Das Dorf der Stille
von Logan Dee
Der zweite Teil ist ein typischer Voehl und erfüllt das CZ-Gesetz „keine zwei gute Geschichten in einem Band“.
Auf Georg wird dieses mal leider verzichtet und stattdessen als zweite Handlung wieder einmal Cocos Schulzeit auf Schloss Behemoth hervorgezaubert. Der Band steht ganz im Zeichen der urigen Alpen-Dämonenwelt und so gibt es hier einen Saurüssel als neuen Schüler. Solche Handlungen verlaufen immer auf zwei Arten. Entweder der Neuzugang ist auch böse und man mobbt gemeinsam Coco, die sich durchbeißen muss. Oder der Neuzugang ist ein ganz lieber, freundet sich mit Coco an und wird von den anderen gemein behandelt, woraufhin Coco vergebens versucht ihren neuen Freund zu beschützen. Hier ist letzteres der Fall, auch wenn es keinen Sinn ergibt. Man hat Coco und Vera eingebläut, den Saurüssel ja respektvoll zu behandeln. Macht ihn dann aber selbst fertig. Weil er komisch aussieht, stinkt und seine Eigenarten hat. Als wäre das ein Grund, es gab in der Serie bereits weitaus schlimmere Dämonenarten.
Der CZ-Leser kommt also voll auf seine Kosten, wie ein herzensguter Dämon physisch und psychisch soweit schikaniert, dass er böse wird. Und immer mehr durchdreht. Schließlich steht ein Dorfmob vor den Toren des Schlosses, weil der Saurüssel Kinder frisst. Daraufhin wird er von den Dämonen getötet. Ein tragisches und trauriges Schicksal. Vielleicht bin ich zu moralisch, aber das hätte man dem Leser ruhig vermitteln können denn normal ist so ein Verhalten nicht.
In der Gegenwart gibt es im Dorf der Stille ebenso alpine Dämonen. Die haben schon mehrmals mitgespielt, dieses Brauchtum mag Voehl. Schneeperchten, Schnappviecher, Krapfenschnapper, der Jäger Jännerwein und andere Gestalten mit altmodischen Namen. Überhaupt nicht mein Fall. Das liest sich teilweise wie so ein Schankstuben-Bühnenspiel im BR aus den frühen 90ern.
Apropos Schankstube. Es geht auch direkt in ein passendes Gasthaus, wo dem Leser mit vielen Details das urige richtig auf's Auge gedrückt wird. Da wird zum Beispiel von einer Volksmusikgruppe das Lieb vom letzten Zapfenmaderl gespielt. Gut, für meinen Geschmack kann der Autor nichts. Aber dass der dämonische Wirt direkt geil auf Coco ist, oh Mann. So ein Roman also. Als Schankmagd gibt es ein „höchstens siebzehnjähriges“ Mädchen, natürlich mit üppigen Busen, das ebenfalls von ihm belästigt wird. Ob sie nun Anna oder Magdalena heißt kann man schonmal verwechseln, interessiert auch keinen. Wichtig ist, dass sie garantiert unter 18 und minderjährig ist. Auf sowas stehen die CZ-Fans. Wieder kann es sein, dass ich zu moralisch bin, aber wie kommt sowas durch den Jugendschutz? Später wird sie bei einem Schwarzen Sabbat eindeutig vergewaltigt. Mache ich mich hier des Besitzes von Kinderpornografischen Texten schuldig?
Coco muss ihr natürlich helfen und am besten das gesamte Dorf vom Einfluss der Dämonen befreien. Nicht nur wegen den ekelhaften Texten – Gewalt gegen Kinder muss natürlich auch dabei sein – habe ich das nur schnell überflogen. Eine weitere von Cocos Gutmenschengeschichten brauche ich nicht. Ich will die Haupthandlung. Was ist mit Nocturno?
Der ist lange verschwunden, bis Coco heraus findet, dass er der Bürgermeister dieses Dorfes ist. Aha. Und warum hatte er dann so Schwierigkeiten, das Dorf der Stille zu lokalisieren und dann zu erreichen? Wenn er als Bürgermeister regelmäßig hier ist? Von der Waffe, die er hier sucht, auch kein Wort mehr. Dafür vom Nachbardorf, wo Schwester Manie herrscht. Nocturno will unbedingt verhindern, dass diese auf die Welt losgelassen wird, weil sich ihr Wahnsinn dann wie eine Seuche ausbreiten würde. Wieder ein komplett neues Thema.
Magdalena ist ausgerechnet in einen Mann aus dem Nachbardorf verliebt und schwanger von ihm, was verboten ist. Juhu, noch mehr Gutmenschenarbeit für Coco. Indem sie am Ende das Kind rettet bringt sie Mania eine entscheidende Niederlage bei. Das muss reichen. Norcturno haut mit ihr wieder ab, weiter geht die Reise.
Ganz am Ende darf Catalina Corvo noch ganz kurz einen Epilog aus der Sicht des Freaks Michael Zamis schreiben. Die zwei Seiten sind gelungen. Ein Spritzer Schlagsahne auf dem Kackehaufen.
(2,5 von 10 Freaks)
Ich muss mich hier selbst kritisieren. Bei der sexuellen Belästigung und Vergewaltigung Minderjähriger sollte ich eigentlich schon aus Prinzip diese Serie beenden. Magdalena ist ja nicht einmal 17 (das würde es nicht besser machen), sondern „höchstens 17“, da kann sich der notgeile CZ-Leser auch vorstellen sie sei 14. Ganz wichtig. Und wie das alles beschrieben ist. Einen realistischen Mittelalter-Historienroman wo aus neutraler Sicht sowas passiert würde ich vielleicht eher verkraften. Naja, ich denke ich werde weiterlesen und dafür dürft ihr gern eine schlechte Meinung von mir haben.
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