__________________
Nur der Mond schwamm immer noch leuchtend und wunderbar in den unermesslichen Weiten des funkelnden ukrainischen Himmels; ebenso majestätisch atmete die ungeheure Höhe, und die Nacht, die göttliche Nacht verglühte; ebenso schön lag die Erde im verzauberten Silberlicht.
Nikolaj Gogol: Die Mainacht oder Die Ertrunkene
Ein Roman, dessen Titel mehr verspricht als der Inhalt... __________________
Leider werden die Personen mit den üblichen Stereotypen besetzt und sind kaum mehr als das übliche Kanonen- bzw. Dämonenfutter: das berechnende Flittchen, das über Einfluss und Bett nach oben will, der Klassenrüpel, der sich mit Gewalt das holen, will, was er unter Liebe versteht - und natürlich die beiden Helden, die sich unter anderem wie folgt lesen:
Craig war sportlich durchtrainiert. Es gab kein Gramm Fett an seinem Körper. Sein dichtes blondes Haar hatte einen seidigen Glanz. Die eisigblauen Augen in dem tiefgebräunten Gesicht standen dicht beisammen, ihr Funkeln enthüllte eine Art angeborene Cleverneß. Seine Zähne waren kräftig und blitzweiß. Der Anzug hatte genau den richtigen Schnitt lässiger Eleganz. Aber an ihm hätte sogar ein alter Sack noch verhältnismäßig gut ausgesehen.
Es gab ihn also damals schon, den "sexiest man alive"...
Die Geschichte selbst ist nicht schlecht in den Szenen, in denen sie an den Gespensterkrimi 47 desselben Autors erinnert, also die Hexenrache und die dämonischen Umtriebe. Was mich persönlich gestört hat, ist die Kaltschnäuzigkeit, mit der der Gastgeber Amory Power (welch ein Name!) seine "Freunde" auf eine Sause einlädt, wohl wissend um die tödliche Gefährlichkeit der Sheila Barrshee - die sich prompt am "Gäste-Büffet" bedient. Gegen jegliche Vernunft und Logik und trotz der Geschehnisse bereits im Vorfeld eilen die Gäste also in ihr Verderben, das einfach zu schwadronierend erzählt wird. Alleine die Ankunft von Glenn Ahearn im Dorf erstreckt sich über 22 Seiten.
Leider können sich die guten Szenen nicht gegen die unzähligen Klischees behaupten; zu oft hat man solche Sachen schon gelesen, und diese Vorhersehbarkeit mindert das Lesevernügen doch sehr.
Nur der Mond schwamm immer noch leuchtend und wunderbar in den unermesslichen Weiten des funkelnden ukrainischen Himmels; ebenso majestätisch atmete die ungeheure Höhe, und die Nacht, die göttliche Nacht verglühte; ebenso schön lag die Erde im verzauberten Silberlicht.
Nikolaj Gogol: Die Mainacht oder Die Ertrunkene
Dieses Titelbild wurde auch für den Gespenster-Krimi Nr. 519 "Der Turm der lebenden Toten" für die Subserie "Raven", geschrieben von Henry Wolf (= Karl-Ulrich Burgdorf), verwendet.
__________________ Dieser Beitrag wurde schon 1 mal editiert, zum letzten mal von Shadow am 16.01.2015 09:34.
Erhebe nicht den Anspruch, alles zu wissen – versuche es.