Charta Daemonica
von Catalina Corvo
Nach dem großen Kampf in Asmoda ist die liebe Traudel noch immer an Michaels Seite. Asmodi hält es nicht für nötig, sich der Oppositionsdämonin endlich mal anzunehmen. Direkt in der Eröffnungsszene versucht Traudel Michael zu töten, weil sie ihn doch nicht liebt. Thekla hat sich die ganze Zeit auf ihrem Zimmer eingeschlossen, kommt aber ausgerechnet jetzt hinzu, um ihren Ehegatten zu retten. Das nenne ich mal „schnell und sinnlos Altlasten entsorgen“. Aber ich will mich nicht beschweren, Traudel ging mir echt auf den Geist. Jetzt ist sie immerhin weg. Alle vertragen sich wieder. Es ist so, als hätte es Traudel nie gegeben. Wäre ehrlich gesagt auch besser für die Serie gewesen. Ich weiß bis heute nicht, was ihre „Wiedererweckung“ sollte.
Inzwischen kommt es in Wien zu den nächsten Verhandlungen zwischen Asmodi und Norcturno mit Toth als Schiedsrichter. Dabei deckt Asmodi mehrere Male Versuche auf, die Gespräche zu belauschen. Wer dahinter steckt kann nicht ermittelt werden. Störend ist, dass die beiden sich total vertragen, obwohl sie sich vor wenigen Tagen in Asmoda erst bis aufs Blut bekämpft haben. Beide Seiten spielen fair und ohne Hintergedanken. Das passt überhaupt nicht. Aber wenigstens kommt man so mal voran.
Bei den Zamis-Eltern ist doch nicht über alles Gras gewachsen. Jetzt werden die Seiten getauscht. Thekla betrügt ihren Mann mit Nocturno. Michael bekommt davon Wind und spioniert ihr nach. Als er die beiden zur Rede stellen will stolpert er geradewegs in eine Falle. Denn Nocturno hat seinerseits Michael ausspioniert und weiß von seinem Kommen. Er wird nun vor Asmodi als derjenige dargestellt, der die geheimen Friedensverhandlungen belauschen wollte. Und als Strafe in einen Freak verwandelt. Wow, das habe ich nicht kommen sehen. Diese Entwicklung war in dem Moment ein großer Pluspunkt für mich. Aber erstmal abwarten.
Coco und Georg haben ihrem Vater auch hinterher spioniert. Mein Gott, was für ein verworrenes Spiel. Da beschattet auch jeder jeden. Sie folgen Michael und stolpern in die gleiche Falle. Georg wird ebenso in einen Freak verwandelt, Coco erwartet ein anderes Schicksal.
Bevor ich aber dazu komme möchte ich auf den obligatorischen Vergangenheitsplot eingehen. Georg ist jetzt als Schüler an der Seite von Nocturno. 1940 reist er mit ihm durch verschiedene Schauplätze des zweiten Weltkrieges. Dabei greifen sie noch den Dämon Peter Ravencross auf, der das Trio vervollständigt. In einem Nazi-Kriegsgefangenenlager erlernt Georg dann eine weitere mächtige Fähigkeit. Er kann seinen Geist vom Körper lösen und wie ein Schnitter die Seelen Sterbender abernten. Das ist von Catalina Corvo ganz gut geschrieben. Der Sinn des Ganzen erschloss sich mir erstmal nicht, zumal in der Gegenwart der letzten Abenteuer an keiner Stelle auf diese wichtige Etappe in Georgs Lehrzeit eingegangen wurde. Als kleines eigenständiges Zwischenspiel im Zamis-Setting konnte ich im Groben aber nichts daran aussetzen.
Am Ende entpuppt sich Peter als Banshee. Diese Art wird von den Dämonen seit jeher gejagt, weil sie die Kräfte getöteter Dämonen aufnehmen und ihre Fähigkeiten erlernen können. Also eine stärkere Variante dessen, was Georg inzwischen bei Sterblichen kann. Er offenbart sich dem Hexer, hat ein Komplott gegen Nocturno am Laufen, wird von ihm jetzt aber erwischt und überführt. Die Strafe bekommt aber nicht etwa Peter, sondern Georg. Weil er sich die ganze Zeit hat täuschen lassen und nichts merkte. Seine Erinnerungen werden gelöscht und seine Lehrzeit ist beendet. Das erklärt immerhin, warum davon bisher nie die Rede war. Vorerst komplett unsinnig ist aber, warum Nocturno nun Peter als seinen Lehrling aufnimmt. Der Kerl wollte ihn töten. Und er gehört einer Rasse an, die von Dämonen wie Nocturno gejagt und getötet wird, weil sie zu gefährlich ist. So selbstüberschätzend und leichtsinnig kann man doch gar nicht sein.
Trotz allem. An diesem Punkt hätte ich den Roman noch gut bewertet. Nicht weil die Gegenwartshandlung gut geschrieben ist. Einfach weil endlich ein paar Dinge passieren, die mir gefallen. Traudel weg. Bei Michael und Georg mal eine einschneidende Verwandlung. Die enttäuschende Dämonenrebellion gegen Asmodi mit einem Vertrag beendet. Als nächsten Plot hätte man sich zum Beispiel darauf konzentrieren können, die Zamismänner wieder zurück zu verwandeln. Ohne die dominanten Kerle wäre auch mal Frauenpower möglich gewesen.
Ich kenne es bei CZ. Die letzten Seiten sind so haare raufend, dass sie alles kaputt machen. Was passiert nun mit Coco, mag man sich fragen? Die erfährt eine Enthüllung, die für mich zum Erbrechen war. Nocturno wollte nie gegen Asmodi rebellieren. Er hat den gesamten Widerstand nur gegründet und aktiv werden lassen, um Coco zu prüfen. Wie sie sich in diesen Monaten so schlägt. Als das los ging hatte ich erwartet, nach der Handlung eine veränderte Serie vorzufinden. Asmodi siegt und ist erstmal das unangefochtene Oberhaupt der Dämonen, das sich alles erlauben darf. Nocturno siegt und das Bild der Dämonischen Clans und Kreaturen wandelt sich entscheidend. Oder es gibt eine Einigung, bei der aber eine der Seiten bluten muss. Was haben wir jetzt wirklich zum Abschluss der über viele Bände gehenden Thematik? Asmodi und Nocturno vertragen sich. Keine der beiden Seiten muss eine Niederlage einstecken oder wird gar aus der Serie gestrichen. Und es ging gar nicht wirklich darum, dass eine Gruppe von Aufwieglern Asmodis geschwächte Position nutzen will, um ihn zu Fall zu bringen. Was für ein unfassbar großer Haufen Bullenkacke! Die gesamten letzten 10 Bücher oder so kann man eigentlich in die Tonne kloppen. Verzeihung an dieser Stelle an alle, die ich gespoilert habe.
Coco hat sich also als würdig erwiesen. Georg wird sofort zurückverwandelt und Michael später, wenn sie Nocturno eine Weile begleitet hat. Also ist selbst die spannende Freak-Verwandlung nicht mehr so problematisch. Und Coco darf für den nächsten großen Plot wieder die Maid in Nöten sein, die sich einem dominanten Kerl unterordnen muss, weil er sie erpresst.
Zum Vertragsabschluss beansprucht Nocturno nichts weiter als drei läppische Orte auf der Welt. Asmodi wird natürlich nicht misstrauisch oder vermutet einen Haken. Wenn es der Handlung passt sind die angeblich ach so gerissenen Charaktere für 5 Minuten einfach saublöde.
Ach ja, dann taucht noch der Geist von Peter Ravencross auf, an den Georg sich natürlich nicht erinnern kann. Er will dem Hexer helfen, sich an Nocturno zu rächen, wie genau erfährt man wohl später.
Puh, Bewertung mal wieder sehr schwer. Die Geschichte an sich kommt noch mit
(4 von 10 Freaks) davon. Aber wenn ich mir den Oppositions-Plot der letzten Zeit anschaue war das rückblickend eine lachhafte Nullnummer. Man könnte fast meinen, die Autoren versuchen die Leser bewusst zu ärgern.
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