Oh man, ich muss jetzt mal kurz etwas ausholen, da Mr. Hunter und ich eigentlich seit weit mehr als 20 Jahren geschiedene Leute sind ... ohne dass ich ihn wirklich kennengelernt habe ...
Der erste Eindruck war nicht eben der Beste ...
Anfang der 90er hab ich mal genau zwei Hörspiele vom Dämonenkiller gehört ... und wollte mich nach dem zweiten Hörspiel (eigentlich) nie wieder damit abgeben!!
Ich weiß nicht mehr, wie die erste Folge hieß, aber es war irgendwas mit einer Coco, die da mit Dorian zusammen war .... als zweites Hörspiel der Reihe hab ich mir dann die reguläre Nr. 1 geholt, weil ich das alles gar nicht so schlecht fand. Doch mit Folge 1 bekam ich natürlich auch die Story, wie und warum Dorian zum Dämonenhasser oder -killer wurde. Und danach war für mich dann Ende im Gelände. Kein Vergleich zu meiner heißgeliebten Sinclair-Welt, die mir ab dem Zeitpunkt vollkommen ausgereicht hat und sich seit der schlechten Erfahrung mit Dorian Hunter keine weitere Serie dazugesellen durfte ... über Jahrzehnte ... bis 2016, da wurde mir in einer Lesephase der puren Enttäuschung als Sinclair-Ersatz "Monsieur le Professeur", der Meister des Übersinnlichen, ans Herz gelegt .... der es zumindest geschafft hat, dass ich ihn immer noch lese ... gerne sogar! 
Deshalb halte ich da einen Neuanfang mit Mr. Hunter auch nicht für völlig unmöglich, auch wenn mir diese Serie hier ebenfalls wieder "nur" ans Herz gelegt wurde (+ meiner eh schon negativen Einstellung ihm gegenüber)
Irgendwie muss es sich wohl jede andere Roman-Serie erst verdienen, neben Sinclair bei mir zu bestehen (auch wenn die JS-Leidenschaft auf eine harte Probe gestellt und mein unerschütterliches Vertrauen in sie arg gebeutelt wurde ...)
Okay, das sollte jetzt nur mal verdeutlichen und klarstellen, wie schwer es andere Roman-Serien generell haben, bis ich mich ihrer annehme, geschweige denn dabei bleibe ... und es weiß Gott nicht an den Autoren liegt! 
Zurück zum corpus delicti:
Ich fand es damals nämlich sooooo megaätzend, dass Dorian seine Frau Lilian mit auf diese Reise genommen hat, von der er nichtmal selbst genau wusste, wo das hinführen würde. Zudem schlug er alle Warnungen seiner Gattin in den Wind, die wohl schon irgendwie spürte, dass das alles kein gutes Ende nehmen würde ...
Dann wird SIE quasi wegen IHM wahnsinnig und er verfrachtet sie in irgendeine Anstalt, nur um sich dann kurz drauf mit ner anderen zu vergnügen (Coco konnte ich dann auch nicht mehr leiden, auch wenn der Hauptschuldige für mich immer Dorian war ... ).
Mir war der Kerl damals so zuwider, weil er so gehandelt hat ... obwohl er ja eigentlich an allem Schuld war! Nicht dass er zur Schwarzen Familie gehören sollte, da konnte er ja erstmal nix für ... und dann sagte er sich auch noch löblicherweise von dem Dämonengesocks los, agiert sogar gegen sie, doch auf die Ängstlichkeit Lilians achtet er nicht, genauso wenig wie auf ihre Warnungen, dass das alles nicht gut ist und auch ihre Bitte, schnellstmöglich umzukehren und zu verschwinden, wird von ihm geflissentlich ignoriert.
Also ab ins Sanatorium mit ihr, nachdem ihr nicht mehr zu helfen ist, damit er seinen Rachefeldzug beginnen kann ... und sich dann die erstbeste Tuse anlacht.
Nie wieder wollte ich ein Hörspiel davon hören, geschweige denn was von diesem niederträchtigen Kerl lesen!
Bis 2018 ... über 25 Jahre später ... und wegen einer netten Anfrage, da mal reinzulesen ...
Nun also mein erster Dorian Hunter Roman ...
Was soll ich sagen ... die Vorbehalte sind natürlich noch immer da, denn sie konnten ja nicht widerlegt werden. Ich hab die restlichen 3 alten Hörspiele nie (weiter)gehört, obwohl ich sie noch habe, geschweige denn, die neuen Hörspiele angefangen oder mal irgendwas gelesen.
Ich hab also versucht - so gut es ging jedenfalls - sämtliche negativen Vorurteile beiseite zu lassen und "Im Zeichen des Bösen" möglichst objektiv bis neutral zu lesen.
Geschrieben war es auch gar nicht schlecht und sogar recht spannend. Allerdings trafen mich die Ereignisse dann beim Lesen anders, als damals beim Hören. Sie wirkten jetzt, über 25 Jahre später, nicht mehr ganz so krass und niederträchtig. Ist wohl der heutigen Zeit geschuldet und Werte, die damals noch groß geschrieben wurden, etwas "lockerer" gesehen werden.
Außerdem bin ich mit dem ersten Roman ja noch nicht beim eigentlichen "Stein des Anstoßes" von damals angekommen .... 
Ok, nichts desto trotz wirkt die Figur des Dorian Hunter hier auf mich noch irgendwie blass.
Dadurch, dass ich in letzter Zeit andauernd nur mit kleinen Unterbrechungen lesen konnte, hatte ich bis zum Schluss nicht mal mehr präsent, was DH so macht, wenn er sich nicht grad durch irgendeinen mysteriösen Ruf auf irgendeine merkwürdige Reise begibt ... erst am Ende, als sich so langsam abzeichnete, dass er auf Dämonenkiller machen will und nicht mehr so einfach in seine Reportertätigkeit zurück könnte ... klingelte langsam wieder was.
Aha, Dorian Hunter war also vor seiner Begegnung mit seiner "echten" Schwarzen Familie mal Reporter. Und verheiratet mit Lilian.
Lilian Hunter. Sie wird als zartes, fast schon filigranes Mädchen beschrieben. Aber im Gegensatz zu der ersten Begegnung mit der Lilian im Hörspiel damals, der ich absolut zur Seite gestanden hab, war es hier im Roman anders. Lilian Hunter wurde mir sogar nach den ersten Seiten, mit ihrer andauernden Angst vor allem und jedem, ihrer Schreckhaftigkeit und Schwarzseherei, mit ihrem Geklammere an ihren Gatten, usw. etwas nervig.
Zwar musste ich den Roman über, seit sie zunächst von der Gräfin derer zu Lethian ausgeschaltet und dann von Dorian in einen Steinsarg outgesourct wurde, immer dran denken, dass ER doch an sie denken muss und mal ein bisschen hinnemachen soll ... aber irgendwie verlor sie sich ... bzw. ich sie dann zunehmend. Sie war nur noch nebensächlich, obwohl ich ihr damals doch so eine Bedeutung beigemessen hatte.
Jedenfalls wurde es dann spannender, je weiter ich las. Und hatte ich anfangs noch keine Bilder zum Gelesenen im Kopf (was bei mir während einer gut geschriebenen Story und gut beschriebenen Figuren normalerweise eigentlich recht schnell passiert), weil sie wohl vom alten Groll abgehalten wurden, schälten sie sich allmählich doch immer mehr visuelle Konturen hervor: das Schloss, Vuk, diese Dornenringe an der Hand Amodi's, die Dämonen/ das Höllengezücht, das Dorian dauernd attackierte, aber immer verschwand, wenn Vuk auftauchte, die vermodernde, greisige Gräfin Anastasia von Lethian ... der Sturz von Vuk und Anja, das brennende Schloss, Dorians Flucht zur Kapelle und schließlich der Schluss, als ihm nochmal gewahr wird, dass Lilian dem Wahnsinn verfallen ist und sie dann an den betreten dreinblickenden Dörflern vorbeigehen ...
Nur Dorian wirkt halt noch irgendwie wie ein Phantom. Ich habe von ihm noch kein gescheites "Mannsbild" im Kopf ...
Apropos LETHIAN ... wer zum Teufel hat sich diesen Namen ausgedacht??
Ich hab, ungelogen, immer und jedes verfluchte Mal an den entsprechenden Stellen LEVIATHAN gelesen!!!
Hölle noch eins, ich hab das nicht aus'm Kopf gekriegt ...
Aber wenigstens wusste ich, wer da gemeint war ...

Der Teil, in dem Lilian aus dem hypnotischen Schlaf erwachte, nachdem die Gräfin tot war, kam dann auch wieder ziemlich bildhaft rüber. Wie sie sich im Sarg wiederfindet, der nur durch einen dünnen Lichtstrahl, der durch den Spalt des abgerückten Deckels hinein dringt, erhellt wird ... und dann die Kralle nach ihr greift ... ihr Schrei, wobei ihr erst etwas später bewusst wird, dass SIE schreit ... und schließlich der Moment, als sie raus ist aus dem Sarg und sie sich durch die Angst in eine "andere Welt" flüchtet, wo ihr alles egal ist und sie schließlich dem Wahnsinn anheim fällt .... brrr ... fiese Vorstellung, wenn man tatsächlich durch zu viel Angst wahnsinnig werden kann ...
Aber das alles fand ich auch ziemlich gut beschrieben.
Dafür war mir dann Dorians Reaktion darauf, dass die Dämonenschar, seine angebliche Schwarze Familie, seine Brüder, usw., ihm gerade seine Frau genommen haben, etwas oberflächlich, nüchtern und platt. Klar, er hatte nebenbei auch noch um sein Leben zu kämpfen, aber vielleicht ist er für mich deswegen auch noch ein bisschen wie ein "schattenhaftes Phantom", das noch keine erkennbaren Konturen hat. Mir ging das irgendwie zu schnell ...
Kaum hatte Dorian Lilian zu Gesicht gekriegt und erkannt, dass sie nicht mehr sie selbst war, hat er sie auch schon abgeschrieben (zumal sie ja auch noch wusste, wer er war).
Ist irreparabler Wahnsinn tatsächlich so leicht erkennbar, dass er nicht auch mit Besessenheit oder mit "unter einem Bann stehen" verwechselt werden kann?
Vielleicht lag es aber auch daran, dass Dorian ja schon wusste, welche Wirkung Vuk auf die Dämonen hatte ... dass sie vor ihm flüchteten. Und selbiges musste er jetzt bei Lilian und dem Vampir feststellen. Aber auch wenn Vuk (sorry, sein ganzer Name ist mir zum Schreiben irgendwie zu lang^^) teilweise eben von geistiger Umnachtung befallen war, so hatte er aber auch noch seine lichten Momente. Ansonsten wäre es ihm doch nicht möglich gewesen, den Anweisungen der Gräfin Folge zu leisten. Er war also nicht völlig in einer anderen, bzw. einer ganz eigenen Welt gefangen. Und bei Lilian weiß Dorian doch noch gar nicht, ob es auch so ist. Immerhin wusste sie noch, wer er war, auch wenn ihre Emotionalität ihm gegenüber nicht mehr da war ...
Die Dämonen, also Dorians "Brüder", fand ich anfänglich, während der Fahrt im Bus, noch bestens beschrieben. Als sie auf Schloss Lethian ihr wahres Ich auspackten und die Beschreibungen dessen, in was sie sich "verwandelten" vorüber waren, rückten aber auch sie schon immer weiter in den Hintergrund, so dass man eigentlich schon ahnen konnte, dass sie keine große Rolle mehr spielten und wohl wie die Gräfin dahingerafft werden ...
Auch wenn ich jetzt noch kein Bild vom Hauptcharakter vor Augen habe und mich ihm nicht wirklich oder sonderlich verbunden fühle, so ist aktuell doch Interesse da, wie es jetzt weitergeht.
Nicht nur um zu testen, ob die Auswirkungen der folgenden Ereignisse in den kommenden Romanen dann für eine erneute Scheidung vom "Dämonenkiller" sorgen werden, sondern auch um zu erfahren, WIE es denn jetzt tatsächlich weitergegangen ist mit ihm und was es dann noch mit dieser Coco Dingenskirchen auf sich hat und wie Dorian sich den Kampf gegen die Dämonen, gegen das Böse an sich und unter dem Deckmantel seines "Rachefeldzuges" so vorstellt und das alles angeht ...
Sagen wir mal so: Begeisterung ist jetzt noch nicht so wirklich vorhanden, aber mein Interesse ist geweckt. Und dadurch, dass unser Wiedersehen jetzt nach stattlichen 25+ Jahren passiert ist und gewisse Dinge vielleicht und möglicherweise mit anderen Auge seh, gebe ich dem Ganzen erstmal ne reelle Chance und warte ab, ob mich der gute Dorian und sein Vorgehen als Dämonenkiller noch irgendwie packen kann^^
Die Story hier kriegt jetzt erstmal ein gut, das aber nahe am sehr gut kratzt (und wohl auch ein sehr gut geworden wäre, wenn mein Tête-Ã -Tête mit Mr. Hunter damals nicht ganz so negativ behaftet ausgefallen wäre ...
).
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"Man sieht es, man hört es und man riecht es ... !"
"Also ... das musst du uns erklären, Sheila ... !"
"Man sieht, dass die Whiskyflasche leer ist und hört, dass du voll bist ... und man riecht deine Fahne!"