Die kleine Tochter einer Familie findet beim Badeausflug am Bodensee ein seltsames Ei. Das gehört einer Drachenmami, die über den Diebstahl nicht gerade froh ist und sich das Ei zurück holen will. Der tapfere Familienvater stellt sich der gefährlichen Bestie entgegen. Mit einer „fast vollen Wasserflasche“. Bumms, haut er die dem Drache auf die Augenregion und verscheucht ihn tatsächlich damit für den Moment. Sie fahren davon. Natürlich hat die Tochter das Drachenei noch bei sich. Wieso auch zurück lassen, das muss unbedingt mit.
Drachenmami sucht die folgenden Tage wohl am Bodensee weiter nach dem Ei, das längst nicht mehr hier ist. In Anlehnung an unsere schottische Nessie hatten die deutschen Medien das gesichtete Monster „Bodi – das Ungeheuer vom Bodensee“ genannt. Und wenn diese Meldung es tatsächlich in eine Londoner Radio-Morning-Show geschafft hatte, dann wollte ich gar nicht wissen, wie die Lage in Deutschland aussah. Bodi, wie niedlich!
Zum Glück wird die Angelegenheit nach dem Einstieg ein wenig sinniger. Die Eltern haben das Drachenei den Behörden zur Untersuchung übergeben. John wird also nicht wegen einer neuen Lokalschauergeschichte hinzugezogen, sondern weil es handfeste Beweise dafür gibt, dass in diesem Ei ein Ungeheuer heranwächst. Er kann das für Harry ja mal mit dem Kreuz untersuchen.
Am Bodensee gibt es nicht nur Drachenmami, sondern auch die Nixe oder Wassernymphe Nana, die mit dem Drache befreundet ist. Sie hat eigene Probleme, denn sie muss irgendwie junge Mädchen an der Grenze zum Erwachsenenalter ködern. Zum Glück steckt gerade eines einen magischen Kieselstein ein, das ist wohl wichtig.
John macht den obligatorischen Kreuztest am Ei. Nichts passiert. Schön, mit einem Dämon haben sie es hier schonmal nicht zu tun. Aber wo der Geisterjäger gerade hier ist, kann der Minidrache ausgerechnet jetzt gleich mal schlüpfen. John darf sogar Geburtshelfer spielen. Sie zuckte mit den Schultern. „Tun Sie, was Sie nicht lassen können.“ Sicher, die Biologen würden ihn einfach machen lassen statt ihn zur Seite zu bitten und das als Experten selbst zu übernehmen. Die Autorin will eben unbedingt, dass John eine Beziehung zu dem Baby aufbaut. Irgendwie fühlte ich mich für dieses kleine Wesen verantwortlich. Deswegen folgt auch ein wenig Drama, weil das Kleine ziemlich schwach ist und zu sterben droht. Schnell wird jemand herbeigerufen, das dem Drache frischen Sauerstoff zuführt. Ok, das Drachenbaby ist geschlüpft. Kann man nichts machen. Kommt jetzt endlich jemand auf die Idee, das Tierchen schnell zu seiner Mami zurück zu bringen, bevor es richtig Ärger gibt?
Zurück zum anderen Thema. Bei einem Mädchen, das gerade erwachsen wird, denke ich eher an eine dreizehnjährige. Stattdessen hat die sechzehnjährige Aysel Nanas magischen Stein gefunden und mitgenommen. Daheim hat die gerade den üblichen Teenagerstress mit ihren Eltern. Damit ist sie empfänglich für die Lockungen der Nixe, die sich zu sich nimmt.
Im Labor ist John weiter damit beschäftigt, seine Bindung zum Drache zu festigen. Harry neben mir verdrehte die Augen und grummelte leicht genervt meinen Namen. Aber warum sollte ich denn nicht mit einem Drachen kuscheln? Och, wie süüüüüß. Endlich kommt man auf den Punkt. Können wir es nicht einfach am Bodensee aussetzen und zu seiner Mutter bringen? Das lehnen die Biologen ab, weil es das Ökosystem gefährden würde. Dieses fremdartige Wesen könnte ein „ungeahntes biologisches Chaos“ anrichten. Puh, wenn man bedenkt, wie all die auf der Erde gestrandeten oder lebenden Monsterkreaturen im Serienverlauf dem Ökosystem geschädigt haben. Was mir auch fehlt ist eine Einmischung von John als Experte. Drachen sind nun nichts neues in der Serie. Oder vielleicht mal Myxin einschalten? Man hat genügend Verbündete, die sich mit unirdischen Tieren echt gut auskennen. Stattdessen wird jetzt so getan, als wäre das eine Einzigartigkeit und komplett neue Situation. Für die Wissenschaftler sicher, aber zufällig ist eben eine der Personen mit im Raum, die aktiv mit ihrer Meinung helfen könnten.
Was macht ein verantwortungsvoller Geisterjäger also dann? Kaum hatte sie den Raum verlassen, wechselten Harry und ich einen Blick und machten uns leise und unauffällig aus dem Staub. Niemand hielt uns auf, Bodi schlief noch immer auf meiner Brust. Denn “Ist Wasserdrachendiebstahl in Deutschland ein Straftatbestand?“ Man hat zwar noch keine Ahnung, wohin mit dem Drache, aber egal. Genau so wie die Konsequenzen ihres Handelns, egal. Da fällt mir echt nichts mehr ein.
Nana hat jedenfalls Aysel in ihr Reich gezogen. “Nicht das Ei, sondern das Wesen, das sich darin befindet. Du wirst ein Teil von ihm werden, so wie ich diesen Weg vor dir gegangen bin. Es ist ein Anfang, wie eine geschlossene Blüte im Frühling, die erst noch wachsen und sich öffnen muss, damit daraus eine zarte Blume entsteht.“ Das klingt erstmal ganz toll romantisch. Heißt aber nur, dass die Seele eines jungen Mädchens geopfert wird, um in das Drachenei einzugehen. (Oder der Körper und nicht die Seele, wie sich später heraus stellt.) Darauf hat Aysel nun wirklich keine Lust und unternimmt einen vergeblichen Fluchtversuch, bei dem sie stirbt.
John und Harry kommen erstmal in einem Hotel unter. Bodi wird in der gefüllten Badewanne abgeladen. Wie schnell wachsen diese Viecher eigentlich, wenn sie bald so groß wie Mama sein wollen? Offenbar sehr schnell, ein weiteres Problem für die frischen Dracheneltern. Eins war geblieben, er ging genauso auf Kuschelkurs wie gestern. Na Hauptsache das.
Pia ist das nächste Mädchen, das es erwischt. Man braucht ja Ersatz für Aysel. Ihr Freund hat gerade per WhatsApp Schluss gemacht und sie hat damit zu kämpfen, als sie durch einen magischen Stein in ihrer Jackentasche geholt wird. Dieses mal gibt es einen Zeuge. Der ertrinkt zwar aber als seine Leiche gefunden wird, geht es für die Ermittler ab zum Tatort. Auch Aysel wird tot aufgefunden. Bodi nehmen sie mit, den können sie nicht allein lassen. Er muss sich in einer Tasche verstecken, was natürlich nicht so reibungslos funktioniert. “Nicht, Bodi, bleib in der Tasche, sei ein braver Drache!“ Leider war er kein Hund und hörte kein bisschen auf meine Anweisung. Im Gegenteil, er drängte aus der Tasche und schien sich über meine maue Gegenwehr zu belustigen. Hach, was für ein niedlicher Frechdachs. Gerade am Bodensee entwischt er John aber und huscht ins Wasser davon. Super hinbekommen, Geisterjäger!
Da der durchschnittliche urige Lokalpolizist die alten Legenden kennt und nicht für totalen Blödsinn hält, befragen John und Harry den Kollege vor Ort. Hm, ich kenne da in der Tat eine Legende, die mir meine Großmutter immer erzählt hat. Wie sollte es auch anders sein? Dass eine Legende aus der Steinzeit vor tausenden von Jahren bis heute erhalten blieb und die Botschaft auch noch halbwegs unverfälscht ist, halte ich für ziemlich unwahrscheinlich. Die übliche Mittelaltersage hätte besser gepasst. Nun geht es also ganze 4000 Jahre zurück, wo die Sache ihren Anfang nahm. Dort findet Nana als junges Mädchen auch einen liebenswerten kleinen Drache und nimmt ihn mit nach Hause. Ihre Eltern sind gar nicht erfreut und wollen ihn den Göttern opfern. Trotzdem kümmert sich Nana weiter um das süße Wesen und setzt es schließlich heimlich im heutigen Bodensee aus. Aber wen opfert man jetzt wie versprochen den Göttern? Tja. Arme Nana, die sich in ihrer kindlichen Naivität in eine ausweglose traurige Lage gebracht hat.
Im oder am Bodensee leben also Drachen. Da stellt sich die logische Frage “Gibt es hier am See irgendwo Höhlen?“ Darüber kommen sie der Lösung einen Schritt näher. Es geht auf Tauchtour. Hier war nur Natur. Purer und ursprünglicher, wie sie wohl kaum sein konnte. Trotzdem frage ich mich, wie sich im Bodensee – egal wie abgelegen und tückisch - eine Höhle befinden kann, die noch nicht entdeckt wurde. Mit einem ruhenden Wasserdrache darin. Schließlich entdecken sie die richtige Höhle. Für John ist der Plan simpel. “Ich schwimme in die Höhle und rette die holde Maid vor dem Drachen.“ An der Höhlenwand sieht John eine Zeichnung, eine erschreckende Entdeckung. Dabei gab es nicht zwei Wesen oder Personen. Drache und Mädchen waren eins. Eine Drachenjungfrau. Nana ist mit dem Drache irgendwie verschmolzen und jetzt stellen sie sich John. Dabei sind doch noch gut zehn Seiten übrig, das Finale kann es nicht sein. Deshalb flieht der Drache erstmal. Harry befindet sich gerade im Wasser, um John hinterherzuschwimmen, als der Drache auftaucht. Mit weit aufgerissenen Augen beobachtete er, wie der riesige Kopf des Wasserdrachens ohne Vorwarnung aus dem Wasser schoss und Harry wie einen Flummi hoch in die Luft schnellte, als wäre er kein Gegner, sondern ein Spielzeug. Der BKA-Sonderermittler versank schreiend im See. Die darauffolgende Stille war unerträglich. Das wird ja nochmal richtig dramatisch, es brennt an allen Ecken und Enden. Trotz der unmittelbaren Gefahr taucht John nach seinem Freund. Er findet ihn, doch auf dem Weg mit dem bewusstlosen Harry nach oben, wird ihm die Luft knapp. Oh weh! Zum Glück erscheint ein unerwarteter Helfer. Bodi, mein kleiner Drachenfreund, blickte mich an! Wo kam der denn her? Und er verstand meine Lage ganz genau. So schaffen es zurück auf ihr Boot. Wo die Drachennixe angreift. Klein Bodi mag Onkel John aber mehr und stellt sich auf seine Seite. Mama darf nicht seinen Freunden weh tun. John köpft den Drache dann doch mit dem Bumerang. Schon ein kleiner Schock für mich, nach dem bisherigen Handlungsverlauf hätte ich mit einem Happy Ending gerechnet. Und auch Nana stirbt, da sie ja mit dem Drache verwachsen ist. Was ist mit Bodi? Ich verstand eins: Nicht seine tote Mutter, nein, ich war für ihn die Bezugsperson. In den langen Jahren, die ich diesen Job jetzt schon machte, hatte ich schon so einiges mitgemacht, aber Drachenpapa war ich bisher nie gewesen. Was macht man jetzt mit dem? Ich bleibe dabei, das Atlantis-Trio könnte hier sicher helfen. Oder man zaubert einfach jemand anderes aus dem Hut. “Hallo, Ryan“, begrüßte ich ihn. Die Drachen kommen nämlich aus Aibon und John steht ein schwerer Abschied bevor, als der Ryan Bodi und seine beiden inzwischen geschlüpften Drachengeschwister mit sich nimmt. Ok, er hätte auch auftauchen können, als Mama noch gelebt hat. Oder am besten direkt vor 4000 Jahren nach den Drachen suchen, als sie frisch durch einen Dimensionsriss auf der Erde gelandet waren. Erst als er die magische Grenze zwischen den Dimensionen passiert hatte, blickte er sich ein letztes Mal zu mir um. Wehmut lag in seinen roten Augen. „Ich werde dich auch vermissen ...“, murmelte ich nahezu unhörbar. Tschüss klein Bodi. Aber vielleicht ist es kein Abschied für immer. Ich hoffte, dass ich die drei – allen voran Bodi – irgendwann wiedersah.
Man muss sich jetzt zu allererst eines klar machen. Inzwischen schreiben nicht mehr nur „echte“ Autoren Sinclairromane, sondern auch Leser. Ok, Marques und Hilleberg waren auch mal Leser und zum Schriftsteller gibt es sowieso keinen Berufsabschluss. Aber sie haben Talent und ein hohes Schreibniveau. Wohingegen sich Marlene Kleins Geschichte hier eher wie eine ausführliche Leserseitengeschichte anfühlt. Und ein gewisser Herr Steinberger muss seinen Fanbeitrag über mehrere Hefte verteilt unterbringen. Wie schreibt die Autorin in ihrem Portrait auf der Leserseite treffend? Ich sah die ganzen Autoren auf der Bühne und dachte: Das will ich auch! Die Möglichkeit gibt es nun wohl für Fans mit einem Mindestmaß an Können und Motivation.
Aber zur Geschichte an sich. Wäre die Drachenmama am Ende nicht gestorben, könnte das ein prima Heft für Jugendliche und Kinder sein. Die Handlung ist demnach auch nichts besonderes. Gibt es hundertfach in Fantasybüchern oder Filmen. Ich mag es eher düster. Dass John sich um den kleinen Bodi kümmert, ist für mich kein Niedlichkeitsfaktor oder Pluspunkt. Ich bin jemand, der sich dann eher fragt, wie unverantwortlich das ist und dass es ja schief gehen muss. Oder soll, ein wenig Chaos ist da vorprogrammiert.
So bleiben auch genug Logikfragen offen. Die Handlung muss passend gemacht werden. Was soll jetzt die Verjüngung der Drachenmutti? Gab es nicht. Wieso muss man die Mädchen mit den Drachen vereinen? Alle drei Kleindrachen werden jetzt auch ohne in Aibon glücklich. Da fängt es schonmal bei den Grundsätzen an.
Da die Geschichte von der Machart nichts für mich war, fällt mir eine Bewertung schwer. Marlene Klein schreibt nicht schlecht, für einen Fanbeitrag liest es sich völlig ausreichend. Aber die Konkurrenz ist hart. Hilleberg und Marques sind meiner Meinung nach geborene Schriftsteller, die könnten auch Bücher herausbringen.
Ich zitiere nochmal aus dem Autorenportait: Jeder Roman, jeder Autor, jeder Stil ist anders, und alle haben ihre Fans und Daseinsberechtigung. Von dieser neuen Vielfalt hat JS (auch wenn ich selbst am Anfang skeptisch war, das gebe ich zu) nur gewonnen. Ich bin ein klitzekleines bisschen stolz darauf, mit der verschwindend geringen Menge von einem Roman meinen Beitrag dazu geleistet zu haben, dass unser aller Lieblingsserie für immer weitergehen möge. Genau so sehe ich das auch. Und das trifft es für mich ziemlich gut. Ein netter Beitrag zur Serie, der definitiv die stilistische Vielfalt bei JS erweitert.
(knappe 6 von 10 Kreuzen) Kein top geschriebener Roman, der wegen vieler Kritikpunkte bei mir auf ein Mittelmaß zurückfällt. Sondern eine von vorn bis hinten solide Geschichte. Reicht mir. Ich bin mir sicher, die Autorin hatte beim Schreiben viel Spaß und es freut mich, dass sie sich diesen kleinen Traum erfüllen konnte. 
PS. Ich bin gespannt auf Rückmeldungen, schreibt mir doch vielleicht einen Leserbrief. Spätestens jetzt könnte Leni sich doch nach dem Basteiforum hier mal anmelden. Sind wieder dreieinhalb Word Seiten bei mir geworden, für die Heft-Leserseite ist das nichts.
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Aktuelle Lesefavoriten:
1. Isaac Kane
2. Gespenster-Krimi Neuauflage
3. Die Vagabunden
4. Dämonenkiller