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Gespenster-Krimi 2.0 Nr. 148: Das Phantom im Orient-Express
»Auf dieser Seite müssen Sie hinaussehen«, hörte Carlo Nobile plötzlich die krächzende Stimme der geisterhaften Alten, die ihm gegenübersaß.
Der Orient-Express rollte donnernd über einen hohen Viadukt. Tief unten im gähnenden Abgrund der Teufelsschlucht leuchtete im fahlblauen Licht ein Totenschädel, der auf zwei übereinander gekreuzten Knochen lag …
Im gleichen Augenblick, als Carlo das Schreckensbild wahrnahm, ertönte aus dem Nachbarabteil ein gellender Schrei. Ein Schatten, dunkler als die Nacht draußen vor dem Abteilfenster, huschte blitzschnell vorüber …
Autor: Frank DeLorca (= Gerhard Hundsdorfer)
Erscheinungstag: 08.06.2024
Erstmals erschienen 1981 als Gespenster-Krimi Band 424
__________________ Wenn die Süße des geringen Preises verflogen ist, die Bitterkeit minderer Qualität wird bleiben.
Carlo Nobile sitzt im Orientexpress in seinem Abteil bei einer unheimlichen Signora Tiriac. Ihre Enkelin Silvana sitzt in einem anderen Abteil und wird von einem Spuk angegriffen. Carlo verscheucht die Schreckgestalt, indem er auf sie schießt. Die beiden kommen sich natürlich näher und haben zufällig den gleichen Ausstieg. Carlo begleitet Silvana Tiriac zum Schloss Risnov, wo sie Angelegenheiten zu klären hat. Die alte Signora ist derweil spurlos aus dem Zug verschwunden und laut Silvana lebt sie gar nicht mehr. Aber seit ihrem Unfall in der Teufelsschlucht liegt ein Fluch auf der Familie. Alles sehr mysteriös.
Auf der Fahrt zum Schloss bauen sie fast einen Unfall, weil ihnen die nächste Schauergestalt vor den Wagen läuft. War das der Angreifer aus dem Zug? Silvana will nicht anhalten und nachsehen, sie düst weiter zum Schloss. Dort ist Carlo sozusagen ein Ehrengast, darauf besteht Silvana. Es dauert nicht lange, bis der Spuk auf dem Schloss losgeht und Carlo das Phantom wieder sieht. Hier stimmt etwas nicht, aber er kann die hübsche Silvana nicht einfach im Stich lassen. Außerdem ist da die Neugier, was es mit dem Familienfluch auf sich hat.
Beim obligatorischen Dinner im großen Saal lernt Carlo dann Silvanas Vater Mircea Tiriac kennen und erfährt mehr über den Fluch. Neben Familiendrama gibt es natürlich auch den großen Spukschatz, der hier irgendwo auf dem Schloss versteckt ist. Frank DeLorca bleibt bei den klassischen Elementen.
Aber auch hinter Carlo Nobile steckt mehr, als es zunächst den Anschein hatte. Er wurde von irgendjemandem geschickt und ist nicht zufällig hier. Carlo offenbart sich Silvana schließlich. Eigentlich ist er Chefinspektor Charles Rutherford aus London, der sich mit mysteriösen Fällen beschäftigt. Unter anderem dem Spuk vom Orientexpress. Jetzt will er Silvana von hier wegbringen und sich mit ihr einen Plan überlegen. Sie soll auch erstmal auf seinem Zimmer schlafen, damit er sie vor dem Phantom beschützen kann. Und sie ordentlich durchknattern natürlich, das muss ja.
In der zweiten Hefthälfte verlassen sie dann mit dem Segen des Vaters das Schloss. Und Carlo fragt Mircea Tiriac, ob er seine Tochter heiraten darf. Ohne das vorher mit ihr besprochen oder angedeutet zu haben. Und nach nur einer gemeinsamen Nacht, wo sie sich erst seit wenigen Tagen kennen. Langsam nervt diese veraltete „Liebesgeschichte“ mit einem Frauenbild, der heute nur noch stört.
Nachdem Carlo seine Silvana also in Sicherheit gebracht hat, kümmert er sich um den Spuk. Es sollte helfen, die Gebeine der in der Teufelsschlucht verstorbenen zu bergen. Was auf dem unwegsamen gefährlichen Terrain keine leichte Aufgabe ist. Und das Phantom hat auch etwas dagegen. Dafür unterstützt ihn der Geist der alten Signora.
Leider ist mir das letzte Viertel des Heftes wieder auf den Lesestapel gerutscht und mir ist erst eine Woche später eingefallen, dass ich das Heft ja noch fertig lesen muss. Die 15 Seiten sind schnell runtergelesen. Mit einem Kran lässt Carlo sich in die Schlucht abseilen, um die Gerippe zu bergen. Er findet auch den Ort, wo er im Schloss die Gebeine begraben muss, um den Spuk zu beenden. Ein Versteck, wo sich auch der berüchtigte Schatz befindet. Das Phantom versucht noch ein letztes Mal, den Helden aufzuhalten, aber er wird vom Geist der Signora aufgehalten.
Verdammt, das Heft im letzten Viertel eine Woche liegen zu lassen ist natürlich eine dumme Idee. So geht die Gruselstimmung flöten. Die war nämlich durchaus gegeben. Wieder ein netter Klassiker von Frank deLorca. Bei dem Titel war meine Befürchtung, dass der ganze Roman im Orient-Express spielt, aber das ist zum Glück etwas irreführend. Es gibt noch stilechte Schauplätze wie ein altes Schloss oder eine unheimliche Schlucht. Da kann man nicht klagen.
Am meisten gestört hat mich wenig überraschend dieser veraltete Sexismus. Ein gestandener Polizeiinspektor kommt einem sehr jungen Mädchen näher. Eher auf Beschützerebene, er muss Silvana wie sein Mündel vor dem Spuk beschützen. Weil damals Männer nicht ohne ihren Schwanz denken konnten, kommen sie sich natürlich näher. Ein Muss sind da diese bestimmten Beschreibungen. Wie dass dieses „Prachtkind“ eigentlich keinen Büstenhalter nötig hätte, bei ihren straffen Busen. Ich würde erwarten, dass Carlo professionellen Abstand hält, selbst wenn Silvana sich in ihrer Furcht vermeintlich an die Vaterfigur ranschmeißt. Nach ihrer ersten gemeinsamen Nacht nennt er Silvana auch direkt Liebling. Sein Väterliches Verhalten ihr gegenüber ekelt mich eher an, wenn er Silvana gleichzeitig als junges Fleisch sieht. Aber naja, einem Roman aus den frühen 80ern kann ich das nicht sehr ankreiden, war halt damals so.
Auf jeden Fall ein GUTer Gruselklassiker mit (6 von 10 Totenköpfen)
__________________ Aktuelle Lesefavoriten:
1. Isaac Kane
2. Gespenster-Krimi Neuauflage
3. Die Vagabunden
4. Dämonenkiller