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Raniel der Gerechte war zum Dämon geworden – und zum Engeltöter!
Während ich diese Tatsache noch zu verdauen versuchte, meldete sich der Erzengel Michael bei mir und erteilte mir einen Auftrag, von dem ich nicht wusste, ob ich ihn ausführen konnte: „Ich werde dich in eine Dimension schicken, eine der zahlreichen Engelwelten, über die Raniel hergefallen ist wie ein Heer Höllenengel! Du wirst ihn vernichten müssen, denn zu retten ist er nicht mehr!“
Kurz darauf wurde ich meiner Realität entrissen und fand mich auf einer mir unbekannten Welt wieder. Und überall fand ich die Leichen zerfetzter Engel, die einen grausamen Tod gestorben waren!
Geschrieben von Rafael Marques
Erscheinungsdatum: 03.02.2024
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*** Eintracht Braunschweig *** *** Tradition seit 1895 ***
*** Deutscher Meister 1967 ***
Liest gerade: irgendwas, was mit Grusel zu tun hat!
Ich fasse mich mal kurz, der Mittelteil der Triologie schließt überraschend mit dem Thema "Raniel, der Dämon" ab und baut den Handlungstrang bei den Templern weiter aus, wo uns das Finale erwarten wird.
Diesmal mehr Action, Raniel verwüstet ganze Dimensionen und ich frage mich ob es da noch ein Nachspiel mit dem Himmel geben wird. Er war zwar nicht Herr seiner Sinne, aber so ein Genozid wird ggf. doch nicht so einfach vergessen.
Varanga bleibt weiterhin ein interessanter Character, hier geht um seine Vergangenheit als Templer. Trotzdem bleibt er in "seinem" Dreiteiler irgendwie nur ein Mitläufer. Im ersten Roman stand Raniel mehr im Mittelpunkt und nun kommt Baphomet ins Spiel. Mal schauen wie sich das im letzten Teil verhält und ob er als Character erhalten bleibt oder gleich wieder vom Schachbrett gestoßen wird.
Irgendwie hat mir aber diesmal etwas gefehlt, aber ich kann nicht genau sagen was. Gebe dem Roman erstmal ein gut und warte auf den nächsten Roman und dieser wird dann anhand der gesamten Geschichte bewertet.
Der 2te Teil hat mir sehr gut gefallen. Wir erfahren mehr über Varanga. Finde den Charakter sehr interesannt, und hoffe das er noch bleibt. Bin gespannt, wie es nun nächste Woche zu Ende geht.
Es wurden viel Charaktere zu dieser Triologie hinzu geholt hoffe das alle genug Zeit bekommen, da laut Vorschau ja nächste Woche auch noch die Horror Reiter und Luzi himself hinzu kommen.
Nachdem ich mir den Text nochmal durchgelesen und vom Gröbsten Dreck befreit habe, möchte ich mich trotzdem vorab dafür entschudligen, falls das Nachfolgende etwas chaotisch und unstrukturiert in die Tasten gehauen ist. Da mussten viele Gedanken und Eindrücke raus. Stellenweise haben mich die Details überfordert. Falls ich irgendwo was falsch aufgefasst habe, gern darauf hinweisen. Falls ihr Dinge anders interpretiert und Kritik ungerechtfertigt findet, gerne schreiben. Immerhin ist das hier ein Diskussionsforum.
Raniel hat sich in einen Dämon verwandelt. Und John ist mal wieder psychisch am Ende. Dass der Gute noch nicht in eine ausgewachsene Depression abgeglitten ist, bei all den Schicksalsschlägen und Fällen mit traurigem Ausgang. Als Erzengel Michael sich bei ihm meldet, ist Schluss mit der Grübelei. Raniel muss aufgehalten werden, also schleudert er John mal eben fix in eine fremde Dimension, wo Raniel sich gerade aufhält. Der Geisterjäger folgt einer Spur aus Blut und Leichen. Mich ließ der Anblick nicht kalt, beileibe nicht. Er tut mir wirklich Leid, das wird wohl wieder ein emotional belastendes Abenteuer für den Serienhelden. Endlich findet er den Engelsdämon, wo er „mehr als ein Duzend“ Engel abgeschlachtet hat. Bevor er ihn mit der Kreuzformel erlösen kann, meldet sich das Templermädchen Clarissa Mignon bei ihm. Von der hat man auch ewig nichts mehr gehört. “Töte ihn nicht, bitte!“, rief mir das Templerkind zu. „Du musst ihn retten!“ „Wie?“, fragte ich zweifelnd. „Ich weiß es nicht. Aber es muss einen Weg geben.“ Wunschdenken ist schön und gut, aber Raniel hat gerade haufenweise unschuldige Engel abgemetzelt. Da sollte man kein Risiko eingehen. Das sieht John schweren Herzens genau so. Doch wieder kommt er nicht dazu, die Formel zu rufen. Raniel schleudert sein Schwert genau auf ihn zu und…John erwacht in seinem Bett. Irgendwer hat ihn in letzter Sekunde zurück in seine Wohnung gebracht, ein Glück.
Wieder hat er kaum Zeit, seine Gedanken schweifen zu lassen. Suko klingelt bei ihm, es gibt einen neuen Fall. In London fallen goldene Engelsskelette vom Himmel und erheben sich als mordende Untote wieder. Die erfahrenen Geisterjäger kümmern sich schnell um die vier Gerippe. Doch es ist nur ein Puzzlestück im großen Ganzen. Wie hängt das alles zusammen?
Der Geisterjäger hatte durch sein JS-Bauchgefühl schon einen Hinweis auf die Templer. Durch Clarissa Mignon nun einen zweiten. Also recherchiert Godwin jetzt fleißig. Sophie ist gerade nicht anwesend, sie hat im Heftromantiming gerade erfahren, dass sie zwei Cousinen hat und besucht diese. Es gab da einen Templer namens Varanga Abramus, der hingerichtet wurde. Vielleicht ist er der höllische Kopfgeldjäger Varanga, der Raniel erst zum Dämon gemacht hat. Um den muss man sich ja auch noch irgendwie kümmern, puh. Der Würfel des Heils zeigt ihm dann ausgerechnet die Bibel des Baphomet, von der sich Godwin zwei Minuten vorher erst gewundert hat, wieso die Hölle sich nicht mehr für das Buch interessiert. Als er sich die Bibel vornimmt, erscheint plötzlich ein Skelettritter und stößt ihm ein Schwert in den Bauch und…Mit einem Schrei auf den Lippen schreckte Godwin in die Höhe. Das ist jetzt schon der zweite zum Glück nicht reale Beinahetod einer Hauptfigur in diesem Heft. Hoffentlich war es das. Sein Angreifer ist nur ein Nebelgespenst. Trotzdem geht Godwin lieber auf Nummer sicher und teleportiert sich mit dem Knochensessel in Sicherheit. Zunächst geschah nichts, und das wollte der Geist offenbar für sich nutzen. Er huschte heran, riss sein Schwert hoch und ließ es auf Godwin niederfahren, um ihm den Schädel zu spalten. Ach komm, wir wissen doch inzwischen, wie dieser Cliffhanger weitergeht.
Jedenfalls gelingt der Transport des Knochensessels. Die Templerbrüder bemerken, dass ihr Anführer spurlos verschwunden ist und rufen besorgt die Geisterjäger an. John kann sich der Sache aber nicht annehmen, der saß mit Suko im Auto und wurde ebenfalls von einer fremden Kraft wegteleportiert. Was für ein Chaos, muss Suko sich eben allein darum kümmern. Obwohl er gar nicht weiß, wo er überhaupt anfangen soll. Der Fall nahm immer größere Dimensionen an, und allmählich fragte er sich, wohin das alles noch führen sollte. Eine Nummer kleiner und ruhiger wäre für mich auch in Ordnung. Das hier erinnert mich nach der knappen Hälfte an ein „aufgebessertes“ Skript zur Edition 2000, wo sich viele Leser beschwert haben, dass die Hörspiele zu viel Action und zu wenig JS-Grusel sind. Aber hey, ich konnte mich trotzdem damit arrangieren und auch hier weiß ich, dass es wesentlich schlimmer geht. Hoffentlich dreht sich die Actionspirale nicht weiter.
Der Knochensessel hat Godwin in die Vergangenheit geschickt. Zur Kreuzfahrerfestung Gaston. Das wird wohl kein Zufall sein und dem Plot dienen. Tatsächlich. Hier sieht er, wie Varanga Abramus von Jacques de Molay den Auftrag erhält, die abtrünnigen Baphomet-Templer wieder auf den rechten Weg zu führen. “In meinem Namen wird er eine neue Bibel schreiben, die Templer-Bibel. Was in ihr steht, wird die Feindschaft mit dem Götzen brechen und den Orden einen.“ Und dann wird Godwin wieder durch Raum und Zeit teleportiert. Obwohl er gar nicht mehr auf dem Knochensessel sitzt. Er verfolgt, wie Varanga Abramus an der Templerbibel schreibt und kann jetzt sogar dessen Gedanken lesen. Weil es der Plot so braucht. Und er ist ein ungesehener Geist, weil er in Wirklichkeit gar keine Zeitreise vorgenommen hat. Aber wo befindet sich Godwins Körper dann gerade? Auf dem Knochensessel sitzt er jedenfalls nicht mehr. Varanga Abramus wird schließlich von einem Höllenengel dazu verführt, die Templer-Bibel zur Baphomet-Bibel zu machen. “Der Traum des Jacques de Molay soll in einen Albtraum verwandelt werden, so verlangt es der Götze, der mich ausgeschickt hat. Ich soll die Bibel zu einem Instrument des Bösen machen. Damit das auch mit Sicherheit gelingt, soll ich dich töten. Aber das kann ich nicht, denn ich liebe dich.“ Ah, jetzt hat sich der Höllenengel irgendwie magisch verliebt, während er Varanga Abramus heimlich hinterherspioniert hat? Das meinte ich mit meinem kleinen Zwischenfazit, das wird mir alles zu abgedreht. Die Spirale dreht sich und dreht sich. Es folgen weitere praktische Geist-Zeitsprünge, die dem Leser die nötigen Hintergrundinfos liefern. Varanga Abramus wird als Verräter gejagt. Varanga Abramus wird gefangen genommen. Varanga Abramus wird hingerichtet. Varanga Abramus fährt in die Hölle ein.
Und dann erwacht Godwin eben dort. Gut, das erklärt die Geistreise und die damit zusammenhängenden Fragen. Sehr schön, freut mich. Habe ich mich ungerechtfertigt beschwert. “Varanga!“, stieß Godwin hervor, der die Beschreibung dieses Geschöpfs von John Sinclair her kannte. „Du hast mich geholt.“ „Ja, weil du so leichtsinnig warst, meinen bösen Geist aus Baphomets Bibel zu befreien.“ Eigentlich ist Varanga Abramus nämlich ein ganz Lieber, der halt durch dumme Umstände in die Dienste der Hölle geraten ist. Nur ein Teil von ihm ist böse und der war in der Baphomet-Bibel gebannt, bis Godwin ihn durch einen dummen Heftromanzufall befreite. Indem er die Bibel berührte und gleichzeitig an ihn Varanga Abramus dachte, was offenbar reicht, um den Geist zu befreien. Ein missverstandener Gegner, der in verschiedene Teile gespalten ist und einen bösen Seelenanteil hat. War das bei Iovan Raduc nicht genau so? Auf jeden Fall irgendeine Marques-Figur, die eine ähnliche Geschichte hat.
Varanga Abramus schickt Godwin auf eine weitere Geistreise. Dieses mal wird der Templerführer nicht nur seine Gedanken lesen können, sondern direkt Varanga Abramus sein. Und damit muss ich zur Hälfte des Romans wieder eine Lesepause einlegen. Aber eher, um Luft zu holen und den Kopf runterzukühlen. In diesem Brückenband gibt es wahnsinnig viele Hintergrundinfos und man wird mit kleinen Details zugeschüttet. Das möchte ich der Geschichte gar nicht mal negativ auslegen, aber das muss ich erstmal verarbeiten. Wird wohl wieder eine längere Rezi-Lesereise.
Weiter geht’s. Varanga Abramus ist zum höllischen Baphomet-Templer geworden und Godwin erlebt mit, wie er die entweihte Bibel erlangen soll, die von Templern beschützt wird. Kein Problem für ihn als Höllenwesen. Wäre da nicht der Heftromanzufall. Er geriet ins Wanken, stützte sich an dem Pult ab und berührte dabei die Bibel. Ein fieser Stolperer und seine böse Seite wird in das Buch gesogen. Zurück bleibt ein „guter Dämon“. “Ich schwöre dir, ich werde nie wieder so sein“, presste Varanga hervor. „Nie wieder soll ein Mensch durch meine Hände sterben.“ Sein liebestoller Höllenengel Aviela findet das gar nicht mal so schlecht, sie freut sich sogar darüber.
Für jede böse Tat führt Varanga Abramus eine ausgleichende gute Tat aus. Dieser Dualismus setzt sich in seinen Aufträgen fort. “So wie die goldenen Kugeln Engel in Dämonen verwandeln, transformieren die Pfeile Dämonen in Engel. Aviela hat sie für mich angefertigt.“ Verstehe ich immer noch nicht so richtig? Luzifer ist also ok damit, dass er auch für den Himmel Aufträge annimmt und Höllenwesen zu Engeln macht, die dann die Truppen seiner Feinde stärken? Irgendwie muss Varanga Abramus seine Schuld an die Hölle begleichen, indem er aus Engeln neue Dämonen macht. Aber er verlangt eine Bezahlung für diesen Dinest, nämlich dass er Dämonen zu Engeln machen will, heißt es im Text. Mal davon abgesehen, dass das abarbeiten einer Schuld nicht so funktioniert, dass man eine Bezahlung dafür fordert (Als würde ich für ein gestandenes Verbrechen ins Gefängnis gehen, möchte aber für jeden Tag Haft ordentlich bezahlt werden), mir kann niemand erzählen, dass Asmodis oder Luzifer darauf eingehen würden. Die würden über so einen frechen Vorschlag lachen.
Godwin hat nach dieser Erklärung einen guten Geistesblitz. “Wenn du mich beauftragen solltest, Raniel zu suchen und ihm einen silbernen Pfeil in den Körper zu jagen, um ihn wieder in einen Engel zu verwandeln, erwarte ich von dir einen entsprechenden Gegenwert.“ „Und was sollte das sein?“ In Varangas leeren Augenhöhlen blitzte etwas auf. „Die Bibel des Baphomet“, verkündete er. So einfach geht das. Mit einer Kugel einen Engel zum Dämon machen, mit einem Pfeil den Dämon wieder zum Engel machen. Und von vorn. Wenn er keine Schuld bei der Hölle begleichen müsste, wäre das so echt ein lukratives Geschäftsmodell, um Himmel und Hölle auszunehmen.
Puh, erst wenige Seiten gelesen und schon drei neue Absätze geschrieben. Schnell weg von der Templersache und zu John, der ja aus seinem Auto wegteleportiert wurde. Er befindet sich in einer Engelsdimension, wo er über einen weiteren untoten Engel stolpert. Anders als in London ist dieser nicht böse, weil es der Plot so braucht. Er kommt näher und John unternimmt wegen dem JS-Bauchgefühl nichts. “Wir waren nur noch knapp zwei Meter voneinander getrennt, als es seine linke Hand nach mir ausstreckte. Etwas sagte mir, dass es mich nicht erwürgen oder mir das Genick brechen wollte, und genau so war es auch.“ Der Engel heißt Ephraton und zeigt John, was hier passiert ist. Ein Angriff Raniels und der bösen Skelettengel. Da meldet sich Raniel auch schon als Schatten an einer Wand. Er ist für einen Showdown gern zu haben. “Ist dir bewusst, was passiert, wenn ich dich töte? Auch deine Kräfte werden auf mich übergehen und mich zum rechtmäßigen Träger des Kreuzes machen.“ Aha, wieso? Das ist so eine neue Erfindung der modernen JS und war nie ein Ding. John ist der Sohns des Lichts. Und der würde in ein paar Jahrhunderten einfach in einem neuen Körper inkarnieren. Die Hölle hätte so lange Ruhe und sie hätte die Gelegenheit, das Kreuz irgendwo zu verstecken, wo er es nicht findet. Oder hat einer der tollen Hilleberg-Romane diese alte Regel neu geschrieben? Egal, wieder zu viel Rezitext für ein paar Seiten, so werde ich nie fertig. Ich möchte aber auch nichts übergehen.
In der Hölle hat Godwin eine schwere Entscheidung zu treffen. Raniels Rückverwandlung gegen die Bibel des Baphomet. Dann macht Varanga Abramus nochmal extra Druck. „Raniel ist gerade wieder in eine Engelwelt eingedrungen und hat dort Hunderte Himmelswesen getötet. Auch der Sohn des Lichts befindet sich dort und soll mit einigen Engeln versuchen, ihn aufzuhalten. Sag mir, Godwin de Salier, bist du davon überzeugt, dass dein Freund auch diesen Kampf gewinnen kann?“ Godwin muss als Cliffhanger überlegen, aber ich bin mir ziemlich sicher, wofür er sich entscheidet. Auch in der Handlungsmeta macht das Sinn. Die Bibel war jahrzehntelang eine eingestaubte JS-Altlast des Altmeisters, die jetzt zu verlieren, ist nicht wild.
Keine Ahnung, warum Ephraton und einige seiner Engel als Skelettuntote dem Keim des Bösen widerstehen können, aber sie begleiten John zum Showdown mit Raniel. John ist zu allem bereit. Er will die Kreuzformel rufen. Raniel bedroht ihn, dass er dann das ganze Gebäude über ihnen einstürzen lassen wird und John das nicht überlebt. John ist unbeirrt und beginnt die Kreuzformel. Clarissa Mignon erscheint und bittet ihn, aufzuhören. John ist unbeirrt und setzt die Kreuzformel fort. Da tauchen Godwin und Varanga auf und diese dritte Unterbrechung reicht, dass er innehält. Alles geht ganz schnell, Varangas erster Pfeil trifft, Raniel verwandelt sich in einer Minute fix zurück und dann fliehen sie aus der Kathedrale, die tatsächlich einstürzt. Und weil die böse Seite Raniels nicht vernichtet wurde, sondern von ihm gelöst hat, ruft John vorsichtshalber nun doch die Kreuzformel.
Inzwischen scheint die Hölle aber mitbekommen zu haben, was hinter ihrem Rücken gespielt wird – so richtig blicke ich da echt nicht mehr durch – und hat einen ihrer Schergen die Bibel des Baphomet aus dem Templerkloster stehlen lassen. Es muss ja noch Material für den dritten Teil geben.
Oh Junge, das war ein Brocken. Kam mir nicht vor wie ein Gruselheft-Brückenabenteuer, auf 64 Seiten, sondern wie ein ordentliches Stück eines anspruchsvollen epischen Fantasybuches. Da sehe ich persönlich wieder das Problem der Co-Autoren. Der Altmeister hat jede Woche ein Heft rausgebracht, Plus das monatliche Taschenbuch. So konnte er wichtige Feinde und einschneidende Ereignisse in einem ordentlichen Tempo einführen und über mehrere Bände eskalieren lassen. Die Co-Autoren müssen sich die Plätze teilen und entsprechend alles unterbekommen, wenn sie mal dran sind. Obwohl ich den dritten Teil noch gar nicht kenne, sage ich schon hier, dass der Autor einen Vierteiler oder Fünftteiler gebraucht hätte. Schonmal dieser erste kleine Kritikpunkt, das ist viel zu viel und viel zu schnell in ein Heftchen gepresst. Sehe ich aber nicht als seine Schuld, vielleicht hat er sich schon die drei zusammenhängenden Hefte beim JS-Team erkämpfen müssen.
Zum eigentlichen Roman... Ich mache es kurz, obwohl mir so viel im Kopf herumspukt. Die erste Hälfte hat mir besser gefallen als der Vorgängerband. Da wären 7/10 oder mehr Punkte drin gewesen. Godwins Recherchen, die Einbindung der Bibel und der Fall der goldenen Skelettengel ist spannend geschrieben. Während es auf der einen Seite Action gibt, geht es im Templerkloster eher ruhig und gruselig-atmosphärisch zu. Es gleicht sich wunderbar aus. Es liest sich in einem natürlichen Tempo. Ich hatte nicht den Eindruck, dass es gehetzt oder auf Zwang effekthascherisch ist. Bis auf kleine Details erschienen mir die allgemeinen Entwicklungen und die Aktionen der Figuren nachvollziehbar und gut erklärt. Ich bin nicht großartig aus dem Lesefluss herausgekommen, konnte ganz in dieser fiktionalen Welt aufgehen. Entsprechend habe ich in diesem Teil auch nur wenig im ebook markiert und nur drei Absätze als Rezi geschrieben.
Nur um jetzt einen Vergleich zu haben…jetzt geht es weiter mit Godwins Geist-Vergangenheitsreise. Es soll nicht die einzige bleiben und später hat auch John Visionen. So werden die Hintergründe „erzählt“ oder was inzwischen an anderen Fronten passiert, die der Autor nicht mehr unterbringen konnte. Allein dafür wäre ein zusätzliches Heft nötig gewesen, finde ich. Damit man noch mehr Erklärungen unterbringt, kann Godwin nicht nur die Gedanken der wichtigen Figuren lesen, sondern wird sogar selbst in diese hineinversetzt und fühlt wie sie. Mensch, mit mehr Platz hätte man das alles so wunderbar auserzählen können.
Die Enthüllung, dass Varanga kein gnadenloser böser Killer für die Hölle ist, sondern sich da gute und böse Seite abgespalten haben, sowas ist sehr beliebt im modernen JS. Ich bin immer noch am überlegen, welche der Marques-Figuren auch so eine Geschichte hatte. War es wirklich Iovan Raduc? Dafür wechselt Raniel doch die Seiten und wird böse. Aber nur für ein Heft, dann ist alles wieder wie üblich. Denn wo es Revolverkugeln gibt, die Engel zu Dämonen machen, gibt es auch Pfeile, die Dämonen zu Engeln machen. Da hat Varanga echt eine geniale Geschäftsidee. Die Hölle lässt ihn machen, nur die Erzengel scheinen irgendetwas dagegen zu haben, obwohl sie von diesem Geschäft genauso „profitieren“ wie Asmodis.
Das sind meine Hauptkritikpunkte an dem Heft, die aber schon schwer wiegen und mir den Lesespaß vermiesen. Dazu noch der übliche doofe „stolpert doof und fasst dann zum Abstützen gerade dorthin, wo der Plot es braucht“-Zufall oder ein Höllenengel, der sich fix in einen Sterblichen verliebt, weil es für die Handlung wichtig ist.
An sich gefallen mir Rafaels Ideen. Nur nicht, was er daraus macht und wie er es bewerkstelligt. Mir gefällt wie immer Rafaels Schreibe. Wie er das alles in ein Brückenheft presst, hingegen gar nicht.
Ich denke, mindestens die Hälfte meiner Kritik hätte sich erledigt, wenn der Autor das anders geschrieben und auf zwei Bände aufgeteilt hätte. Dann wären einige Entwicklungen vielleicht auch weniger überhastet und hätten sich nachvollziehbarer ergeben.
Und irgendwie musste man ja noch die Templer mit reinbringen. Denn noch ist keine Ruhe, es folgt ein dritter Abschlussband für diese Trilogie. Hoffentlich konzentriert sich Rafael Marques ganz auf die Jagd nach dem gestohlenen Buch. Wenn er da noch Raniel, Varanga und seinen Höllenengel Aviela reinpresst, kann ich mir denken, wie mein Fazit aussehen wird. Der Teasertext klingt leider, als würde eher noch mehr dazu kommen.
Das Heft war nett zu lesen, aber wirklich Spaß hatte ich daran keinen. Loslassen und einfach mal 2 Stunden nach einem stressigen Tag zum Feierabend ein Gruselheft lesen. Das natürlich anspruchsvoll sein darf, aber stellenweiße habe ich mich wie in der Schule gefühlt. „Aufmerksam zuhören und alles mitschreiben, das wird im nächsten Test abgefragt“.
Für mich ein MITTEL mit (6 von 10 Kreuzen)
PS. Ein Kommentar zum Werkstattbericht auf der Leserseite. Die Einbindung von Clarissa Mignon fand ich völlig in Ordnung und passend. Hier haben wir aber wieder das Problem der nicht koordinierten Co-Autoren. JS hat eine große Riege an Nebenfiguren, die bitte auch alle mal einen Auftritt haben sollten. Damit alle Nebenfiguren mal am Zug sind wäre bei Altmeister Dark das Templerkind vielleicht in…sagen wir mal 40 Romanen wiederaufgetaucht. Das ist ein Dreivierteljahr und der Leser wird sich vielleicht noch irgendwie an sie erinnern. Wenn sie jetzt erst nach 40 Heften von Rafael Marques wieder auftaucht, dann sind das Jahre. Aibon hat Rafael ja schon, er darf von mir aus gern auch noch die Templer als regelmäßiges Thema übernehmen, dann aber dranbleiben.
Wann war denn der letzte „wichtige“ Aibon-Roman? Februar 2023, oder? Weil der Autor zwischendurch noch andere eigene Baustellen (Hati und seine Wölfe) hat und Einzelromane schreibt. Die mir zwar besonders gut gefallen, aber Entwicklungen in den wichtigen Dingen herauszögern. Eigentlich müsste JS in dieser Evolutionsstufe wie MX geschrieben und geplant werden, wird aber nie passieren. So wird bei JS nie ein Nervenkitzel über 5 Bände hinaus entstehen, weil alles kreuz und quer schießt. Ich habe die einzelnen Hefte des letzten MX-Zyklus viel kritisiert (was eher an den einzelnen Autoren lag) aber dieser Lesefluss ist ein Träumchen, das kann sich ein JS-Leser nicht vorstellen. Oder….naja, ich fang nicht wieder von den Dunklen Eminenzen an.
Im Gegensatz zu Gleichgewicht hatte ich meinen Spaß am 2. Teil der Trilogie
Ich mag zwar die Figur der Sophie Blanc inkl. der Reinkarnation von Maria Magdalena (weshalb sie weißmagische Kräfte hat, erschließt sich mir nicht... sie war doch nur ne Mitläuferin vom Balken-Sepp), dafür aber die Templer umso mehr. Zumindest die historischen. Die modernen reagieren mir eigtl. immer zu ängstlich, zu passiv und setzen ihren abtrünnigen Baphomet-Brüdern meistens nichts entgegen, aber das ist ein anderes Thema
Auch für diesen 2. Teil vergebe ich ein TOP, da mit der Twist um Varanga und Raniel extrem gut gefallen hat.
Bombe bisher!
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Ich bin nicht der Messias - Doch, du bist es. Ich muss es wissen, denn ich bin schon einigen gefolgt.