Wie lange ist es jetzt schon wieder her, das Zamorra es mit dem Elementaren zu tun hatte? In etwa weiß ich noch, warum es da ging. Die Geheimdienstmitarbeiter habe ich aber schon wieder vergessen. Diese untersuchen jetzt ein ungewöhnliches Areal in Sibirien.
Zamorra bekommt indes eine Lieferung der neusten Generation Superhandy von Tendyke Industries. Wem könnte man denn alles eins geben? Wieso nicht Boris Iljitsch Saranow in Sibirien? Gleich mal anschreiben. Was für ein Zufall.
Der Anfang des Romans hatte es bei mir schwer. Weder finde ich die Probleme und Eigenarten des Erkundungstrupps interessant, zum Beispiel welche seiner beiden Affären Kusja nun lieber hat. Auch das Geplänkel zwischen Zamorra und Nicole im Château ist nicht so wirklich meins, obwohl dieser Einblick in ihr Beziehungsleben ja ein gewohnter Teil der Serie ist. Ich will viel lieber wissen, was in Sibiren jetzt schon wieder nicht stimmt.
Dort gibt es zum Beispiel einen Fluss, der eigentlich gefroren sein müsste, aber wegen kochendem Wasser immer wieder auftaut, bevor er erneut zufriert. Die Gruppe will den Fluss mit ihrem Laborfahrzeug überqueren, solange es möglich ist. Dabei ist alles ganz knapp. “Zwanzig Minuten bis zur Kontamination. Zwanzig Minuten bis zum Ufer". Sie schaffen es gerade so in letzter Sekunde ans Ufer, aber der Labor-Teil des Fahrzeugs ist im kochenden Wasser verloren.
Für Zamorra und Nicole geht es nach Russland, weil Boris sie seinerseits dorthin einlädt. Was ich nicht verstehe, wieso er sein Amulett nicht mitnimmt. Ja, theoretisch kann er es jederzeit zu sich rufen. Aber das hat praktisch oft genug nicht funktioniert. Und dass es manchmal auf seiner Haut juckt, ist ja wohl kein Argument. In Russland geht es dann gemütlich weiter, man tauscht sich aus und trinkt einen miteinander. Doch etwas stimmt nicht. Schlafen die beiden nur einen schlechten Rausch aus, oder versucht ihnen jemand eine Amulettkopie umzuhängen? Nicole ruft Merlins Stern, wird dabei aber bewusstlos. Später versucht sie es nochmal. Nichts geschah. Och nee, wie überraschend.
Die Lage ist momentan in Sibirien sowieso nicht so toll. Elementare, die eigentlich Aspekte der Natur kontrollieren, sind verschwunden. Es tun sich immer mehr „Chaosgebiete“ wie der tödliche Fluss auf. Die Elementare werden wohl dort gefangen gehalten, wo die Gruppe des Geheimdienstes hin will.
Zamorra und Nicole wollen jedenfalls nicht tatenlos bleiben und überprüfen, ob Boris nicht magisch beeinflusst wurde, beziehungsweise was genau in diesem Fall mit ihm gemacht wurde. Der fix im Hexenhäuschen gebraute Zaubertrank scheint aber zu stark gewesen zu sein, oder Boris zu schwach. Sein Puls wird immer langsamer, bis er ganz aufhört. Boris tot? Das glaube ich nicht, bei vermeintlichen Heftromantoten aus dem Nichts bin ich sowieso skeptisch. Thilo Schwichtenberg darf mich gerne schocken.
Mit diesem Cliffhanger geht es nochmal zum Château, wo Pascal ein seltsames teerverklebtes Buch aus der Bibliothek holt. Mit einer Fußnote, die auf Band 1200 verweist. Das gibt es auch selten, Verweise auf noch erscheinende Geschichten. Hätte es als Teaser für mich nicht gebraucht, ist aber zum Glück nur ein kurzes Zwischenspiel.
Ok, ein weiterer guter Freund des Professors ist tot. So spielt das Leben. Nicole verhält sich ohne spätere Erklärung auf einmal sehr seltsam und energisch. Sie will Boris unbedingt untersuchen und sogar an Ort und Stelle mit einem Messer obduzieren. Das passt einfach nicht und ist für mich nur ein extrem billiges Plotmittel. So stellt sich nämlich heraus, dass mit Boris tatsächlich etwas ganz und gar nicht stimmt, wenn es denn überhaupt der echte ist. Gleichzeitig versucht Baba Yagas lebende Hütte die beiden Gäste zu zerquetschen.
Im Zentrum der Anomalie sieht es für die vier Geheimdienstagenten auch nicht gut aus. Zwei von ihnen werden übernommen. In der Basis der Organisation sieht man die Untersuchung als gescheitert an und schickt ein paar Bomber aus, um die Gegend platt zu machen. Die ersten paar Bomben verpuffen, doch die Verteidigung der Anomalie wird immer weiter geschwächt.
Zum Finale laufen die Handlungen zusammen. Und es gibt die geballte Ladung Infos. Natürlich ist Boris nicht tot, sondern wurde nur von einem Doppelgänger ersetzt. Die Amulettkopie hat das lustige Hexenhäuschen abbekommen. Auf seinen Hühnerbeinen stampft es zur Anomalie, wo sich vier weitere Amulettkopien mit der Energie der entführten Elementare aufladen. Die wurde angelegt, als Baba Yaga noch selbst unter dem Bann der Amulettkopie steckte. Die Yaga und der echte Boris werden im Haus befreit. Die Amulette haben nun die vier Agenten übernommen und fliegen unter dem Bombadement weg. Nach Peru. Wie Baba Yaga weiß, wollen dort alle verderbten Amulettkopien eine Art Schloss öffnen. Und die Zeit drängt, denn die Teile hier in Sibiren sind die letzten vier, die jetzt nach Peru düsen.
Das muss ich jetzt erstmal alles verdauen. Erstmal zum eigentlichen Roman. Da gibt es ein paar Kritikpunkte, die ich bei meinem Liebling der männlichen PZ-Autoren nicht gern sehe. Furchtbar knappe Bibber-Passagen, wo man es natürlich in allerletzter Sekunde schafft. Nicoles Drang zur Obduktion verstehe ich immer noch nicht. Bis zum Finale aber trotzdem ein ordentlicher Schwichtenberg, also ein echt guter Roman.
Als die Enthüllungen kommen, sind es mir zu viele, auf zu kurzen 10 letzten Seiten. Da ist ja doch ordentlich was abgegangen, während das Zamorra-Team sich andernorts um Laurin gekümmert hat. Die Rückblende-Berichte sind mir zu wenig, ich hätte das gern direkt als Roman gelesen. Ohne Zamorra und Nicole dann, aber egal. Auch habe ich das mit den Amuletten nicht direkt verstanden. Zamorras Amulett. Dann die Amulettkopie in der Hühner-Hütte, beziehungsweise im Uhrenkasten. Plötzlich noch vier weitere, wo kommen die denn her? Von denen war nie die Rede, oder? Sind die allein zur manipulierten Yaga geflogen? Hat Zamorra sein Amulett jetzt wieder? Sind die 5 Kopien alle in den Sternenhimmel entkommen? Da muss ich später nochmal genau nachlesen.
Und als letztes ein kurzer Absatz über die allgemein Entwicklung, die mir jetzt zu schnell geht. Wir haben von einigen Amulettträgern gelesen. Das heißt aber trotzdem, dass vielleicht 985 Amulette unbemerkt den ganzen Weg nach Peru geflogen sind, ohne dass es irgendjemand bemerkt hätte. Haben die sich alle an irgendwelche Träger geheftet? Sind die jetzt auf einem Platz in Peru versammelt oder hat das Land nur einen plötzlichen Touristenanstieg? Merkt sicher niemand. Mussten es unbedingt 999 sein? Ja, klingt erstmal cool. Aber selbst 99 wäre mir zu viel gewesen. Ich weiß nicht, ob mir die Auflösung des Plots später gefallen wird.
Außerdem brennt die Luft und Zamorra weiß das. Wenn er jetzt zum Beispiel erstmal in Ruhe Urlaub macht, weil er irgendein doofes Preisausschreiben gewonnen hat, das sicher nicht von der Gegenseite manipuliert wurde, wäre das ziemlich doof. Aber das kann ich ja dann im Roman von Veronique Wille kritisieren.
Es gibt einiges zu meckern. Aber viele Passagen und Ideen haben mir auch ohne Abstriche sehr gefallen. Ok, der Roman hat mir auch zu viele ruhige Laber-Passagen, die zu lang gezogen sind und mir etwas die Luft aus „Was ist im Zentrum der Anomalie?“ und „Was stimmt mit Boris und Yaga nicht?“ genommen haben. Schlecht geschrieben war aber auch das nicht, andere Serienfans hat das sicher gerade angesprochen.
(8 von 10 Amuletten), hat insgesamt wie immer Spaß gemacht.
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