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Nur der Mond schwamm immer noch leuchtend und wunderbar in den unermesslichen Weiten des funkelnden ukrainischen Himmels; ebenso majestätisch atmete die ungeheure Höhe, und die Nacht, die göttliche Nacht verglühte; ebenso schön lag die Erde im verzauberten Silberlicht.
Nikolaj Gogol: Die Mainacht oder Die Ertrunkene
Dieses Taschenbuch bietet einen schönen, kleinen Querschnitt aus dem Schaffen Lovecrafts. Da die enthaltenen Geschichten aus seiner gesamten Schaffenszeit herrühren, ist dieser Band sowohl für Einsteiger, als auch für Wiederentdecker recht interessant. Das Buch beginnt mit einer Geschichte aus der reifen Endphase von Lovecrafts Schaffensperiode, und endet wiederum auch mit solch einer. Die Qualität dieser beiden Stories ist für jeden Fan über alle Zweifel erhaben. Dazwischen gibt es drei sehr gelungene Erzählungen, welche zwischen den Jahren 1926 und 1936 entstanden sind. Somit ist für den aufmerksamen Leser die Entwicklung von Lovecrafts schriftstellerischem Eifer gut zu erkennen. __________________ Dieser Beitrag wurde schon 1 mal editiert, zum letzten mal von Wicket am 17.02.2015 15:41.
1. Das Ding auf der Schwelle (1936)
Eine der bekanntesten und stilistisch dichtesten Erzählungen Lovecrafts, welche durch Originalität, Wahnsinn und Abgründigkeit besticht. Der Leser wird immer tiefer in den Sog der Ereignisse gezogen und leidet still mit dem Protagonisten. Als krönenden Abschluss wird dem Leser ein morbides Finale mit Aha-Effekt geboten.
2. Der Außenseiter (1926)
Eine kleine, aber feine düstere Erzählung aus Lovecrafts Anfängen. Die transportierte Stimmung und der tragische Stil erinnern ein wenig an die Werke Poes.
3. Die Farbe aus dem All (1927)
Eine meisterlich erzählte Geschichte, bestehend aus Science Fiction Elementen, kombinert mit feinem, subtilem Horror. Die Plastizität der geschilderten visuellen Eindrücke der Protagonisten ist schlicht und einfach fantastisch. Auch für den Autor selbst wurden hier Maßstäbe gesetzt, da er spätere Erzählungen mit ähnlichem Hintergrund verfasste. Durch diese Art von Stories wurde er schließlich weltberühmt.
4. Träume im Hexenhaus (1933)
Ein surrealer und makabrer Trip in die Abgründe des Okkulten. Erschreckend plastisch erzählt, entführt uns Lovecraft hier in die Welt von satanischen Ritualen. Auch hier wird (wie könnte es anders sein) der Leser sehr lange im Unklaren darüber gelassen, was die vom Fieber begleiteten Träume des Protagonisten letztendlich bedeuten. Interessant ist hierbei der Versuch, mathematische Ansätze zur Erklärung von Dimensionsreisen zu Rate zu ziehen. Die Geschichte ist insgesamt sehr grausam und zum Teil auch ungewöhnlich blutig für ein Werk Lovecrafts.
5. Der Schatten aus der Zeit (1936)
Die umfangreichste und auch tiefgehendste Geschichte dieses Bandes. Hierbei erleben wir eine Menge "Sense Of Wonder" - ein atemberaubender erzählerischer Bogen, welcher sich hier über Jahrmillionen erstreckt. Persönlich finde ich die Storie streckenweise etwas zäh, aber der Hintergrund ist einfach gewaltig und entschädigt in seiner Gesamtheit.
Fazit:
Hervorragende Stories eines mehr als außergewöhnlichen Schriftstellers. Ich liebe diese Geschichten, welche den Test der Zeit bestanden haben und einfach immer noch, und auch immer wieder funktionieren.
Der Optimist erklärt, dass wir in der besten aller möglichen Welten leben. Der Pessimist fürchtet, dass dies wahr ist. (J.B. Cabell)