So, nach langer Zeit gibts doch mal wieder ne Rezi. Eigentlich wollte ich ja nicht mehr, weils mal hieß "Kollegen rezensieren keine Kollegen". Ist für mich totaler Bullshit, weil man daraus nur lernen kann. Ich würds keinem Kollegen verbieten, irgendwas von mir zu rezensieren (mal ganz abgesehen davon, dass sich meine Werke doch arg in Grenzen halten).
Ok, das nur am Rande, doch es hat mich halt kolossal geärgert und massiv von einer meiner Lieblingsbeschäftigungen abgehalten: Rezis zu schreiben!
Aber es kam zum meinem Entsetzen noch ein weiteres Problem auf: nachdem die sinclair’sche Leselust innerhalb der letzten 1,5 Jahre auf Grund von übertriebenen, überbordenden und viel zu überfrachteten Ereignissen, die keinen Platz für Leidenschaft oder Emotionen zuließen, sowie das Fehlen von gewissen Ex-JS-Team-Mitgliedern, doch stark nachgelassen hat, habe ich nur noch sporadisch gelesen. Wenn überhaupt.
Ein Highlight war dann zwischendurch des Meisters augenscheinlich letzter Roman (bis dato jedenfalls).
Aber, wie es so ist, wenn man über 40 Jahre einer Leidenschaft gefrönt und bei jedem Roman mitgefiebert, geheult, gelacht, gebangt hat, lässt man das nicht so einfach los.
Also dachte ich, gib dem Ganzen noch ne Chance und guck, was passiert.
Hab ich gemacht. Mit diesem Dreiteiler. Quasi als letzte Hoffnung. Weil die serienrelevanten Dinge ja inzwischen im Alleingang geschrieben werden. Alle anderen Stories sind (leider) "nur" nette Motw’s oder Mini-Stränge.
Aber sie reichen nicht, um dafür zu sorgen, dass meine (!!) Leidenschaft für die Serie erhalten bleibt. Weil die relevanten Ereignisse leider bindend sind und damit die Serie gestalten. Diese Ereignisse sind für mich allerdings zu "Sinclair 2.0" mutiert, denn bis auf die Motw-Romane erkenne ich den Serienhelden kaum wieder. Er ist schlichtweg nicht mehr DER John, der vor Jahrzehnten dafür gesorgt hat, dass ich erst Alpträume bekam und dann nicht mehr ohne ihn und seine Freunde konnte.
Das nur kurz zur Erklärung.
Jetzt von vorn, denn hier geht es ja um den ersten Teil, dem Kampf um das Totenreich
Zur Vorgeschichte gehört, dass John den Frevel begangen hat, in Notsituationen Liliths Engel der Unzucht und Hurerei zu rufen, anstatt die Erzengel.
Suko und wohl auch allen anderen missfällt dies.
Da alle anderen aber nicht wirklich relevant sind, wird die Sache durch Suko dargestellt und ausgetragen. Immer öfter geraten John und Suko daher aneinander (vorherige Romane seit dem Spuk-Dreiteiler).
Zudem ist John noch anfälliger für schlechte Laune und massive Gereiztheit, wenn Xorron oder Naema auf der Bildfläche erscheinen.
Zuletzt hatte es dazu geführt, dass der Geisterjäger bereit war, Rudy Grenville zu opfern, um Xorron irgendwie beikommen zu können.
Suko war entsetzt darüber und hatte daraus auch keinen Hehl gemacht. Im Streit sind die beiden schließlich für kurze Zeit getrennte Wege gegangen.
Bis Hel erst John und dann Suko samt Einsatzkoffer einkassiert hat, denn Xorron ist in ihr Totenreich eingefallen, worauf sie wiederum keinen Bock hat. Und noch auf so manch anderes …
Nachdem der Herr der Ghouls und Zombies da auch ordentlich den Hammer kreisen ließ, was durchaus eindrucksvoll ge- und beschrieben wurde, stranden John und Suko auf nem Gerippe in ner pampigen Brühe mitten im Nirgendwo Helheims.
Während der Kämpfe, Begegnungen und Rumschleichereien kommt immer durch, dass John sich Gedanken macht, was Suko von ihm hält. Dabei kann er sich nicht verkneifen, gleichzeitig auch immer wieder Entschuldigungen für sein Handeln einzustreuen und damit für sich klarzustellen, dass Suko nicht recht hat, ihn nur nicht versteht und zu Unrecht für die Handhabung mit dem Kreuz verurteilt, etc.pp.
Suko dagegen, der sich wesentlich besser unter Kontrolle hat, besinnt sich immer wieder ihrer Freundschaft und ihres eigentlichen Auftrages. Nämlich die Welt vor dem Bösen zu beschützen. Also macht er immer wieder die Faust in der Tasche, wenn John erneut ausfallend wird und lässt nur wohldosiert ein paar spitze Kommentare fallen. Johns teilweise übertriebene Reaktionen darauf zeigen ihm dann, dass er sehr wohl recht hat und die falsche Benutzung des Kreuzes seinen Freund vergiftet.
Durch Max und Carlotta werden Suko und Sir James von Johns Verschwinden oder eher Entführung durch Hel informiert.
Dann kassiert Hel Suko auch noch ein.
Denise, die den Lobosh wegen des Rufs zu Hilfe geeilt ist, wurde in der Zeit in Südamerika von Hel mit Sultr gekillt.
Vor mehreren Monaten hätte mich gerade der letzte Akt dieses Romans noch fassungslos zurückgelassen, sodass ich mich vor Ungeduld kaum hätte halten können, bis der zweite Teil endlich erscheint, ob Denise wirklich tot ist, etc.
Leider hat mich Hels Tat nicht im Geringsten berührt. Ist halt wieder der Verlauf einer schön verzwickten und ereignisreichen Handlung. Punkt.
Ich mochte Denise mal. Sogar richtig gerne. Eine super aufgebaute Figur, deren Schicksal mich absolut nicht kalt ließ.
Zu spät hab ich dann gemerkt, dass für diverse figürliche "Eigenkreationen" andere Lieblingsfiguren, die mal zum Sinclair-Team gehörten, weichen mussten.
Ebenso verhält es sich mit Totengöttin Hel. TotenGÖTTIN wohl gemerkt. Anfangs fand ich die schrullige Art und Weise, wie sie im Sinclair-Universum halt dargestellt wird, noch ganz nett, amüsant und kurzweilig. Warum sollen Götter immer gleich sein und nur einen auf erhaben machen und so’n Zeugs? Aber irgendwann war ein Punkt erreicht, seitdem konnte ich Hel nicht mehr ernst nehmen. Sie erweckt bei mir nur noch den Eindruck einer verwöhnten Göre, die hip sein will und der man zu viel mächtiges Spielzeug in die Hand gedrückt hat, so dass sie ab und zu mal zeigen kann, wer sie eigentlich wirklich ist und welche Funktion sie nochmal genau hat.
Eigentlich ist mir der ganze Mythenmix inzwischen auch ne Spur zu abgedreht. Ich vermisse wirklich die "einfachen" Storylines. Muss es immer so riesig sein? So viel Personal auffahren und sich dazu eben der Figuren verschiedener Mythen und Sagen bedienen und ewig lange Handlungsstränge mit denen stricken, dafür aber die ganzen "oldschool" Sachen völlig verdrängen? Spukhäuser, Zombie-Erscheinungen, Ghoul-Überfälle, Besessene, Geister, Rachegeister, Vampire … das scheint alles nicht mehr zu reichen.
Aber genau das hat Sinclair immer ausgemacht. Für mich halt.
Es immer größer zu gestalten, stärkere Gegner auszupacken, jetzt sogar alte Gegner zurückzuholen und noch stärker zu machen, Gegner aus anderen Mythen dazuholen, Figuren daraus aufbauen und wiederkehren lassen … das alles finde ich inzwischen eher langweilig, weil es nicht mehr nachvollziehbar ist. Dadurch, dass es immer mehr und immer neue Charas gibt, klappt das mit der "Bindung" nicht, die ich zu gewissen Figuren aus dem Team (und sogar zu Gegnern) über Jahre aufgebaut hatte. SIE haben mich mitfiebern lassen, egal um was es dann ging. Das schaffen die Neugewächse halt nicht und sie sind eben keine Hauptfiguren.
Es war sonst auch immer so gewesen, dass man wusste, jetzt gibt’s halt nen höllischen Gegner und irgendwas müssen John und Co jetzt machen, um dem Herr zu werden.
Mittlerweile gibt’s auch nicht mehr John und Co, sondern nur noch John und Suko und/oder noch diverse Eigenkreationen-Figuren dazu.
Wie ich schon sagte, das Sinclair-Team hat sich stark verkleinert, vielleicht sollte man es in Sinclair-Duo umtaufen … es besteht nur noch aus John und Suko, dann kommt lange nix, dann noch Sir James und Glenda, evtl. noch Shao wegen Suko, dann diverse wiederkehrende Neugewächse in Form von Denise, Hel, Davina, Emma, Marisa, Cathy (da dann auch mal Johnny dazu), Zigana, sogar Lykaon, obwohl der längst hinüber ist, und natürlich nicht zu vergessen immer wieder Lilith und Pandora. Asmodis ist nur noch ein Handlanger, Luzifer kriegt anscheinend gar nicht mehr mit, was vor sich geht … und ... naja, und der Rest ist halt raus.
Von da an hielten sich Mitgefühl, Vorfreude, Liebe und Leidenschaft zu diversen "neuen" Figuren derbe in Grenzen.
Das "Outsourcing/Team-Dezimierung" kam schleichend, aber hat ja funktioniert. Glückwunsch.
Das nur als Erklärung, warum mir die Geschehnisse inzwischen weder nahe gehen, noch für Spannung sorgen. Und das will echt was heißen! Ich hab mal so mitgefiebert, dass ich nach dem Lesen bis zu ner halben Stunde brauchte, um wieder im Hier und Jetzt anzukommen.
Das ist vorbei.
Ergo machte es mir nichts aus, auf den nächsten Roman zu warten. Im Gegenteil. Er blieb sogar erstmal ne gewisse Zeit liegen, bis halbwegs eine Art von Ambition zum Lesen da war.
Fazit: Action, Kampfszenen, Schleim, Blut, Ekel, Verwesungsgestank, Zoff, weitere Hilflosigkeit der Haupthelden und offensichtliche Überlegenheit der Hauptgegner waren bestens in Szene gesetzt.
Leider fehlte es auch hier wieder an Charme, Sinclair-Feeling und der Essenz, die die Serie (für mich!!) ausmachte.
Was mich aber dann doch interessiert hätte: was wollte Xorron mit John bequatschen? Da kams ja dann nicht mehr zu und wird wohl Xorrons Geheimnis bleiben.
Der Zoff zwischen John und Suko kommt mir irgendwie total halbherzig vor. John lässt sich ja schon ne ganze Weile von Lilith auf der Nase herumtanzen und handelt, wie SIE es will. Dazu gehört auch, ihre schwarzen Engel zu rufen. Wenn ich aber weiß, dass das böse ist und Konsequenzen hat (schließlich hat es ja sogar schon Konsequenzen, wenn John die Erzengel, bzw. die Formel ruft), warum tue ich es dann überhaupt? Weil die erste Hure des Himmels es verlangt? Was soll der Quatsch?
Schreibstil, Wortwahl, Ideenreichtum, etc. sind allerdings wie immer in der Ausführung ok und reichlich vorhanden, weshalb es daher noch ein mittel gibt.
Gepackt hat mich hier leider so gar nichts (aber das war ja traurigerweise auch einige Romane vorher schon so), es las sich eher wie eine, zugegeben, sehr lebendig gestaltete Nacherzählung von Ereignissen, an denen bekannte Personen beteiligt waren.
Das Cover fand ich doch ziemlich cool. John von hinten gut erkennbar, Xorron im schicken Gruselgrün sehr schön dargestellt und mit Ghouls generell kann man bei mir nix falsch machen 😊
Auf der LKS gibt es die Kurzgeschichte Der Geist von Zarandush von Helke Romann und war sehr schön kurzweilig zu lesen 😊
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