieder mal den Gutmensch, rettet im Territorium des Feindes einen jungen Mann und verbringt natürlich bei der Gelegenheit die Nacht mit ihm. Zumindest ist sie dieses mal nicht unsterblich in den Kerl verliebt, sondern will nur ordentlich „ihren Spaß“. Ihre völlig naive Rettungsaktion hat Konsequenzen und eröffnet dem Roten Hahn die Chance seinen Kontrahenten direkt anzugreifen. Nun, Makemake wird als mächtiger Elementar- und Vogeldämon beschrieben, der einstmals in Ozeanien herrschte und nun Trinidad kontrollierte, bis die Rebellion begann. Aber – Überraschung – er stellt sich als netter alter Mann heraus, der nicht mehr wirklich stark ist und der Schwarzen Familie all die Jahre etwas vorgespielt hat. Komisch, im Pilotabenteuer war Coco eine riesige Ausnahme, dass sie kein blutrünstiges Monster ist, wie der Rest der Dämonen. Vier Geschichten habe ich nun gelesen und in denen spielten von Coco abgesehen bereits zwei „nette“ Dämonen mit. Von wegen evolutionäre Ausnahme.
Jedenfalls ist Makemake nicht der angekündigte grausame Dämon, demzufolge bleibt ein Kräftemessen aus. Er würde dem Roten Hahn klar unterliegen, wie er zugibt. Das heißt die Hauptheldin darf schon wieder die Geschichte als übermächtige Hexe retten. Wie in meiner letzten Rezension angemerkt sollte jede Familie neben soliden Kräften ihre eigene ganz spezielle Superkraft haben, bei den Zamis' die Zeitmanipulation. Coco beschwört mal eben so die Magierlegende Merlin, die Beschwörungsformel hat sie im letzten Abenteuer zufällig gefunden. Wenn jetzt ein mysteriöser Superzauberer eingeführt wird, dessen unsagbar mächtigen Sprüche verschollen sind und dann wird er so inflationär eingesetzt, macht das keinen Spaß.
Halten wir fest, Makemake ist auf den Schutz einer Junghexe angewiesen und die hat selbst genug zu tun. Da ist es eine Möchtegernexorzistenbande von Halbstarken, die ganz logisch den Roten Hahn und den Rattenfänger aufspührt und Coco im Kampf unterstützt. Zum Finale wird enthüllt, dass beide die selbe Person sind. Der Versuch einer Erklärung, warum ein Dämon sich nebenher als Dämonenkiller ausgibt und das keiner merkt, wird zwar unternommen, aber ich nehme es der Geschichte wie so vieles nicht ab.
Warum diese Liebesgeschichte? Warum so kompliziert, warum kein simpler aber packender Machtkampf zweier Dämonen und ein lauernder Dämonenjäger als dritter Faktor. Warum darf Coco nicht einmal ein wenig zur Nebendarstellerin degradiert werden sondern muss alles retten?
Nach etwa der Hälfte der Geschichte – bis dahin fand ich sie wirklich gut – habe ich abgeschaltet und einfach nur noch zähneknirschend fertig gelesen. Zum Finale werden Coco und der Rote Hahn in zwei Kampfhähne transferiert und dürfen sich einen Hahnenkampf liefern. Apropos Hahn, mit Magie wird auch hier sehr exzessiv umgegangen. Dazu aber in einem anderen Thread, den ich jetzt unbedingt mal eröffnen muss.
(3,5 von 10 Punkten), ich weiß nicht ob ich noch die Geduld habe, den Rest des Buches zu lesen. Naja, anfangen werde ich die nächste Geschichte bestimmt.
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Aktuelle Lesereihenfolge:
1. John Sinclair
2. Maddrax
Nächste Station auf Cocos kleiner Weltreise ist Guatemala. Eine neue Geschichte und ein neuer Gegenspieler, im Kern aber das gleiche alte Spiel. Wieder einmal trifft Coco auf „nette Dämonen“, die es so furchtbar selten gibt, dass in fast jeder Geschichte einer auftaucht. Wieder einmal sucht sich die junge Zamis einen Bettgefährten aus, den sie für den Rest der Geschichte ordentlich durchknuddeln darf, bis nächstes mal jemand anderes der One Story Stand ist. Wieder einmal gibt es eine Zusammenkunft der ansässigen Dämonensippen, damit in Soap-Manier die Zickerein untereinander gezeigt werden können und welche exotisch-monsterhaften Kreaturen es im Zamis-Setting gibt. __________________
Cocos Kräfte, die sie als Superheldin nutzt, sind auch immer die gleichen. Wenn sie eine Information braucht oder jemand etwas für sie tun soll hypnotisiert sie ihn einfach. Wenn sie unerkannt abhauen will schafft sie einen Klonkörper, damit die anderen nichts mitbekommen. Oder sie versetzt sich in den schnelleren Zeitablauf und macht irgendwas, während für alle anderen die Zeit stillsteht. So ist auch dieses Abenteuer keine wirkliche Herausforderung, bei der man mitfiebert. Im Gegenteil, die Hexe regt sich sogar über die Unfähigkeit der Dämonensippen in Guatemala auf, den Fall der Woche zu lösen. Am Ende ist sie als supermächtige Junghexe allein die Lebensretterin, wie immer.
Dafür hat man hier ein tolles Reiseabenteuer, anders als bei Dark sind die Beschreibungen und Begegnungen nicht zu langgezogen oder übertrieben. Und irgendwo sind die Geschichten auch interessant. Es würde Spaß machen, Coco auf ihrem Weg zu begleiten. Wenn nur nicht alles nach dem langweiligen Schema F abliefe.
(5 von 10 Punkten)
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Der Seelenhändler __________________
Nachdem Coco in Guatemala die Lage gerettet hat empfängt sie ein magisches Signal und folgt ihm in die Staaten. Ihr Vater hat eine alte Bekannte damit beauftragt, sie dorthin zu lotsen, da es dort gleich das nächste Problem gibt, dem sich unsere Superheldin annehmen muss. Warum er sie nicht einfach direkt kontaktiert hat? Wohl um Seiten für eine eher lahme Geschichte zu schinden, wie es im weiteren Handlungsverlauf mehrmals passiert.
Einige schwache Dämonenfamilien haben ihre Klone durch eine gemeinsame Leihmutter austragen lassen. Diese sind jetzt erwachsen und ein unbekannter Faktor im Gebiet Massachusetts. Coco soll als neutrale Schiedsperson untersuchen, ob sie wirklich eine Gefahr für die alteingesessenen Familien sind. Soweit so gut, der Junghexe kommt dann erneut ihre Menschenliebe in den Weg. Auf dem Gelände findet sie einen wahnsinnigen Mann und untersucht dessen Geist, um herauszufinden, was vorgefallen ist. Dabei landet ihre Seele in seinem Körper. Coco kommt in psychiatrische Behandlung, da ihr die Wahrheit niemand glaubt. In dem Körper des Mannes hat sie keine Hexenkräfte, was eigentlich ein spannender Ausgangspunkt ist. Da ist aber gerade mal ein Viertel der Geschichte erzählt. Coco versucht den Psychiater so lange hereinzulegen und umzustimmen, bis er sie zu dem Gelände der Klondämonen führt. Dort entdeckt sie ihren seelenlosen Körper und will wieder hineinschlüpfen. Doch sie hat die Rechnung ohne den titelgebenden Seelenhändler - der eigentlich gar nicht mit Seelen handelt, eher hantiert oder tauscht – gemacht. Es sind ja noch viele Seiten zu erzählen, also schiebt er ihre Seele in den Körper einer gelähmten alten Frau. Was der Bösewicht nicht weiß, der Sohn und die Pflegerin haben ein Verhältnis und vergiften Cocos Wirtskörper, um an das Erbe zu kommen. Innovativ oder? Als die Alte/Coco stirbt, entflieht die Seele dem Körper und Coco gelangt wieder in ihren eigenen Körper.
Doch was ist mit der eigentlichen Geschichte? Der Bedrohung, die eventuell von den Klondämonen ausgeht? Tja, die sind so böse und tauschen die Seelen von Menschen, damit sie wahnsinnig werden. Das muss natürlich sofort unterbunden werden, wie Cocos dämonische Auftraggeber meinen. Halt, Stop: Warum interessiert es böse Dämonen, wenn andere böse Dämonen gemeine Spielchen mit Sterblichen machen? Die vorhergegangenen Geschichten zeigen, dass sowas normal für die Schwarze Familie ist. Egal, Coco eilt zur Rettung...
...wird dann aber zum dritten mal ausgetrickst und in einen anderen Körper transferiert. Stimmt, es sind noch eine Menge Seiten übrig. Der Selbstmörder, in dem Cocos Seele jetzt steckt, will sich gerade von einem Hochhaus stürzten. Womit ihre Seele sofort frei wäre und in ihren Körper zurück kehren könnte, eine unsinnige Aktion des Seelenhändlers also. Sie wird aber von ebendem Psychiater gerettet, bei dem sie zu Beginn der Geschichte in der Nervenheilanstalt war. Wieder kann sie ihn überzeugen, dass sie nicht irre ist.
Ich mache es kurz, meine Motivation länger auf diesen Mist einzugehen lässt rapide nach. In Cocos Körper steckt eine willige Seele, die den Klondämonen aus der Hand frisst. Sie erschießt im Auftrag des Seelenhändlers Coco bzw. den Körper des Beinaheselbstmörders. Wie vorhin geschrieben weiß der eigentlich, dass man Coco damit nicht tötet sondern ihrer Seele den Rückweg in den eigenen Körper ermöglicht. Da will wohl jemand unbedingt besiegt werden, wenn man seiner Feindin nach einem Riesenaufwand den Weg in ihren eigenen Körper freigibt.
Entweder ich habe eine hochkomplizierte Geschichte mit Metatext nicht verstanden, oder die Autoren haben sich richtig schön Müll zusammengereimt. Dazu kommen kleinere Logikfehler, ein Beispiel. Coco hat einen Ring, mit dessen Hilfe sie Kontakt zu ihren Auftraggebern aufnehmen kann. Aber nur wenn ihre Seele in ihrem Körper ist. Wird am Anfang des Romans so festgelegt. Die Dame, die in Cocos Körper steckt, kann dann aber doch die Kontaktperson damit erreichen.
(2,5 von 10 Punkten) mir ist einfach eine logische Geschichte zu wichtig, Trashfreunde können vielleicht darüber hinwegsehen und sehen die Sache anders.
Puh, auch das zweite Buch geschafft. Erstmal weit weglegen, damit ich es schnell vergesse. Einige der Geschichten waren solide, aber es gibt einfach besseres für mich, als das ich mich mit diesem Qualitätsniveau aufhalten müsste. Vielleicht in einem oder zwei Monate ein neuer Anlauf für das dritte Buch, wenn ich runtergekommen bin.
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Zitat:
Original von Das Gleichgewicht
Doch was ist mit der eigentlichen Geschichte? Der Bedrohung, die eventuell von den Klondämonen ausgeht? Tja, die sind so böse und tauschen die Seelen von Menschen, damit sie wahnsinnig werden. Das muss natürlich sofort unterbunden werden, wie Cocos dämonische Auftraggeber meinen. Halt, Stop: Warum interessiert es böse Dämonen, wenn andere böse Dämonen gemeine Spielchen mit Sterblichen machen? Die vorhergegangenen Geschichten zeigen, dass sowas normal für die Schwarze Familie ist. Egal, Coco eilt zur Rettung...
Die Quintessenz dieses Romans ist, dass innerhalb des Dämonenkiller Wahnsinnige oder Menschen mit einer Geistesstörung für Dämonen eine Bedrohung darstellen. Die Ausstrahlung dieser Menschen bereitet den Dämonen Schmerzen, lähmt ihre Fähigkeiten oder kann sie gar vernichten, weshalb die Schwarze Familie natürlich ein erklärliches Interesse hat, dem Treiben der Alcasta-Sippe ein Ende zu setzen, weil man sonst das eigene dunkle Treiben nicht mehr in dem gewünschten Ausmaß fortgesetzt werden kann.
Vielleicht kann diese Erklärung den Roman in einem anderen Licht erscheinen lassen.
Eine Art Fortsetzung erschien übrigens Jahrzehnte später, ebenfalls im Zaubermond-Verlag, als Band 8 der Serie
Coco Zamis ...
Nur der Mond schwamm immer noch leuchtend und wunderbar in den unermesslichen Weiten des funkelnden ukrainischen Himmels; ebenso majestätisch atmete die ungeheure Höhe, und die Nacht, die göttliche Nacht verglühte; ebenso schön lag die Erde im verzauberten Silberlicht.
Nikolaj Gogol: Die Mainacht oder Die Ertrunkene