Band 453 "Wenn die weiße Frau geistert"
Band 453
"Wenn die weiße Frau geistert"
von Gordon Scott (Klaus-Dieter Schmidt)
Nur schwach läutete die Glocke vom Kirchturm herüber. Der Nebel schluckte das meiste, und Herbert Moore grinste. Lautlos schälte er sich aus dem Schatten des Strauches und ging auf das Gemäuer zu. Nirgendwo brannte Licht. Cronx Mansion lag seit dem Tod des letzten Besitzers einsam und verlassen.
Morgen sollte die Erbin des Anwesens eintreffen. Das wollte Moore noch ausnutzen. Gewiss gab es für ihn etwas zu holen, und wenn es nur etwas Familiensilber oder eine wurmstichige Holzmadonna war. Hauptsache es brachte Geld.
Als er vor einem der hohen Fenster stand, schaute er sich um. Kein Mensch ließ sich blicken. Herbert Moore lachte dunkel. Er musste an die Leute unten im Dorf denken. Niemand hätte sich nach Sonnenuntergang in die Nähe von Cronx Mansion gewagt. Man sagte, der Geist der weißen Frau beschütze die Mauern...
"Solch ein Blödsinn", dachte Moore und setzte den Glasschneider an. Er schnitt einen großen Halbkreis in Höhe des inneren Fensterverschlusses.
Plötzlich vernahm er leises Knistern. Erschrocken blickte er sich um. Er wollte schreien, doch er konnte nicht. Klirrend fiel der Glasschneider zu Boden. "Nein", keuchte Moore. "Das darf nicht wahr sein!"
Seine Augen aber täuschten ihn nicht. Vor ihm stand ein Geist, die weße Frau! Und in der Faust hielt sie ein blutiges Messer. Moores Todesschrei verklang ungehört.
Titelbild von
Erscheinungsdatum: 08.05.1985