Das ist das tolle an Vergangenheitsabenteuern. Ganze elf Jahre nach ihrem letzten gemeinsamen Fall sucht Arsenius Hall die gealterte Carrie auf. Rufus Agadir ist wieder da! Dass ein Städtebewusstsein zu Arsenius spricht, ist eine Idee, auf die ich mich immer noch nicht einlassen kann. Überhaupt gar nicht. Aber es passt zu den epischen Überwesen-Elementen, die der Autor gern in seinen Geschichten unterbringt.
Wie sich heraus stellt, hat man es doch nicht mit dem alten Gegner zu tun. Der Magier Algernon Crawry ist inzwischen Träger von Agadirs Amulettkopie. So schickt die Stadt London die beiden paranormal Begabten aus, um den Pub auszuspionieren, in dem der Fiesling und sein Gehilfe untergekommen sind. Der bemerkt das und startet umgehend einen Gegenangriff. Carrie erkennt, dass die Konfrontation nun unvermeidbar ist. Zum Glück greift London beschützend ein. Es übernimmt sowohl Arsenius und als auch Carrie und mit der seltsamen Magie der Stadt kann Crawry besiegt werden. Das Amulett nimmt Carrie an sich. Oh, ein ganz heißes Eisen, ob das eine gute Idee war?
In der Gegenwart spielt eine komplett andere Handlung. Nach längerer Pause machen die Regenbogenblumen wieder Ärger. Sie werden durchscheinend und haben starke Schmerzen. Dann verschwinden sie in einer Explosion komplett. Dafür tauchen Dylan und Carrie hier auf. Die Frau aus der Vergangenheit erzählt dem Meister des Übersinnlichen alles. Aha, diese Ereignisse schließen an eine Szene an, an die ich mich gar nicht mehr erinnere. Ok, da war was. Jetzt, wo es wieder erwähnt wird. Aber die Zusammenhänge habe ich aus meinem Gedächtnis gelöscht. Damals in London trafen Vergangenheits-Dylan und Gegenwarts-Dylan aufeinander. Durch diese unglückliche Zeitanomalie verschmolzen sie miteinander. In ihrer Verzweiflung benutzte Carrie mit Dylan die Regenbogenblumen und nun sind sie hier gelandet. Den Blumen hat das aber überhaupt nicht gut getan, wie Zamorra selbst erlebt hat. Und auch an anderen Orten auf der Welt sind die so praktischen Transportblumen verschwunden.
In einem Epilog scheint es so, als würde die Amulettkopie Carrie manipulieren und hätte sie auf die Gegenseite gezogen. Sie hat nicht alles erzählt oder schlichtweg gelogen. Denn sie verfolgt einen bösen geheimen Masterplan. Den kann man mit den beiden neuen Gästen im Château leider nicht weiter verfolgen, weil PZ ja keine zusammenhängende Handlung erzählt. Die nächsten Monate erzählen die anderen Autoren ihre Geschichten. Deshalb verschwindet Carrie mit Dylan auch am gleichen Abend, pünktlich in Manfreds nächstem Roman wird sie dann wieder auftauchen. Das ist sehr konstruiert, geht aber wohl nicht anders, solange die Serie sich nicht ändert oder die Romane der verschiedenen Autoren sehr aufeinander abgestimmt sind.
Wann gibt es endlich ein „Was bisher geschah“ am Anfang jedes Heftes? MX hat sowas, obwohl die Haupthandlung dort alle zwei Wochen konsequent weiter erzählt wird und man die Geschehnisse locker im Gedächtnis behalten kann. PZ hätte das nötiger, weil eben jeder Autor alle paar Monate seine eigene Baustelle fortsetzen kann. Sorry, aber die paar Fußnoten sind ziemlich nutzlos. Wenn wenigstens ein paar inhaltliche Sätze als Erklärung dazustehen würden, statt nur auf die betreffenden Hefte zu verweisen. Soll ich die dann nochmal komplett durchblättern? Ernsthaft, das darf sehr gern mal von den hier mitlesenden Autoren an die Redaktion oder Verantwortlichen weiter getragen werden. Kann man sich die ein bis zwei Extraseiten nicht leisten? Natürlich nur dort, wo es nötig ist. Bei Manfreds wie gewohnt verzweigten und komplexen Plots wäre es immer nötig.
Zur Geschichte an sich. Abgesehen von diesem London-Bewusstsein konnte mich der Roman von vorn bis hinten unterhalten. Vor allem das Vergangenheitsabenteuer. Die Passage in der Gegenwart ist kürzer gehalten und (nicht negativ gemeint) ich hatte den Eindruck, dass sie eher dazu da ist, den Plot um die Regenbogenblumen voran zu bringen. Muss ja auch mal sein, Manfred kann nicht nur seine Figuren einzelne Gegner der Woche im viktorianischen London verkloppen lassen. Ok, für mich würde das total reichen, aber ich glaube, das ist nicht sein Anspruch.
(8,5 von 10 Amuletten)
PS. Ja, Herr Autor. Schreiben Sie mir eine Heftserie! Von mir aus auch in einem der ebook-Verlage, der die gesammelten Abenteuer mit Verzögerung als Taschenbuch drucken lässt. Entweder mit einem zeitreisenden Helden der Abenteuer in vergangenen Epochen erlebt oder mit historischen Abenteuern, die irgendwie miteinander verknüpft sind. Nein? Keine Zeit? Mh ok, Schade.
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