Die Totenmesse
In Wien ist alles wie früher. Für Coco und für den Leser, dem Voehl tausendmal durchgekautes vorsetzt. Irgendwer spielt sadistische Spielchen mit Sterblichen. Gutmensch-Coco muss sich einmischen. Alle sind empört. Schande für die Familie und gesamte Dämonenwelt, etc. Es folgt eine offizielle Anklage durch Toth. Nur dieses mal ist es umgekehrt. Coco stellt sich der Bestrafung, doch auch das ist verkehrt. Plötzlich keift ihre Familie herum, dass sie sich besser geweigert hätte. Wir haben verstanden, Coco darf unter keinen Umständen Handlungen durchführen, die sie normal erscheinen lassen. Die Hexe muss um jeden Preis als weißes Schaf und Sonderling dargestellt werden. Egal ob es Sinn macht.
In der Vergangenheit versuchen Ingvar und Michael schon wieder, Rasputin zu killen. Voehl macht es sich sehr einfach, indem er in dieser Geschichte einfach Handlungen kopiert und immer wieder bringt. Sie unterliegen, werden mit einem Fluch belegt und siechen dahin.
Wo stehen wir jetzt? Für Coco sieht es in Wien nicht gut aus. Michael und Ingvar machen es in Russland auch nicht mehr lange. Die Handlung muss gedreht werden, damit die Hauptcharaktere noch gewinnen. Voehl hat sich in eine Sackgasse geschrieben. Es sind Geschick und Überlegungen gefragt, um sich herauszumanövrieren. Oder man scheißt mal wieder auf alles und schreibt Müll. Plötzlich hat Vergangenheits-Michael mentalen Kontakt zu seiner Tochter in der Gegenwart. Warum ist egal. Kein guter CZ-Leser würde es wagen, das in Frage zu stellen. Michael schöpft durch die Konversationen zu seiner Tochter neuen Mut und schafft es in den darauffolgenden Tagen, den Fluch zu bannen. Und Coco bekommt wertvolle Hinweise, verpackt in pseudophilosophischem Geschwafel. Das ergibt keinerlei Sinn, führt im Endeffekt aber dazu, dass Coco erkennt, dass die Versteinerung irgendwie doch noch anhält und Asmodis Wien nur in eine andere Realität transportiert hat, wo die Versteinerung aufgehoben wurde. Irgendwie können sich alle Bewohner der Stadt frei bewegen, dann irgendwie aber in der echten Realität doch nicht. Irgendwie. Wer jetzt schüchtern die Hand hebt und Voehl nach dem Sinn und Details zu dieser Situation fragt, wird geköpft!
Die Vergangenheitstexte machen in der weiteren Handlung noch Sinn. Die Brüder wollen Rasputin wieder töten. Dieses mal beschwören sie einen Basilisken und können ihn durch das mächtige Monster im inzwischen vierten Anlauf erledigen. Toll. Endlich hat sich die Sache erledigt. Da der Autor die Geschehnisse auf realen Fakten aufgebaut hat, konnte Voehl nicht so viel kaputt schreiben. Ich bin dafür durchaus dankbar. In der Historie waren es verschiedene Leute mit verschiedenen Motivationen, die Rasputin umbringen wollten und versagten. Das ist glaubhafter als dass hinter jedem einzelnen Attentat auf den Alchemisten die Zamis-Jungs stecken. Ein Schlusswort dazu: Michael hatte Kontakt mit Coco. Er hat sich mit ihr über die Probleme in Wien ausgetauscht. Er weiß, was in 100 Jahren geschehen wird. Vielleicht hat er noch viel mehr Dinge erfahren. Und er verhindert rein gar nichts.
Bei Coco gibt es für den Leser im Gegensatz zur Heldin leider keine andere Realität, die für ihn geschaffen wurde. Er muss damit zurecht kommen, was der Autor zusammenschreibt. Es gilt wieder: Asmodis verbaut sich seinen Plan selbst. Es ist lachhaft, weil die großen Plots so immer ablaufen. Hätte er die Leute versteinert gelassen, wäre Coco nicht weiter gekommen. Jetzt kann man aber zumindest in der vorgegaukelten Realität Pläne schmieden. Gegenwarts-Michael kann ihr einen funktionierenden Tunguska-Splitter überreichen. Damit wird dann ein Basilisk beschwört, der in 2 Zeilen den Gorgon anstarrt, ihn damit vernichtet und die Versteinerung auflöst. Epischer Endkampf zweier mächtiger Ur-Dämonen braucht niemand. Beziehungsweise das überfordert die Fähigkeiten dieses Autors.
Cocos Großvater kehrt mit dem Tunguska-Splitter in die Vergangenheit zurück. Der nächste Zamis, der um die Zukunft weiß und nichts mit diesem Wissen anfängt.
Was lerne ich aus der Auflösung dieses Plots? Dass ich dumm bin und immer wieder auf das Autorenkollektiv hereinfalle? Dass ich jedes mal auf's Neue hoffe, dass die Geschehnisse wenigstens halbwegs sinnvoll aufgeklärt werden? Dass Asmodis sich seinen neusten Plan ausnahmsweise nicht selbst verbockt? Dass man sich Gedanken um einen spannenden Endkampf macht, der den Leser überrascht statt irgendwelchen Mist zu schreiben?
(3 von 10 Freaks)
Ich bin nach einer Pause motiviert in die Serie eingestiegen. Und habe schon nach einem Band keinen Bock mehr. Vielleicht lag es daran, dass ein gewisser „Schriftsteller“ gleich alle 3 Geschichten schreiben durfte. Was beim Folgeband übrigens genau so sein wird. Überraschender Weise, ich habe mal spontan nachgeschaut, ist Voehls letzter Beitrag zur Serie in Buch 22. Danach inzwischen 26 Bände lang nichts mehr. Sollte er nicht sein Pseudonym gewechselt haben macht mir das sehr viel Hoffnung und Mut, die Serie weiter zu verfolgen. Es sind die Abenteuer von Voehl, die mich so aufregen, die ich heftigst kritisiere. Bei denen ich bewusst Sachen verdränge, um auch mal eine gute Bewertung geben zu können. Für alle Sinclair-Leser: Ich freue mich „sogar“ über jeden Roman von Logan Dee, weil das indirekt ein Roman weniger von Voehl ist.
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2. Maddrax